ROUNDUP 2: EU-Kommission will Zölle auf Stahl auf 50 Prozent verdoppeln |
07.10.2025 17:17:00 |
(neu: Stellungnahme Thyssenkrupp Steel)
BRÜSSEL (dpa-AFX) - Die EU-Kommission will die heimische
Stahlindustrie mit deutlich höheren Zöllen vor billiger Konkurrenz
aus Ländern wie China schützen. Zudem soll die Menge für zollfreie
Importe nahezu halbiert werden, teilte der zuständige EU-Kommissar
Stéphane Séjourné mit. Konkret solle der Zollsatz für Importe, die
darüber hinausgehen, auf 50 Prozent verdoppelt werden.
Bevor die neuen Regeln in Kraft treten können, müssen auch das
Europaparlament und die EU-Staaten zustimmen. Es gehe darum, die
europäischen Stahlproduzenten und Arbeitsplätze zu retten. "Das ist
die Reindustrialisierung Europas", so Séjourné.
Deutschlands größter Stahlhersteller Thyssenkrupp
Steel begrüßt die Pläne. Die Kommission habe klar erkannt, dass die
europäische Stahlindustrie und mit ihr verbundene
Wertschöpfungsketten ohne einen wirksamen Handelsschutz in ernster
Gefahr sind, erklärte Stahlchef Dennis Grimm in einer Mitteilung.
"Entscheidend ist nun, dass die vorgeschlagenen Maßnahmen zügig und
konsequent umgesetzt werden."
Überkapazitäten im Fokus
In der Kommission wird von deutlich mehr als 600 Millionen Tonnen
weltweiter Überkapazitäten gesprochen. Damit sind in der Regel Waren
gemeint, für die es keine Abnehmer gibt. Weltweite Überkapazitäten
sind jüngst relevanter geworden, nachdem die USA ihre Einfuhrzölle
massiv erhöht haben.
In der EU steht die Befürchtung im Raum, dass Exporte, die bislang
nach Nordamerika verkauft wurden, nun nach Europa umgeleitet werden.
Dadurch könnten europäische Hersteller zusätzlich unter Druck
geraten.
Die meisten Stahlimporte in die EU kamen nach EU-Angaben bislang aus
der Türkei, Südkorea, Indien, Vietnam, China, Japan, dem Vereinigten
Königreich und der Ukraine.
Deutschland besonders betroffen
Innerhalb der EU hat Deutschland die mit Abstand größte
Stahlindustrie - weltweit liegt Deutschland nach Branchenangaben auf
Platz sieben. Doch die Stahlindustrie hierzulande leidet unter der
Krise in Abnehmerbranchen, vor allem der Autoindustrie. Hinzu kommen
gestiegene Energiepreise, Billigimporte vor allem aus China und die
Kosten für den Umbau hin zu einer klimafreundlicheren
Stahlproduktion. Auch die hohen Zölle auf Stahlexporte in die USA
machen der Branche zu schaffen.
Die deutsche Stahlindustrie drängt daher schon länger auf neue
Maßnahmen. Es sei "wichtiger denn je, dass sich die EU-Kommission
nun voll auf die Schaffung eines neuen, tatsächlich schützenden
Handelsinstruments konzentriert", teilte etwa die
Wirtschaftsvereinigung Stahl im August mit. Es brauche Schutz "vor
unkontrollierten, oft gedumpten Importen".
Nach Angaben des Lobbyverbands arbeiten in Deutschland etwa vier
Millionen Menschen in stahlintensiven Branchen, davon rund 80.000
für die Stahlindustrie direkt. 2024 verzeichnete die Industrie zum
zweiten Mal in Folge einen Umsatzrückgang - minus 5,3 Milliarden
Euro im Vergleich zum Vorjahr auf 45,3 Milliarden Euro.
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) will im Herbst einen
"Stahlgipfel" abhalten, um die Probleme der Branche anzugehen.
Chinas Stahlindustrie unangefochtene Weltspitze
Der mit weitem Abstand meiste Stahl weltweit wird in China
produziert. Mit den neuen Zöllen würde sich die EU - die eigentlich
immer wieder lautstark auf einen möglichst barrierefreien Welthandel
pocht - auch stärker gegen Importe aus Fernost abschotten. Damit
kann sich der Staatenverbund als Verbündeter von US-Präsident Donald
Trump im Kampf gegen Chinas Exportüberschuss präsentieren.
Neue EU-Vorgaben sollen alte Regeln ablösen
Ein derzeit gültiger Schutzmechanismus für die europäische
Stahlindustrie läuft im Juni kommenden Jahres aus. Die neuen
Maßnahmen sollen ihn durch eine dauerhafte Regelung ersetzen.
Zustimmung kommt bereits aus dem EU-Parlament. Der CDU-Abgeordnete
Dennis Radtke spricht von einem wirksamen Schutz für Europas
Industrie. Anna Cavazzini von den Grünen teilte mit: "Der
vorgeschlagene Stahlmechanismus ist nötig und längst überfällig."
Auch der SPD-Handelsexperte Bernd Lange ist überzeugt und sieht in
dem Vorschlag der Kommission einen wichtigen Etappensieg./mjm/DP/nas
ISIN DE0007500001 DE0006202005 LU1598757687
AXC0192 2025-10-07/17:17
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Autor: - dpa-AFX
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