ROUNDUP: Bürgergeld-Reform: 'Keine nennenswerten Einsparungen'? |
17.10.2025 16:35:00 |
BERLIN (dpa-AFX) - Die Bundesregierung treibt ihre geplante
Bürgergeldreform voran. Das zuständige Bundessozialministerium hat
einen Gesetzentwurf zur Abschaffung des Namens und Verschärfung der
Regeln fertiggestellt und zur ersten internen Abstimmung unter
anderem ans Kanzleramt geschickt.
Wie in der schwarz-roten Koalition verabredet, soll das Bürgergeld
künftig Grundsicherung heißen und wer Termine im Jobcenter ohne
zwingenden Grund versäumt oder eine Arbeitsaufnahme verweigert, soll
dies härter zu spüren bekommen. "Wer Hilfe braucht, kann sich auf
Unterstützung verlassen. Aber wer arbeiten kann, muss auch daran
mitwirken, wieder für sich selbst zu sorgen", hieß es aus
Regierungskreisen.
Wie viel Geld damit wirklich eingespart werden kann, bleibt offen.
Von allzu großen Summen wird aber erst einmal nicht ausgegangen.
"Bürgergeld ist jetzt Geschichte"
Vor gut einer Woche hatten sich die Spitzen von Union und SPD im
Koalitionsausschuss auf Grundsätze geeinigt. Danach hieß es: "Das
Thema Bürgergeld wird damit der Vergangenheit angehören"
(Bundeskanzler Friedrich Merz, CDU), "Das Bürgergeld ist jetzt
Geschichte" (CSU-Chef Markus Söder), "Wir verschärfen die Sanktionen
bis an die Grenze dessen, was verfassungsrechtlich zulässig ist"
(Sozialministerin Bärbel Bas, SPD).
Der Gesetzentwurf ist bisher nicht öffentlich, da interne
Abstimmungen noch laufen und sich noch Dinge ändern dürften. Einige
Details wurden aber in Berlin bekannt:
* Wer eine Weiterbildung abbricht oder Bewerbungen nicht abschickt,
kann künftig direkt mit einer 30-prozentigen Kürzung bestraft werden
- rund 150 Euro. Bisher gibt es eine Staffelung: erst 10 Prozent,
bei einer weiteren sogenannten Pflichtverletzung 20 und dann 30
Prozent.
* Wer Termine im Jobcenter ohne wichtigen Grund nicht wahrnimmt, dem
droht ab dem zweiten verpassten Termin ebenfalls eine Kürzung um 30
Prozent, ab dem dritten Termin eine komplette Streichung der
Zahlung. Die Miete wird solange noch direkt an den Vermieter weiter
überwiesen. Aber wer auch im Monat darauf nicht erscheint, gilt als
unerreichbar, und der Anspruch auf Leistungen soll komplett
entfallen.
* Menschen, die sich grundsätzlich weigern, eine Arbeit aufzunehmen,
droht weiterhin eine vollständige Einstellung der Zahlung für
maximal zwei Monate. Das soll künftig aber auch gelten, ohne dass es
zuvor schon eine sogenannte Pflichtverletzung innerhalb des letzten
Jahres gab. Mietzahlungen sollen dann direkt an den Vermieter gehen.
* Beim sogenannten Schonvermögen wird gestaffelt. Bisher galt: Ein
Vermögen bis 15.000 Euro wird bei Bürgergeld-Empfängern nicht
angetastet. Künftig soll die Grenze bei unter 20-Jährigen bei 5.000
Euro liegen, darüber bei 10.000, ab 40 bei 12.500 und ab 50 Jahren
bei 15.000 Euro.
* Um staatliche Mietzahlungen für überteuerte Kleinstwohnungen in
sogenannten Schrottimmobilien zu deckeln, sollen künftig nur noch
Kosten übernommen werden, die sich an örtlichen Mietpreisbremsen
orientieren. Auch Quadratmeterhöchstpreise sollen festgelegt werden
können.
"Keine nennenswerten Einsparungen"?
Was wird das alles nun für die Staatskasse bringen? Vor allem die
Union und Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hatten Druck gemacht,
das Bürgergeld umzubenennen und die Regeln zu verschärfen. Merz
hatte eine mögliche Einsparsumme von etwa fünf Milliarden Euro
genannt.
"Allein aufgrund der Maßnahmen des Gesetzentwurfes ergeben sich
keine nennenswerten Einsparungen", heißt es nun aus SPD-Kreisen in
der Regierung. Die erwarteten Einsparungen durch Sanktionen würden
enttäuschend ausfallen, hatte schon Sozialministerin Bas nach der
Koalitionseinigung vorige Woche die Erwartungen gedämpft.
Tropfen auf den heißen Stein
Die genannten Regelverschärfungen und anderen Änderungen am System,
so die Schätzung, bringen höchstens höhere zweistellige
Millionenbeträge ein - bei Gesamtkosten für das Bürgergeld von rund
50 Milliarden Euro im Jahr wäre das ein Tropfen auf den heißen
Stein.
Die Kosten werden kaum sinken, wenn die Zahl der Empfänger bei rund
5,5 Millionen verharrt oder sogar steigt. Pro 100.000 Menschen, die
aus dem System herausgehen, reduzieren sich die Zahlungen um rund
eine Milliarde Euro, so die Faustregel. Inwieweit die strengeren
Regeln hier Effekte haben könnten, bleibt offen.
Am meisten könne bei den Ausgaben für die Grundsicherung gespart
werden, wenn man mehr Menschen in Arbeit bringe, sagte SPD-Chef Lars
Klingbeil. "Das muss auch der Weg der Bundesregierung sein und dafür
müssen wir alles tun."
Nach der regierungsinternen Abstimmung, Anhörungen von Verbänden und
anderen Verfahrensschritten soll die Reform noch dieses Jahr vom
Kabinett auf den Weg gebracht werden und geht dann ins
parlamentarische Verfahren. Im Detail kann sich also noch einiges
ändern./jr/DP/stk
AXC0180 2025-10-17/16:35
|
Autor: - dpa-AFX
|
Copyright dpa-AFX Wirtschaftsnachrichten GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung, Wiederveröffentlichung oder dauerhafte Speicherung ohne ausdrückliche vorherige Zustimmung von dpa-AFX ist nicht gestattet. |
|
|
DAX | 24.330,03 | 71,23 | 0,29% |
TecDax | 3.789,96 | 33,93 | 0,90% |
MDAX | 30.140,61 | -68,61 | -0,23% |
Dow Jones (EOD) | 46.924,74 | 218,16 | 0,47% |
Nasdaq 100 | 25.127,13 | -13,89 | -0,06% |
S & P 500 (EOD) | 6.735,35 | 0,22 | 0,00% |
SMI | 12.622,70 | -12,32 | -0,10% |
|
EUR/US$ | 1,1600 | 0,00 | 0,00% |
EUR/Yen | 176,2083 | -0,03 | -0,02% |
EUR/CHF | 0,9236 | -0,00 | -0,02% |
EUR/Brit. Pfund | 0,8675 | 0,00 | -0,00% |
Yen/US$ | 0,0066 | 0,00 | -0,71% |
CHF/US$ | 1,2562 | -0,01 | -0,45% |
|
baha Brent Indication | 61,48 | 0,39 | 0,65% |
Gold | 4.174,44 | -126,32 | -2,94% |
Silber | 49,94 | -1,86 | -3,59% |
Platin | 1.578,50 | -50,64 | -3,11% |
|
|
|