ROUNDUP/Nahost-Gespräche: Hamas und Israel 'beharren auf Positionen' |
08.10.2025 06:35:00 |
KAIRO (dpa-AFX) - Die indirekten Verhandlungen zwischen Israel und
der palästinensischen Terrororganisation Hamas über ein Ende ihres
Kriegs und damit verbundene Forderungen gehen heute in den dritten
Tag. Mit der Ankunft wichtiger Unterhändler der Konfliktparteien und
Vermittlerstaaten im ägyptischen Küstenort Scharm el Scheich
bekommen die Gespräche mehr politisches Gewicht - und vielleicht, so
die Hoffnung, auch neuen Schwung. Über konkrete Inhalte der seit
Montag laufenden Verhandlungen ist bisher wenig nach außen
gedrungen, greifbare Fortschritte wurden nicht bekannt.
Dem Vernehmen nach werden sich nun neben dem US-Sondergesandten
Steve Witkoff und dessen Begleiter Jared Kushner auch der
israelische Regierungsvertreter Ron Dermer sowie der türkische
Geheimdienstchef Ibrahim Kalin und Katars Ministerpräsident Mohammed
bin Abdulrahman Al Thani persönlich in die Gespräche einschalten.
Letztere gelten als gewichtige Figuren mit vergleichsweise gutem
Draht zur islamistischen Hamas, während die USA der wichtigste
Verbündete Israels sind.
Strittige Punkte in Trumps Friedensplan
Basis ihrer Unterredungen ist der Friedensplan von US-Präsident
Donald Trump, der die Freilassung aller verbliebenen Hamas-Geiseln
im Gegenzug für eine Waffenruhe im Gaza-Krieg und die Entlassung
Hunderter palästinensischer Häftlinge aus Israels Gefängnissen
vorsieht. Weitere Kernziele des 20-Punkte-Plans: eine Entwaffnung
der Hamas und ein schrittweiser Rückzug der israelischen Truppen aus
dem weitgehend zerstörten Gazastreifen sowie humanitäre Hilfe in
großen Mengen für die notleidende Zivilbevölkerung des
Küstengebiets, das demilitarisiert und wiederaufgebaut werden soll.
Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg. Zwar drückt Trump bei den
Gesprächen aufs Tempo und gibt sich zuversichtlich, dass sein Plan
schon bald umgesetzt werden könne. Allerdings endete nach Angaben
aus Teilnehmerkreisen auch der zweite Tag der Gespräche ohne
bedeutende Zusagen. Die Situation sei "im Vergleich zum ersten Tag
unverändert", sowohl Israel als auch die Hamas "beharren fest auf
ihre Positionen", erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus
Verhandlungskreisen.
Demnach fordert die Hamas verlässliche Garantien dafür, dass Israel
seine Angriffe nach der Freilassung der Geiseln nicht fortsetzt.
Während die Islamisten vor einem möglichen Geisel-Austausch gegen
palästinensische Gefangene ein vollständiges Kriegsende verlangen,
habe die israelische Delegation zu diesen Fragen bisher keine
Zusagen gemacht, hieß es.
Waffen schweigen noch immer nicht
Die Islamisten betrachten die 48 in Gaza verbliebenen Geiseln, von
denen nach israelischen Informationen nur noch 20 am Leben sind, als
entscheidenden Faustpfand in den Verhandlungen. Nach der
Teilzustimmung der Hamas zu Trumps Plan hatte der US-Präsident
Israel am Freitag aufgefordert, sofort die Bombardierung des
Gazastreifens einzustellen, damit die Geiseln sicher und schnell
freikommen können. Allerdings halten die israelischen Angriffe
weiter an - und auch die Hamas ließ sich bislang keine Zusage
abringen, ihre Waffen niederzulegen.
Strittig ist Medienberichten zufolge auch, welche palästinensischen
Gefangenen Israel im Gegenzug für die Geiseln freilassen müsste.
