ROUNDUP: Macron und sein Premier stehen vor Herkulesaufgabe |
11.10.2025 07:35:00 |
PARIS (dpa-AFX) - Frankreichs überraschend ins Amt zurückberufener
Premierminister Sébastian Lecornu muss unter immensem Zeitdruck
enorme Aufgaben bewältigen. Der Vertraute von Präsident Emmanuel
Macron, der am Montag nach Streit um die Bildung einer
Mitte-Rechts-Regierung zurückgetreten und am Freitagabend auf Geheiß
des Staatschefs wieder zurückgekehrt war, muss übers Wochenende ein
neues Kabinett aufstellen. Nach Wunsch Lecornus sollen diesmal keine
Politiker mehr dazugehören, die eine Kandidatur bei der
Präsidentschaftswahl 2027 erwägen.
Bereits am Montag muss Lecornu dann nach einer Sitzung seines frisch
formierten Kabinetts den Haushalt fürs kommende Jahr einbringen. So
ist es vorgeschrieben, wenn das Budget für das hoch verschuldete
Land noch rechtzeitig in diesem Jahr in trockene Tücher kommen soll.
Misslingt der Versuch, würde das hoch verschuldete und politisch wie
wirtschaftlich ohnehin gelähmte Land noch stärker blockiert.
Am Haushalt hatte Lecornu schon während seiner ersten Amtszeit
gearbeitet, die gerade einmal vier Wochen währte. Zuvor waren
bereits seine beiden Vorgänger im Amt des Premierministers am Streit
über den Haushalt gescheitert: Michel Barnier musste infolge eines
Misstrauensantrags seinen Hut nehmen, François Bayrou verlor eine
Vertrauensfrage.
Lecornu droht Misstrauensvotum
Lecornu (39) droht in der kommenden Woche ebenfalls ein
Misstrauensvotum. Frankreichs Linkspartei La France Insoumise (LFI)
und das rechte Rassemblement National (RN) kündigten ein
entsprechendes Votum gegen den wieder ernannten Premier unverzüglich
an. Ob er dies übersteht, ist nicht sicher.
Im Anschluss an seinen Rücktritt war Lecornu von Macron beauftragt
worden, mit den Parteien einen Ausweg aus der politischen Krise
auszuloten. Nach Gesprächen zeigte Lecornu sich zwar optimistisch.
Als der Präsident aber am Freitag selbst in Beratungen mit den
Parteispitzen ging, schien nicht mehr ausgemacht, dass der Premier
genügend politische Rückendeckung bekommt, um die Stabilität des
Landes zu gewährleisten und den wichtigen Haushalt auf den Weg
bringen zu können.
Streitthema Rente wird wieder diskutiert
Nach internen Beratungen am späten Abend schien es dann jedoch so,
dass die Sozialisten den Premier nicht automatisch vom Start weg
sanktionieren und auch die konservativen Républicains die künftige
Regierung mehrheitlich unterstützen wollen.
Auf die Regierung kommt nach dem Haushalt gleich ein weiteres
Streitthema zu. Auf Druck des linken Lagers hat Präsident Macron
eine Verzögerung von Teilen seiner Rentenreform in Aussicht
gestellt. Der Opposition dürfte das nicht reichen, während viele im
Regierungslager angesichts der sich türmenden Staatsschulden und des
enormen Spardrucks keine kostspieligen Abschwächungen der Reform
vornehmen wollen.
Seit der vorgezogenen Parlamentswahl im Sommer 2024 ist Frankreichs
Parlament in unterschiedliche politische Blöcke geteilt, die jeweils
keine regierungsfähige Mehrheit besitzen, aber auch keine
tragfähigen Bündnisse bilden und sich gegenseitig blockieren.
Koalitionen wie etwa in Deutschland sind in Frankreich unüblich.
Frankreich tief in den roten Zahlen
Gemessen an der Wirtschaftsleistung hat Frankreich mit 114 Prozent
die dritthöchste Schuldenquote in der EU nach Griechenland und
Italien. Auch die Staatsausgaben gehören zu den höchsten in Europa.
Das Haushaltsdefizit lag zuletzt bei 5,8 Prozent. Die EU hat bereits
im Juli 2024 ein Defizitverfahren gegen Frankreich eröffnet.
Nötig scheint also ein Haushalt mit erheblichen Einsparungen - aber
das zerstrittene Parlament ist uneins, ob die Finanzen mit weiteren
Einschnitten oder neuen Steuern etwa für besonders Wohlhabende
wieder ins Lot gebracht werden sollen./evs/DP/zb
AXC0018 2025-10-11/07:35
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Autor: - dpa-AFX
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