ROUNDUP 4: Wie stabil ist die Brandmauer der CDU zur AfD? |
19.10.2025 09:05:00 |
BERLIN (dpa-AFX) - Die CDU-Führung kommt heute zu einer zweitägigen
Klausurtagung zusammen, bei der es vor allem um den Umgang mit der
AfD mit Blick auf die fünf Landtagswahlen im kommenden Jahr gehen
wird. Vor den Beratungen hat der Parteichef und Bundeskanzler
Friedrich Merz die AfD zum "Hauptgegner" für die bevorstehenden
Wahlkämpfe erklärt und klargestellt, dass es unter ihm als CDU-Chef
keine Zusammenarbeit mit der Partei geben wird. Vor der Klausur
wurden die Forderungen nach einer Aufweichung der harten Abgrenzung
zur AfD aber lauter.
Die Ausgangslage: AfD hat Union eingeholt
Als Merz 2018 erstmals für den Parteivorsitz kandidierte, schrieb er
diese Sätze auf dem Online-Portal Twitter, heute X: "Wir können
wieder bis zu 40 % erzielen und die AfD halbieren. Das geht! Aber
wir selbst müssen dafür die Voraussetzungen schaffen. Das ist unsere
Aufgabe." Damals war die AfD gerade wieder in den Bundestag
zurückgekehrt und lag in den Umfragen bei etwa 14 Prozent.
Das Gegenteil von dem, was Merz seiner Partei damals als Ziel
setzte, ist eingetreten. Die AfD hat ihre bundesweiten Umfragewerte
fast verdoppelt und liegt heute etwa gleichauf mit der CDU/CSU bei
25 bis 27 Prozent. In Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern, wo
nächstes Jahr neue Landesparlamente gewählt werden, ist die AfD mit
Werten an die 40 Prozent in den Umfragen bereits mit Abstand
stärkste Partei.
In den drei anderen Ländern mit Landtagswahlen 2026 -
Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Berlin - liegt die AfD
allerdings noch deutlich hinter der CDU. Kleiner Hoffnungsschimmer
für Merz: Bei den Kommunalwahlen in seinem Heimatland
Nordrhein-Westfalen legte die AfD zwar deutlich zu, wurde aber in
keiner kreisfreien Stadt und in keinem Landkreis stärkste Partei.
Die Ansage des Chefs: Keine Zusammenarbeit
Die CDU hat auf ihrem Hamburger Parteitag im Dezember 2018 folgenden
Beschluss gefasst: "Die CDU Deutschlands lehnt Koalitionen und
ähnliche Formen der Zusammenarbeit sowohl mit der Linkspartei als
auch mit der Alternative für Deutschland ab." Zweifel an der
sogenannten Brandmauer kamen aber im Bundestagswahlkampf auf, als
Merz damals noch als Oppositionsführer einen Migrationsbeschluss mit
den Stimmen der AfD durch das Parlament brachte.
Vor der Präsidiumsklausur stellte er aber klar, dass es mit ihm als
Parteivorsitzenden keine Zusammenarbeit mit der AfD geben werde. Das
bedeutet für ihn aber nicht, dass man keine Anträge mehr in den
Bundestag einbringen dürfe, denen die AfD zustimmen könnte. "Wenn
wir etwas für richtig halten, dürfen wir uns nicht von der AfD
abhängig machen", sagte er der "Frankfurter Allgemeinen
Sonntagszeitung".
Die Strategie: Inhaltliche Auseinandersetzung statt Verbot
Merz will die Wahlkämpfe im kommenden Jahr auf die
Auseinandersetzung mit der AfD als Hauptgegner konzentrieren. "Wir
unterscheiden uns in allen wesentlichen Grundüberzeugungen von der
AfD", sagt er. "Und darum wird der Meinungskampf mit der AfD und
werden die künftigen Wahlkämpfe in Deutschland vermutlich allein um
die Frage gehen: die oder wir."
Der Kanzler setzt darauf, die AfD inhaltlich zu stellen. "Wir müssen
vor allem den Wählerinnen und Wählern in Deutschland ein gutes
Angebot machen, so dass sie gar nicht auf den Gedanken kommen,
erneut möglicherweise bei der nächsten Wahl wieder diese Partei zu
wählen." Von dem von der SPD angestrebten Verbotsverfahren vor dem
Bundesverfassungsgericht hält Merz wenig. Die rechtlichen Hürden
dafür lägen sehr, sehr hoch, sagt er. "Ich habe wenig Sympathie
dafür, mit einem solchen Instrument zu arbeiten."
Die Zweifler: "Entzauberung gelingt nicht durch Boykott"
Mehrere ostdeutsche CDU-Politiker plädierten vor der
Präsidiumsklausur für einen anderen Umgang mit der AfD. Für die
Brandenburger Bundestagsabgeordnete Saskia Ludwig heißt das zum
Beispiel: "Ihr erst einmal demokratische Rechte zuzugestehen wie
Ausschussvorsitze und Vizepräsidenten. Das gibt es schon in den
Ländern", sagte sie der "Bild".
Auch ehemals einflussreiche Unionspolitiker, darunter der frühere
CDU-Generalsekretär Peter Tauber und Ex-Verteidigungsminister
Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) sprechen sich für eine Lockerung
der sogenannten Brandmauer zur AfD aus. "Entzauberung gelingt nicht
durch Boykott", sagte der frühere CSU-Generalsekretär Guttenberg dem
"Stern".
Der Koalitionspartner: "Das muss dringend gestoppt werden"
Der SPD-Vorsitzende Lars Klingbeil erwartet von der CDU-Führung,
dass sie sich gegen solche Äußerungen wendet. "Ich erwarte von allen
in der Union, die Verantwortung tragen, dass sie sehr deutlich
machen: Mit der AfD gibt es keinerlei Form der Zusammenarbeit, weder
im Bund noch in den Ländern", sagte der Vizekanzler der "Bild am
Sonntag". "Diese Festlegung war für uns eine Eintrittsbedingung in
die Bundesregierung."
Er habe zwar keine Zweifel daran, dass Kanzler Merz jede künftige
Zusammenarbeit mit der AfD ablehne, sagte Klingbeil. "Aber ich nehme
natürlich wahr, dass es andere in der CDU gibt, die versuchen, diese
klare Abgrenzung aufzuweichen. Das muss dringend gestoppt
werden."/mfi/DP/zb
AXC0028 2025-10-19/09:05
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Autor: - dpa-AFX
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