GESAMT-ROUNDUP: Historischer Tag mit Freudentränen - Ende des Gaza-Kriegs? |
09.10.2025 18:11:00 |
TEL AVIV/GAZA (dpa-AFX) - Ein Ende des Gaza-Kriegs scheint nach dem
Durchbruch bei den Friedensverhandlungen zum Greifen nah. Israel und
die Terrororganisation Hamas stimmten in einem als "historisch"
gefeierten Moment der ersten Phase des Friedensplans von
US-Präsident Donald Trump zu. Trump bezeichnete das Abkommen als
ersten Schritt "hin zu einem starken, dauerhaften und ewigen
Frieden. Alle Parteien werden fair behandelt!", schrieb er auf der
Plattform Truth Social.
Das Abkommen sieht vor, dass alle 48 israelischen Geiseln binnen 72
Stunden freikommen oder ihre Leichen in die Heimat übergeführt
werden, rund 2.000 palästinensische Häftlinge freigelassen werden
und sich Israel auf eine bestimmte Linie zurückzieht. Eine
Waffenruhe sollte nach Billigung der Übereinkunft durch das
israelische Kabinett in Kraft treten. "Wir alle haben schon viel zu
lange auf diesen Moment gewartet. Jetzt müssen wir es hinbekommen,
dass er wirklich zählt", sagte UN-Generalsekretär António Guterres.
Die israelische Regierung wollte noch am Abend das endgültige grüne
Licht geben. Von diesem Zeitpunkt an würden auch die vereinbarten
Fristen laufen.
Hoffnungen auf Stabilität für gesamte Region
Die Einigung löste unter Israelis wie unter Palästinensern große
Erleichterung aus. Sie wurde auch international und vor allem im
Nahen und Mittleren Osten gefeiert. Die zwei Millionen Menschen im
Gazastreifen können nach langer Zeit großen Leidens nun mit
umfangreicher humanitärer Hilfe rechnen.
"Dies ist ein diplomatischer Erfolg und ein nationaler und
moralischer Sieg für den Staat Israel", sagte Israels
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Israels Militär wird den
Angaben zufolge nach dem Rückzug hinter besagte Linie weiterhin 53
Prozent des Gazastreifens kontrollieren. Netanjahu forderte für
Trump den Friedensnobelpreis.
Feiern im Gazastreifen und in Israel
Die Angehörigen der Geiseln und viele Palästinenser im Gazastreifen
feierten erleichtert das mögliche Ende des seit zwei Jahren
dauernden Kriegs mit Zehntausenden getöteter Zivilisten.
Im Gazastreifen brachen nach Bekanntwerden der Einigung Jubelszenen
aus. Der arabische Nachrichtensender Al-Dschasira zeigte Bilder von
feiernden Menschen in Chan Junis. Junge Männer trugen sich
gegenseitig auf den Schultern, andere tanzten und spielten Musik.
"Meine erste Reaktion war, hemmungslos zu weinen", sagte Mohammed
Abu Auda im Gazastreifen der Deutschen Presse-Agentur.
Auch in Tel Aviv, auf dem sogenannten Geiselplatz, versammelten sich
Menschen mit strahlenden Gesichtern, fielen sich in die Arme und
stießen an. Einige schwenkten israelische und US-Flaggen. "Alle von
ihnen - jetzt!", riefen sie zudem. Bei vielen ist die Erleichterung
auch von Vorsicht begleitet. "Wir sind auch immer noch angespannt
und hoffen, dass alles so läuft wie geplant", sagte ein Israeli.
Der Krieg war eine Reaktion Israels auf das von der Hamas und
anderen islamistischen Terrorgruppen begangene Massaker an
israelischen Zivilisten im Oktober 2023.