Laut dem staatsnahen ägyptischen TV-Sender Al-Kahira News fordert
die Hamas die - von Israel abgelehnte - Freilassung prominenter
Köpfe wie Marwan Barghuti und Ahmed Saadat. Barghuti ist der
prominenteste palästinensische Häftling in Israel. Er entstammt der
Führungsebene der mit der Hamas rivalisierenden Fatah-Bewegung und
wurde 2004 wegen fünffachen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt.
Saadat ist der Generalsekretär der radikalen Volksfront für die
Befreiung Palästinas (PFLP) und wurde 2008 zu 30 Jahren Haft
verurteilt.
Bundesaußenminister Johann Wadephul, der ebenfalls nach Ägypten
gereist ist, hofft auf baldige Fortschritte bei den Gesprächen. "Es
geht jetzt darum, das Tempo nicht zu verlieren und schnell zu
Ergebnissen zu kommen, damit das Vertrauen in den Prozess nicht
verloren geht", sagte er am Dienstag.
Auslöser des Kriegs war das blutigste Massaker in der Geschichte
Israels. Am 7. Oktober 2023 töteten islamistische Terroristen unter
Federführung der Hamas mehr als 1.200 Menschen und verschleppten 250
weitere nach Gaza. Israel reagierte mit einer beispiellosen
Militäroffensive, Zehntausende Menschen im Gazastreifen wurden
getötet. Das Küstengebiet und die dortige Infrastruktur wurden
großteils zerstört, die humanitäre Lage der Zivilbevölkerung ist
katastrophal.
Trauer und Hoffnung bei Gedenkfeier für Terroropfer
Gemeinsam mit Überlebenden des Oktober-Massakers gedachten am
Dienstag mehr als 30.000 Menschen in der israelischen
Küstenmetropole Tel Aviv der Terroropfer und Geiseln. Nach einer
Schweigeminute waren auf einer Leinwand die Namen der rund 1.200
Toten sowie Textnachrichten zu sehen, die spätere Opfer von einem
Musikfestival und aus Schutzräumen an ihre Angehörigen gesendet
hatten - in vielen Fällen waren es ihre letzten Worte. Die
Gedenkfeier wurde landesweit im Fernsehen und Internet übertragen.
"Wir wollen keine Rache, wir wollen Heilung", sagte eine Frau, deren
Mutter und 13 Jahre alte Tochter bei dem Angriff auf einen Kibbuz
umgebracht worden waren. "Wir wollen die Angst besiegen und Hoffnung
finden. Wir wollen den Hass überwinden und unsere Menschlichkeit
wiederfinden. Wir wollen die Wut überwinden und wieder Mitgefühl
finden."
Netanjahu droht mit "vernichtenden Schlägen"
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu schlug am zweiten
Jahrestag des Massakers ganz andere Töne an. "Unsere Feinde haben
uns schwer geschlagen, aber sie haben uns nicht gebrochen",
zitierten israelische Medien aus einer Erklärung des
rechtskonservativen Ministerpräsidenten. "Wer auch immer die Hand
gegen uns erhebt, erhält beispiellose vernichtende Schläge." Das
Land erlebe nun "entscheidende Tage", sagte Netanjahu. "Wir werden
weiterhin alles daran setzen, alle Ziele des Krieges zu erreichen:
die Freilassung aller Geiseln, die Beseitigung der Hamas-Herrschaft
und die Gewährleistung, dass Gaza keine Bedrohung mehr für Israel
darstellt."
Auch in Deutschland wurde vielerorts der Toten und Verschleppten
gedacht, die vor zwei Jahren zu Opfern des Terrors geworden waren.
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) sprach in einer Videobotschaft
von einem "schwarzen Tag" in den Geschichtsbüchern des jüdischen
Volkes. Am Brandenburger Tor wurden am Morgen die Namen der
Getöteten verlesen und stellvertretend für sie mehr als 1.000 Stühle
aufgestellt. Am Abend erstrahlten dann die Worte "Bring them home
now" auf dem Berliner Wahrzeichen - als Aufforderung, die im
Gazastreifen verbliebenen Geiseln freizulassen. Auch an vielen
anderen Orten in Deutschland gab es Gedenkveranstaltungen und
Mahnwachen./mk/DP/zb
AXC0037 2025-10-08/06:35
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Autor: - dpa-AFX
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