ROUNDUP 2: Waffenruhe im Gaza-Krieg in Kraft getreten |
10.10.2025 15:09:00 |
(neu: Aktualisiert.)
TEL AVIV/GENF (dpa-AFX) - Im Gazastreifen ist im Rahmen des von
US-Präsident Donald Trump vermittelten Friedensplans eine Waffenruhe
in Kraft getreten. Wie ein israelischer Militärsprecher mitteilte,
schweigen die Waffen seit 12 Uhr mittags am Freitag (11.00 Uhr
MESZ). Die israelischen Truppen hätten sich zu den vereinbarten
Demarkationslinien zurückgezogen. Die für die Region zuständige
Kommandozentrale des US-Militärs (Centcom) bestätigte den
israelischen Rückzug, wie der US-Sondergesandte Steve Witkoff
mitteilte. Beim Nachrichtensender Al Jazeera waren Aufnahmen
Tausender Menschen zu sehen, die größtenteils zu Fuß in Richtung der
Stadt Gaza zogen.
Mit Beginn der Feuerpause beginnt eine vereinbarte 72 Stunden lange
Frist, während der alle Geiseln, die bei dem Massaker am 7. Oktober
2023 von terroristischen Gruppen aus Israel in den Gazastreifen
entführt wurden, freikommen sollen. Dort befinden sich nach
israelischen Angaben noch 47 Geiseln, von denen 20 noch am Leben
sein sollen. Zudem befindet sich auch die Leiche eines Soldaten, die
während des letzten großen Gaza-Kriegs 2014 entführt wurde, noch in
der Hand von Islamisten im Gazastreifen.
Im Gegenzug lässt Israel laut Vereinbarung mehr als 2.000
Palästinenser frei - unter ihnen 250 zu lebenslanger Haft
verurteilte Gefangene. Nicht darunter ist nach israelischen Angaben
Fatah-Aktivist Marwan Barghuti, der als aussichtsreichster Kandidat
für eine Nachfolge von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas gilt. Er
wird für den Mord an fünf Menschen bei Anschlägen verantwortlich
gemacht und zu mehrfach lebenslanger Haft verurteilt.
US-Präsident Trump plant nach eigenen Angaben, am Sonntag in
Richtung Nahost aufzubrechen. Der Republikaner könnte dann bei einer
offiziellen Unterzeichnung des Abkommens und bei der Freilassung der
Geiseln vor Ort sein. Er sei eingeladen worden, vor dem israelischen
Parlament, der Knesset, eine Rede zu halten, hieß es aus Israel.
Um eine Entwaffnung der Hamas wird es erst später gehen
Nach dem Austausch von Geiseln gegen Häftlinge sollen in einer
zweiten Verhandlungsphase Bedingungen geschaffen werden, die einen
Frieden langfristig sichern.
Ein vollständiger Rückzug der israelischen Soldaten aus dem
Gazastreifen, den die Hamas fordert, ist laut Trumps Plan erst zu
einem späteren Zeitpunkt vorgesehen, wenn eine internationale
Stabilisierungstruppe (ISF) für Sicherheit vor Ort sorgt. Auch um
eine Entwaffnung der Terrororganisation Hamas wird es erst zu einem
späteren Zeitpunkt gehen. Doch wann Soldaten der Türkei, Katars,
Ägyptens und anderer Staaten vor Ort sein werden und wie ein
Sicherheitsvakuum vermieden wird, ist weiterhin unklar. Auch einen
Zeitplan zum Aufbau einer neuen Verwaltung im Gazastreifen gibt es
bisher nicht.
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu betonte am Nachmittag vor
Journalisten, die Entwaffnung der Hamas und eine Demilitarisierung
des Gazastreifens werde in jedem Fall geschehen - auf die einfache
oder die harte Tour, wie er sich ausdrückte.
