ROUNDUP: Gelingen Durchbrüche im Koalitionsausschuss? |
08.10.2025 07:35:00 |
BERLIN (dpa-AFX) - Kanzler Friedrich Merz (CDU) und seine
schwarz-rote Koalition haben sich für den Herbst einiges vorgenommen
- und die Erwartungen sind groß. Auch angesichts verbreiteter
Unzufriedenheit mit der Regierungsarbeit in Umfragen sollen jetzt
Durchbrüche zu wichtigen Themen erreicht werden. Der
Koalitionsausschuss kommt dazu heute im Kanzleramt zusammen. Es geht
um Entscheidungen in kontroversen Fragen und mögliche weitere
Punkte, mit denen das Bündnis auch seine Handlungsfähigkeit unter
Beweis stellen will.
Dem Koalitionsausschuss gehören die Spitzen der Parteien und
Fraktionen von CDU, CSU und SPD an. Zuletzt traf man sich Anfang
September, um ein Arbeitsprogramm zu besprechen. Streit aus dem
Sommer wollen Schwarz und Rot hinter sich lassen. Und besonders die
Unionsseite machte die Erwartung klar, dass es nach vielen
Vorarbeiten ein "Koalitionsausschuss der Ergebnisse" werden soll,
wie es CSU-Landesgruppenchef Alexander Hoffmann formulierte.
Im Blick stehen mehrere Themen:
Mehr Härte beim Bürgergeld
Um mehr Strenge geht es bei der geplanten Reform des Bürgergelds.
Wiederholt betonten Merz und Arbeitsministerin und SPD-Chefin Bärbel
Bas zuletzt, dass sie in guten Gesprächen seien und die Reform bald
stehen werde. Letzte strittige Punkte würden bald abgeräumt, hieß es
in Regierungskreisen. Doch sind viele Detailänderungen geplant.
Deshalb eignet sich der Koalitionsausschuss, der eher generelle
Linien festlegen soll, aus Sicht mancher Koalitionäre eigentlich
nicht so gut als Besprechungsort für dieses Thema.
Klar ist bisher bereits, dass sich die rund 5,5 Millionen
Bürgergeld-Beziehenden auf strengere Auflagen und Sanktionen
einstellen müssen. Mit den Änderungen sollen Teile der Anfang 2023
in Kraft getretenen Bürgergeld-Reform rückabgewickelt werden.
Fördern und Fordern sollen besser in Balance gebracht, Missbrauch
soll stärker unter Kontrolle gebracht werden. Mit härteren
Sanktionen belegt werden soll, wer gegen Regeln der Jobcenter
verstößt und etwa einen Termin nicht wahrnimmt oder eine
Arbeitsaufnahme verweigert.
Sozialpolitiker hatten allerdings Zweifel angemeldet, ob die
insbesondere von Merz noch im Wahlkampf erhobenen Forderungen nach
enormen Einsparungen damit realisiert werden können. Klar ist wohl,
dass sich die Bezeichnung der Leistung ändert: "Es wird
Grundsicherungsgesetz heißen", hatte Kanzler Merz in der ARD-Sendung
"Caren Miosga" gesagt und betont: "Das Wort Bürgergeld wird nicht
mehr da sein."
Milliarden für neue Autobahnen und Schienen
Mit dem beschlossenen schuldenfinanzierten Sondervermögen von 500
Milliarden Euro für die Infrastruktur will die Koalition kräftigen
Schwung in die Erneuerung vieler maroder Straßen und Schienen
bringen. Doch dann kamen plötzlich Signale aus dem
Verkehrsministerium, dass wichtige Aus- und Neubauprojekte bis 2029
wackeln, weil dafür ein Finanzierungsloch klafft.
Findet der Koalitionsausschuss dazu jetzt eine Lösung, die solche
Zweifel beseitigt? Unionsfraktionschef Jens Spahn (CDU) nannte schon
vorab als Ziel: "Uns ist wichtig, dass das, was baureif ist bei
Schiene und Straße in den nächsten Jahren auch finanziert wird und
gebaut werden kann."
Streitpunkt Verbrenner-Aus
Nur einen Tag nach dem Koalitionsausschuss lädt Merz
Branchenvertreter und Gewerkschaft zu einem Autogipfel ins
Kanzleramt - und da wäre eine geeinte schwarz-rote Linie in
wichtigen Fragen gut. Die deutsche Schlüsselbranche hat mit
Absatzflaute, Konkurrenz aus China und Schwierigkeiten beim Wandel
zur Elektromobilität zu kämpfen. Viele Unternehmen fahren Sparkurse.
Im Fokus steht auch der Umgang mit dem für 2035 geplanten Aus für
neue Verbrenner-Fahrzeuge in der EU, für das jetzt Überprüfungen
anstehen. Die Union will das Verbrenner-Aus kippen - die SPD aber
daran festhalten. Bas äußerte sich trotz großer Differenzen im
Vorfeld überraschend zuversichtlich. Darüber werde im
Koalitionsausschuss beraten. "Und dann wird es auch zu einer
politischen Einigung kommen."
Weitere Baustellen
Unter Zeitdruck kommt die Regierung allmählich mit dem erklärten
Ziel, die Bürgerinnen und Bürger noch vor erneuten Anhebungen der
Krankenkassen- und Pflegebeiträge zum 1. Januar 2026 zu bewahren.
Seit Monaten ist eine drohende Milliardenlücke bekannt, die trotz
extra Geld aus dem Etat noch besteht. Kommt jetzt ein Signal, wie
sie konkret geschlossen werden soll?
Weitere Reformvorhaben der Regierung stehen kurz vor der
Entscheidungsreife. Nicht ausgeschlossen ist es, wie bei Union und
SPD zu hören war, dass auch bei der Rente Vereinbarungen getroffen
werden. Zuletzt war etwa die genaue Ausgestaltung der Aktivrente
Gegenstand neuer internen Debatten. Mit einem steuerfreien Bonus von
2.000 Euro soll sich Mehrarbeit im Alter lohnen./bw/sam/DP/zb
AXC0050 2025-10-08/07:35
|
Autor: - dpa-AFX
|
Copyright dpa-AFX Wirtschaftsnachrichten GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung, Wiederveröffentlichung oder dauerhafte Speicherung ohne ausdrückliche vorherige Zustimmung von dpa-AFX ist nicht gestattet. |
|
|
DAX | 24.615,85 | 230,07 | 0,94% |
TecDax | 3.731,45 | -1,62 | -0,04% |
MDAX | 30.841,67 | 5,51 | 0,02% |
Dow Jones (EOD) | 46.602,98 | -91,99 | -0,20% |
Nasdaq 100 | 25.010,36 | 170,14 | 0,68% |
S & P 500 (EOD) | 6.714,59 | -25,69 | -0,38% |
SMI | 12.521,79 | -29,57 | -0,24% |
|
EUR/US$ | 1,1616 | -0,00 | -0,35% |
EUR/Yen | 177,3113 | 0,24 | 0,14% |
EUR/CHF | 0,9309 | 0,00 | 0,04% |
EUR/Brit. Pfund | 0,8664 | -0,00 | -0,21% |
Yen/US$ | 0,0066 | 0,00 | -0,38% |
CHF/US$ | 1,2479 | -0,00 | -0,33% |
|
baha Brent Indication | 66,68 | 0,35 | 0,52% |
Gold | 4.038,36 | 60,07 | 1,51% |
Silber | 48,97 | 0,52 | 1,06% |
Platin | 1.664,98 | 36,05 | 2,21% |
|
|
|