ROUNDUP: Frankreichs Premier sieht Lösung der Krise ohne Neuwahlen |
08.10.2025 12:01:00 |
PARIS (dpa-AFX) - Frankreichs Premier Sébastien Lecornu hofft nach
ersten Gesprächen mit den Parteien auf eine Lösung der
Regierungskrise ohne Neuwahlen. Es gebe den gemeinsamen Willen, bis
Ende des Jahres einen Haushalt zu verabschieden, sagte Lecornu am
Morgen in Paris. "Und dieser Wille schafft natürlich eine Bewegung
und eine Annäherung, die die Aussicht auf eine Auflösung des
Parlaments in weite Ferne rücken lassen."
Nach nur vier Wochen im Amt war Lecornu am Montag zurückgetreten -
noch bevor seine frisch gebildete Regierung ihre Arbeit aufnehmen
konnte. Präsident Emmanuel Macron beauftragte ihn jedoch, mit den
Parteien bis Mittwochabend über einen Ausweg aus der Krise zu
beraten.
Einbindung der Sozialisten
Als einen Schritt zur Lösung der Krise wolle er nun auf die
Sozialisten zugehen, sagte Lecornu. Am Vormittag werde er die
Parteien des linken Lagers bis auf die Linkspartei empfangen, "um zu
sehen, welche Zugeständnisse sie von den anderen politischen
Gruppierungen verlangen, um diese Stabilität zu gewährleisten, und
welche Zugeständnisse sie gegebenenfalls auch selbst zu machen
bereit sind, um dies zu ermöglichen, denn ich habe verstanden, dass
auch sie möchten, dass Frankreich unseren Haushalt noch vor Ende
dieses Jahres verabschieden kann".
Lecornu äußerte die Zuversicht, dass er einen Ausweg aus der
verfahrenen politischen Situation finden kann. "Es ist
offensichtlich, dass diese schwierige Zeit, diese Krise, auch eine
Zeit der Verantwortung ist, in der ich hoffentlich eine Reihe von
Lösungen finden werde, die ich heute Abend dem Staatschef vorstellen
kann."
Folgende Szenarien sind denkbar:
Szenario 1: Lecornu findet Kompromiss und macht weiter
Gelingt es Lecornu, bei seinen Gesprächen mit den politischen
Kräften einen gemeinsamen Nenner zur Stabilisierung des Landes sowie
einen Ausweg aus der Krise zu finden, könnte Macron ihn bitten,
einen Neustart als Premier zu wagen. Zwar hatte Lecornu laut Medien
durchblicken lassen, er wolle nicht erneut als Premier antreten.
Aber als enger Vertrauter des Präsidenten würde er Macrons Wunsch
wohl nicht ablehnen. Ein Vorteil wäre, dass er als Architekt eines
möglichen Kompromisses auf die Unterstützung der beteiligten
Parteien bauen könnte.
Szenario 2: Nach Kompromiss ernennt Macron anderen Premier
Denkbar ist auch, dass Lecornu bei seinen Gesprächen zwar einen
Ausweg aus der Krise findet, die Parteien aber auf einen Premier aus
einem anderen Lager pochen. Dagegen hat Macron sich bislang zwar
kategorisch gesperrt, dies könnte aber Teil einer Lösung der
verfahrenen Situation sein. Die Sozialisten, Kommunisten und Grünen
zumindest, die bei der vorgezogenen Parlamentswahl 2024 stark
abschnitten, riefen Präsident Macron auf, einen Premierminister aus
dem linken Lager zu ernennen.
Szenario 3: Macron löst Parlament auf und ruft Neuwahlen aus
Scheitert Lecornu, dürfte Macron kaum versuchen, einen weiteren
Premier zu finden. Dies wäre dann der vierte Regierungschef seit dem
Sommer 2024, der versuchen würde, Frankreich zu regieren. Erwartet
wird, dass der Präsident in dem Fall die Nationalversammlung auflöst
und Neuwahlen ausruft.
Ein Datum für mögliche Neuwahlen scheint es bereits zu geben. Die
Präfekten hätten bereits die inoffizielle Anweisung erhalten, sich
darauf vorzubereiten, am 16. und 23. November Parlamentswahlen zu
organisieren, berichtete das Enthüllungsblatt "Le Canard enchaîné".
Rücktritt von Macron höchst unwahrscheinlich
Obwohl neben Frankreichs Linkspartei und den Rechtsnationalen von
Marine Le Pen inzwischen auch frühere Vertraute wie
Ex-Premierminister Édouard Philippe Macrons Rücktritt fordern, ist
ein solcher Schritt kaum zu erwarten. Einen Rücktritt hatte Macron
jüngst noch kategorisch ausgeschlossen. Der Präsident hatte kürzlich
betont, er sei direkt vom Volk gewählt worden und werde sein Amt bis
zum regulären Ende im Frühjahr 2027 ausüben./evs/DP/men
AXC0122 2025-10-08/12:01
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Autor: - dpa-AFX
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