ROUNDUP 2: Macron ernennt Lecornu erneut zum Premier |
10.10.2025 22:36:00 |
(Aktualisierung: Reaktion Lecornu 4. Absatz, Misstrauensantrag
Opposition 5. Absatz)
PARIS (dpa-AFX) - Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat den
zurückgetretenen Premier Sébastien Lecornu überraschend erneut zum
Regierungschef ernannt. Wie der Élysée-Palast mitteilte, soll der
39-Jährige nach seinen Bemühungen zur Lösung der Regierungskrise als
Premier weitermachen und ein neues Kabinett zusammenstellen.
Lecornu, der ein besonders enger Vertrauter Macrons ist, war erst
vor vier Wochen als Premier angetreten und hatte nach
regierungsinternen Spannungen am Montag sein Amt niedergelegt.
Macron hatte ihn danach beauftragt, binnen zwei Tagen einen Ausweg
aus der Krise auszuloten.
Lecornu sieht Ausweg aus Krise
Lecornu war nach Gesprächen mit den Parteien überzeugt, dass ein
Ausweg aus der Politikkrise in Frankreich ohne eine Neuwahl des
Parlaments möglich sei. Es gebe eine "sehr relative Mehrheit"
mehrerer politischer Gruppierungen, einschließlich der linken
Opposition, die sich auf einen Haushalt und Stabilität verständigen
wollten.
"Wir müssen dieser politischen Krise, die die Franzosen verärgert,
und dieser Instabilität, die dem Image Frankreichs und seinen
Interessen schadet, ein Ende setzen", sagte Lecornu nach seiner
Ernennung. "Die Sanierung unserer öffentlichen Finanzen bleibt eine
Priorität für unsere Zukunft und unsere Souveränität: Niemand kann
sich dieser Notwendigkeit entziehen."
Opposition kündigt Misstrauensantrag an
Frankreichs Linkspartei La France Insoumise (LFI) und das rechte
Rassemblement National (RN) kündigten unverzüglich ein
Misstrauensvotum gegen den wieder ernannten Premier an. "Die
Regierung Lecornu II, die von einem mehr denn je isolierten und
realitätsfernen Emmanuel Macron im Élysée-Palast ernannt wurde, ist
ein schlechter Witz, eine demokratische Schande und eine Demütigung
für die Franzosen", schrieb RN-Chef Jordan Bardella auf X. Von einer
lächerlichen Komödie sprach LFI-Anführer Jean-Luc Mélenchon.
Mit dem Festhalten an seinem Gefolgsmann Lecornu hat Präsident
Macron sich abermals gegen Rufe durchgesetzt, einen Regierungschef
aus dem linken Lager oder einen eher abseits des aktuellen
Politikbetriebs stehenden Experten zu ernennen. Trotz des guten
Abschneidens der linken Parteien bei der vorgezogenen Parlamentswahl
im Sommer 2024 hatte Macron danach mit dem Konservativen Michel
Barnier und dem Mitte-Politiker François Bayrou Regierungschefs
ernannt, die dem linken Lager fernstehen.
Unterstützung von politischen Gruppierungen
Zwar hatte Lecornu zuvor gesagt, er wolle nicht als Premier
weitermachen. Aber als enger Vertrauter des Präsidenten konnte er
dessen Wunsch "aus Pflichtgefühl", wie er sagte, nicht abschlagen.
Ein Vorteil ist, dass Lecornu nach seinen intensiven Beratungen mit
den Parteien möglicherweise auf eine Unterstützung einer ausreichend
großen Zahl von politischen Gruppierungen wird bauen können.
Auf jeden Fall steht der wieder ins Amt zurückgeholte Premier unter
Zeitdruck, denn wenn das hoch verschuldete Frankreich noch
rechtzeitig einen Haushalt für das kommende Jahr auf den Weg bringen
möchte, muss dieser spätestens bis zum kommenden Montag ins
Parlament eingebracht werden, und zwar vom Premier. Das sehen
verfassungsrechtliche Fristen vor. Wenn dies nicht gelingt, würde
dies das politisch ohnehin gelähmte Land noch weiter blockieren und
wirtschaftlich behindern.
Am Streit über den Haushalt waren Lecornus zwei Vorgänger im
Präsidentenamt gescheitert. Michel Barnier überlebte einen
Misstrauensantrag nicht und Bayrou verlor eine Vertrauensfrage.
Erfolgsaussichten sind offen
Ob Lecornu im zweiten Anlauf nun erfolgreicher sein wird, sowohl bei
der Suche nach einem Konsens in Haushalts- als auch anderen
drängenden politischen Fragen ist offen. Seit der vorgezogenen
Parlamentswahl im Sommer 2024 ist das Parlament in unterschiedliche
politische Blöcke geteilt, die jeweils keine regierungsfähige
Mehrheit besitzen, aber auch keine tragfähigen Bündnisse bilden und
sich gegenseitig blockieren. Koalitionen wie etwa in Deutschland
sind in Frankreich unüblich.
Frankreich hat gemessen an der Wirtschaftsleistung mit 114 Prozent
die dritthöchste Schuldenquote in der EU nach Griechenland und
Italien. Auch die Staatsausgaben gehören zu den höchsten in Europa.
Das Haushaltsdefizit lag zuletzt bei 5,8 Prozent. Die EU hat bereits
im Juli 2024 ein Defizitverfahren gegen Frankreich eröffnet.
Nötig ist also ein Sparhaushalt, aber das zerstrittene Parlament ist
sich uneins, ob die Finanzen mit Einschnitten oder der Schaffung
weiterer Steuern etwa für besonders wohlhabende Menschen wieder ins
Lot gebracht werden sollen./evs/DP/he
AXC0241 2025-10-10/22:36
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Autor: - dpa-AFX
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