ROUNDUP 4/Nach Massenprotesten: Republikaner greifen 'No Kings' an |
19.10.2025 21:05:00 |
WASHINGTON (dpa-AFX) - Einen Tag nach den weitgehend friedlichen
Massenprotesten gegen Präsident Donald Trump unterstellt ein
führender Republikaner den Demonstranten einen Angriff auf das
amerikanische Wertesystem. Der republikanische Vorsitzende des
Repräsentantenhauses, Mike Johnson, sprach beim Sender ABC News von
"Marxismus und Sozialismus" und warnte vor einer "gefährlichen
Ideologie".
Zugleich erkannte Johnson an, dass die Demonstrierenden "offenbar
gewaltfrei" ihr Recht auf Meinungsfreiheit ausgeübt hätten, was er
als Jurist verteidige. In diesem Kontext sagte er, die Proteste
hätte es gar nicht geben können, wäre Trump tatsächlich ein König.
Am Samstag waren in den USA landesweit Millionen unter dem Motto "No
Kings" - zu Deutsch: "Keine Könige" - auf die Straße gegangen. Die
Proteste verliefen laut US-Medien in weiten Teilen friedlich.
Etliche Teilnehmende waren bunt verkleidet, hatten ihre Kinder und
Hunde mit dabei. Nur am Rande kam es vereinzelt zu
Auseinandersetzungen. Die Polizeibehörden von New York und San Diego
hoben hervor, dass es bei Zehntausenden Demonstrierenden in den
jeweiligen Städten keine Festnahmen gegeben habe - wohl auch mit dem
Ziel, die aufgeheizte politische Stimmung nicht weiter zu befeuern.
Gegner werfen Trump und seinem Umfeld vor, gezielt Eskalation zu
schüren, um den Einsatz des Militärs gegen Andersdenkende zu
normalisieren.
Trump liebäugelt mit "Insurrection Act"
Der Republikaner hat angedeutet, sich im Zweifel auf den sogenannten
Insurrection Act zu berufen. Das Gesetz aus dem Jahr 1807 erlaubt
dem US-Präsidenten im Ausnahmefall, das Militär im Inland
einzusetzen, um Aufstände niederzuschlagen. Beim Sender Fox News
sprach Trump in einem am Sonntag ausgestrahlten Interview in diesem
Zusammenhang von "unangefochtener Macht", die ihm zustehe. Noch
verzichte er darauf, sagte er, und griff zugleich die Demokraten als
"falsche Politiker" an. "Ausschließlich von Demokraten regierte
Städte" in den USA seien "unsicher" und ein "Desaster".
Trumps Regierung nimmt derzeit mehrere demokratisch geführte Städte
und Bundesstaaten ins Visier, denen sie außer Kontrolle geratene
Kriminalität und mangelnde Kooperation bei den geplanten
Massenabschiebungen vorwirft. Kriminalitätsstatistiken stützen diese
Vorwürfe nicht. Betroffene Städte und Bundesstaaten wehren sich
juristisch, unter anderem gegen die Entsendung der Nationalgarde in
ihre Gemeinden. Trump sagte bei Fox News, er erwäge auch einen
Einsatz in San Francisco.
Antifa als Feindbild
Bereits im Vorfeld der Massenproteste am Samstag hatten Johnson und
andere Republikaner diese als "Hate America Rally" bezeichnet. Bei
einer Pressekonferenz sagte Johnson, er erwarte
"Hamas-Unterstützer", "Antifa-Typen" und "Marxisten in voller
Montur". Trump hatte die lose Antifa-Bewegung kürzlich als
"Terrororganisation" eingestuft - ein Schritt, dessen rechtliche
Grundlage unklar ist.
Kritiker warnen, ein solches Label könne theoretisch auf nahezu alle
angewendet werden, die gegen Trump protestieren. Sie sehen darin den
Versuch, Dissens schrittweise einzuschränken. Auf seine Aussagen
angesprochen, betonte Johnson bei ABC News, er habe nie jemanden
"als Feind bezeichnet". Zugleich sagte er, viele der bei den
Protesten gerufenen Parolen und gezeigten Schilder seien
"hasserfüllt" gewesen.
Warnungen vor Machtmissbrauch
Die "No Kings"-Veranstalter werfen Trump vor, sich über
demokratische Grenzen hinwegzusetzen und Macht anzuhäufen, die einem
US-Präsidenten nicht zustehe. "Der Präsident glaubt, seine Macht sei
absolut", heißt es auf der Website der Organisatoren. "Aber in
Amerika haben wir keine Könige." Bei den Protesten äußerten
Teilnehmende ganz unterschiedliche Sorgen - vom Vorgehen der
Trump-Regierung gegen Migranten über Gesundheitspolitik bis hin zur
Angst, die USA könnten in den Faschismus abrutschen.
Trump selbst machte mit mehreren künstlich generierten Videos ohne
Umschweife deutlich, wie wenig er auf die Kritik gibt. Ein auf
seiner Plattform Truth Social veröffentlichter Clip zeigte ihn etwa
als Piloten eines Kampfjets mit der Aufschrift "King Trump". Mit dem
Flieger wirft er braunen, an Kot erinnernden Schlamm über
Demonstrierende ab.
Millionen auf der Straße
Nach Angaben der Veranstalter waren die landesweiten Proteste die
größten, die es gegen einen amtierenden US-Präsidenten in der
modernen Geschichte an einem Tag gegeben habe. Sie sprachen von rund
sieben Millionen Teilnehmenden. Unabhängigere Schätzungen gehen von
etwa 5,2 Millionen aus - mit einer möglichen Obergrenze von 8,2
Millionen, wie der Datenjournalist G. Elliott Morris in
Zusammenarbeit mit dem Newsroom "The Xylom" ermittelt hat.
Wenn sich die Zahlen in späteren Hochrechnungen bestätigen, könnte
die eintägige Protestveranstaltung tatsächlich den bisherigen Rekord
übertreffen: Den halten die Proteste des Women's March 2017, die mit
3,3 bis 5,6 Millionen Teilnehmenden angegeben wurden.
Seit Trumps Amtsantritt im Januar haben die Demonstrationen gegen
ihn deutlich zugenommen. Seit Beginn des Jahres wurden bereits über
31.000 Protestveranstaltungen registriert, gegenüber knapp 8.000
über denselben Zeitraum zu Beginn seiner ersten Amtszeit.
Verschiedene Gruppen scheinen sich zunehmend untereinander zu
vernetzen: Zahlreiche Initiativen sind inzwischen unter dem Dach von
"No Kings" vereint. Zugleich gilt es als Herausforderung, die
Vielzahl unterschiedlicher Anliegen zu bündeln.
Zusammenstöße in Portland
In mehreren Städten kam es zuletzt immer wieder zu kleineren
Protesten, insbesondere gegen Trumps Migrationspolitik. Einer der
Brennpunkte ist das als progressive Hochburg bekannte Portland im
Bundesstaat Oregon. Dort gerieten an einer Einrichtung der
Einwanderungsbehörde ICE wiederholt Demonstrierende,
Gegendemonstranten und Bundesbeamte aneinander.
Während die großen "No Kings"-Proteste in Portland am Samstag laut
dem Lokalsender KATU friedlich verliefen, kam es an der
ICE-Einrichtung erneut zu Zwischenfällen. Nach Angaben des Senders
setzten Bundesbeamte Tränengas ein; es gab mehrere
Festnahmen./gei/DP/zb
AXC0068 2025-10-19/21:05
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Autor: - dpa-AFX
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