Merz schließt militärische Beteiligung an Friedenssicherung aus
Deutschland wird sich nach den Worten von Bundeskanzler Friedrich
Merz nicht militärisch an einer internationalen
Stabilisierungsmission beteiligen. Die Bundesrepublik wolle aber
helfen, "den rechtlichen Rahmen für eine solche Präsenz zu schaffen,
etwa durch eine Resolution des Sicherheitsrates", so der
CDU-Politiker laut einer Erklärung. Unter anderem werde man
sofortige humanitäre Hilfe in Höhe von 29 Millionen Euro zur
Verfügung stellen.
Die Türkei bekräftigte unterdessen die Bereitschaft zu einer
militärischen Beteiligung bei der Friedenssicherung. "Unsere
türkischen Streitkräfte, die Erfahrung in der Stiftung und Wahrung
von Frieden haben, sind bereit, jede ihnen übertragene Aufgabe zu
übernehmen", teilte das türkische Verteidigungsministerium laut der
staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu mit.
Die Türkei war an den indirekten Verhandlungen zwischen Israel und
der palästinensischen Terrororganisation Hamas in Ägypten beteiligt.
Ankara unterhält gute Beziehungen zur Hamas, der türkische Präsident
Recep Tayyip Erdogan hatte sie mehrmals als Befreiungsorganisation
bezeichnet.
Katars Ministerpräsident Mohammed bin Abdulrahman Al Thani schrieb
auf X, sein Land werde keine Mühen scheuen, den diplomatischen,
humanitären und historischen Pflichten gegenüber den Palästinensern
und der Region nachzukommen. Der Erfolg dieser ersten Phase sei eine
gemeinsame Verantwortung.
170.000 Tonnen Hilfsgüter in der Region
Die Vereinten Nationen forderten die Öffnung sämtlicher
Grenzübergänge in den Gazastreifen, wie Sprecher mehrerer
humanitärer UN-Organisationen in Genf sagten. Darunter sind die
Weltgesundheitsorganisation (WHO), das UN-Kinderhilfswerk Unicef und
das von Israel abgelehnte UN-Hilfswerk für Palästinenser (UNRWA).
Die Vereinten Nationen haben nach eigenen Angaben 170.000 Tonnen
Hilfsgüter in der Region, die innerhalb kürzester Zeit in den
Gazastreifen gebracht werden können. Darunter sind neben
Lebensmittel auch Medikamente und Material zur Reparatur von
Infrastruktur.
Wie die Arbeit der UN-Organisationen aussehen wird und wer was in
den Gazastreifen liefern kann, war zunächst noch unklar. Israel
kontrolliert die Zugänge und muss grünes Licht geben und die
Sicherheit von Konvois garantieren. Ob und wie UNRWA für die
humanitären Aufgaben genutzt wird, ist auch noch unklar.
Israel hat die Zusammenarbeit in UNRWA Anfang des Jahres beendet.
Das Land wirft der Organisation Nähe zur Hamas vor. Ohne das
Netzwerk von 12.000 Mitarbeitern im Gazastreifen, die trotz des
israelischen Boykotts dort weiter gearbeitet hätten, gehe es aber
nicht, sagte eine Sprecherin des Hilfswerks zu Reportern in Genf:
"UNRWA ist weiterhin die größte humanitäre Hilfsorganisation im
Gazastreifen."
Auslöser des Gaza-Kriegs war der Überfall der Hamas und anderer
islamistischer Terrorgruppen auf Israel am 7. Oktober 2023. Rund
1.200 Menschen wurden dabei getötet und mehr als 250 als Geiseln in
den Gazastreifen verschleppt. Israel reagierte mit einer umfassenden
militärischen Offensive und teilweisen Blockade des Gazastreifens.
Seitdem wurden laut der von der Hamas kontrollierten
Gesundheitsbehörde mehr als 67.000 Palästinenser getötet./cir/DP/men
AXC0176 2025-10-10/15:09
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Autor: - dpa-AFX
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