GESAMT-ROUNDUP: Gaza-Waffenruhe übersteht erste schwere Krise |
19.10.2025 22:35:00 |
TEL AVIV/GAZA (dpa-AFX) - Die mühsam ausgehandelte Waffenruhe
zwischen Israel und der islamistischen Hamas hat ihre erste schwere
Belastungsprobe überstanden. Israel teilte nach Luftangriffen mit,
es wolle sich nun wieder an die Vereinbarung halten: Auf Anweisung
der politischen Führung und nach einer Reihe schwerer Angriffe als
Reaktion auf die Verstöße der islamistischen Hamas habe die Armee
"mit der erneuten Durchsetzung der Waffenruhe begonnen", hieß es am
Sonntagabend in einer auf Telegram verbreiteten Mitteilung.
Zugleich warnte das Militär, es werde auf jeden Verstoß entschieden
reagieren. Zuvor hatte die Armee am Sonntag mitgeteilt, bei einem
Angriff auf ihre Truppen im Süden des Gazastreifens seien zwei
Soldaten getötet worden. Die israelische Luftwaffe bombardierte
daraufhin nach Medienberichten Dutzende Ziele in dem Küstenstreifen.
Insgesamt wurden am Sonntag nach Angaben mehrerer Krankenhäuser bei
verschiedenen Angriffen 44 Palästinenser getötet. Nach Angaben der
palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa waren unter den Toten auch
ein Journalist und ein Kind.
Beschuss israelischer Truppen mit Panzerfaust
Die Armee hatte am Sonntagvormittag mitgeteilt, Soldaten seien im
Süden des Gazastreifens unter anderem mit einer Panzerfaust
beschossen worden. Im Norden des Gazastreifens hätten sich
Bewaffnete israelischen Soldaten genähert und seien erschossen
worden. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte daraufhin die
neuen Angriffe in dem Küstenstreifen angeordnet.
Hamas weist Vorwürfe zurück
Der militärische Hamas-Arm wies jedoch jegliche Verantwortung für
die Angriffe auf israelische Soldaten zurück. "Wir bekräftigen
unsere vollständige Verpflichtung, alles umzusetzen, was vereinbart
wurde", hieß es in einer Mitteilung der Kassam-Brigaden. Dies gelte
vor allem für die Waffenruhe in allen Gebieten des Gazastreifens.
Angriff hinter der "gelben Linie"
Die Angriffe ereigneten sich nach Angaben des Militärs in einem von
Israel kontrollierten Gebiet östlich der "gelben Linie". Hinter
diese hatte die Armee sich als Teil der vereinbarten Waffenruhe
zurückgezogen.
Isat al-Rischek, Mitglied des Hamas-Politbüros, warf Israel in einer
Mitteilung seinerseits vor, gegen die Waffenruhe zu verstoßen und
"fadenscheinige Vorwände" zu fabrizieren, "um seine Verbrechen zu
rechtfertigen". Er beschuldigte Netanjahu, dieser wolle sich vor
seinen Verpflichtungen gegenüber den Vermittlern drücken, weil er
unter Druck rechtsextremer Koalitionspartner stehe.
Hamas: Unterhändler für weitere Gespräche in Kairo
Am Abend teilte die Hamas dann mit, ihre Unterhändler seien zu
weiteren Gesprächen in Ägypten eingetroffen. Die Delegation unter
Leitung des Auslandschefs der Organisation, Chalil al-Haja, solle
mit den Vermittlern und palästinensischen Gruppen über die weitere
Umsetzung der Waffenruhe sprechen, schrieb die Organisation auf
ihrer Internetseite.
Bisher waren in dem Konflikt neben den USA vor allem auch Ägypten,
Katar und die Türkei als Vermittler tätig. Diese Woche werden auch
US-Vizepräsident JD Vance sowie die US-Unterhändler Steve Witkoff
und Jared Kushner in Israel erwartet. Ob sie auch nach Ägypten
reisen werden, war zunächst unbekannt.
Die seit 10. Oktober geltende Waffenruhe ist Teil eines
Friedensplans von US-Präsident Donald Trump. Israel und die Hamas
hatten sich dabei auch auf den Austausch von Geiseln und Gefangenen
und einen teilweisen Rückzug der israelischen Truppen im
Gazastreifen geeinigt.
Leichen von zwei weiteren Hamas-Geiseln identifiziert
Die Hamas hatte am Samstagabend in Übereinstimmung mit der
Vereinbarung die Leichen von zwei weiteren Geiseln übergeben. Das
Forum der Geiselfamilien teilte mit, es handele sich um den
israelischen Fotografen Ronen Engel aus dem Kibbuz Nir Oz sowie um
einen Landwirtschaftsarbeiter aus Thailand, der acht Jahre lang in
Israel gearbeitet habe.
Engel, ein 54-jähriger Vater von drei Kindern, war während des
Hamas-Massakers im israelischen Grenzgebiet am 7. Oktober 2023
getötet worden. Seine Leiche wurde in den Gazastreifen verschleppt.
Seine Frau und zwei seiner Kinder waren ebenfalls entführt worden,
aber während einer Waffenruhe im Gegenzug für palästinensische
Häftlinge wieder freigelassen worden. Der Thailänder wurde den
Angaben zufolge ebenfalls am Tag des Massakers getötet und aus dem
Kibbuz Beeri verschleppt.
Damit verbleiben noch 16 getötete Geiseln im Gazastreifen. Israel
wirft der Hamas absichtliche Verzögerung vor. Die Terrororganisation
beruft sich dagegen darauf, dass es für sie schwierig sei, die
Leichen zu finden, weil sie unter den Trümmern bombardierter Gebäude
und Tunnel verschüttet seien. Vor knapp einer Woche waren 20 Geiseln
freigelassen worden, die zwei Jahre in der Gewalt der Hamas überlebt
hatten.
Die Kassam-Brigaden teilten mit, es sei die Leiche einer weiteren
Geisel gefunden worden. Sie warnten, neue Angriffe Israels könnten
die Bemühungen um die Bergung weiterer sterblicher Überreste
gefährden.
Auslöser des Gaza-Kriegs war das Massaker der Hamas und anderer
Terroristen in Israel, bei dem am 7. Oktober 2023 wurden etwa 1.200
Menschen getötet und mehr als 250 verschleppt wurden. Bei massiven
israelischen Angriffen im Gazastreifen wurden seither nach Angaben
der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde mehr als 67.000
Menschen getötet./le/DP/zb
AXC0071 2025-10-19/22:35
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Autor: - dpa-AFX
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