Merz: "Die Entwicklung in Israel macht uns Mut"
Das Abkommen weckte Zuversicht in der gesamten Region. Es öffne "das
Tor der Hoffnung für die Völker der Region - für eine Zukunft, die
von Gerechtigkeit und Stabilität geprägt ist", so Ägyptens Präsident
Abdel Fattah al-Sisi in einem Post auf X. Der Deal biete eine Chance
zur Versöhnung und zur Heilung und eröffne neue Perspektiven für die
Region, sagte Israels Präsident Izchak Herzog. "Die Entwicklung in
Israel macht uns Mut", sagte Kanzler Friedrich Merz (CDU).
Spitzenvertreter der EU kündigten nach dem Durchbruch bei den
Verhandlungen Hilfe an. Die EU werde weiterhin die schnelle und
sichere Lieferung humanitärer Hilfe in den Gazastreifen
unterstützen, teilte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen
mit. Und wenn die Zeit reif dafür sei, werde die EU auch
bereitstehen, um den Wiederaufbau zu unterstützen.
Deutschland will gemeinsam mit Ägypten zu einer
Wiederaufbaukonferenz einladen. "Das wird aber eine politisch
breiter angelegte Konferenz sein müssen, die auch den politischen
Rahmen mit vorzeichnet für den Gazastreifen und die natürlich immer
im Blick hält, dass am Ende eine Zweistaatenlösung wird stehen
müssen", sagte Außenminister Johann Wadephul (CDU) am Rande einer
Westbalkankonferenz in der nordirischen Hauptstadt Belfast.
Großer Druck auf Konfliktparteien
Die Einigung müsse das Ende des Konflikts und den Beginn einer
politischen Lösung auf der Grundlage der Zweistaatenlösung
markieren, forderte Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron. Als
wesentlicher Grund für den Erfolg gilt der große Druck, den Trump
auf Netanjahu ausgeübt hat. Vermittler-Staaten wie Ägypten und Katar
hatten dem Trump-Plan zugestimmt und damit ihrerseits die Hamas
unter Druck gesetzt.
Die Vereinbarung betrifft nur die erste Phase des US-Friedensplans.
In einer zweiten Verhandlungsphase sollen Bedingungen geschaffen
werden, die einen langfristigen Frieden sichern. Dazu gehören der
vollständige Rückzug israelischer Soldaten aus Gaza, sobald eine
internationale Stabilisierungstruppe (ISF) für Sicherheit sorgt
sowie eine Übergangsregierung palästinensischer Technokraten unter
internationaler Aufsicht.
Unklar bleibt, welche Rolle die Hamas in der zukünftigen Verwaltung
des Gazastreifens spielen wird. Auch um eine Entwaffnung der
Terrororganisation wird es erst zu einem späteren Zeitpunkt gehen.
Laut ägyptischen Angaben hat die Hamas Israel angeboten, den Einsatz
ihrer Waffen im Rahmen des US-Friedensplans für Gaza "einzufrieren",
diese aber nicht ganz abzugeben.
Trump plant Reise nach Israel
US-Präsident Trump hatte schon vor der Einigung einen möglichen
Besuch in Israel am Wochenende ins Gespräch gebracht. Es scheint
klar, dass er diesen diplomatischen Erfolg auskosten und weitere
Schritte zum Frieden mit seinem sichtbaren Engagement absichern
will.
In den zwei Jahren des Gaza-Kriegs hatte es mehrere
Verhandlungsrunden und Abkommen gegeben. So einigten sich beide
Seiten Ende November 2023 auf eine erste Waffenruhe und auf eine
Freilassung von 105 Geiseln und 240 palästinensischen Häftlingen. Im
Mai 2024 präsentierte US-Präsident Biden einen dreistufigen Plan für
eine Waffenruhe. Eine im Januar vereinbarte Waffenruhe wurde noch
wenigen Wochen gebrochen. Seit 1. Oktober war konkret über den
Trump-Friedensplan verhandelt worden./mrd/DP/men
AXC0286 2025-10-09/18:11
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Autor: - dpa-AFX
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