| wiiw: Mittel-Osteuropa wächst 2025/26 deutlich stärker als Eurozone / Wiener Wirtschaftsforscher: Konjunktur in Mittel-, Ost- und Südosteuropas "vergleichsweise robust" - Krise der deutschen Autoindustrie belastet Region |
| 22.10.2025 13:37:00 |
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AKTUALISIERUNGS-HINWEIS
Neu: Zitate und Details aus PK (2., 4., 5. sowie vorletzter und letzter Absatz)
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Der wirtschaftliche Aufholprozess in Osteuropa setzt
sich weiter fort. Das Wirtschaftswachstum in Mittel-, Ost- und
Südosteuropa soll laut aktueller Prognose des Wiener Instituts für
Internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw) heuer mit 2,2 Prozent
und 2026 mit 2,6 Prozent deutlich stärker ausfallen als in der
Eurozone (2025: 0,9 Prozent; 2026: 1,4 Prozent). Die strauchelnde
deutsche Autoindustrie belastet aber die osteuropäischen
Partnerländer.
Länder in Osteuropa, die wirtschaftlich stark mit der kriselnden
deutschen Automobilindustrie verbunden sind, würden ein schwächeres
Wirtschaftswachstum verzeichnen, sagte wiiw-Direktor Mario Holzner
am Mittwoch bei der Präsentation der Konjunkturprognose für die 23
Länder. Das wiiw senkte die Wachstumsprognose 2025 für die Region
gegenüber dem Sommer lediglich um 0,1 Prozentpunkte und für 2026 um
0,2 Prozentpunkte. In Rumänien, der Slowakei und Ungarn würden aber
hohe Budgetdefizite, die industrielle Schwäche Deutschlands und
hausgemachte Probleme auf das Wachstum der Wirtschaftsleistung
drücken.
Investitionen stützen wirtschaftliche Dynamik
Die wiiw-Ökonomen orten eine Verschiebung der wirtschaftlichen
Dynamik: "Während bisher der private Konsum der Haupttreiber des
Wachstums in den EU-Mitgliedern Ostmitteleuropas war, gehen wir
davon aus, dass angesichts eines abkühlenden Reallohnwachstums die
Investitionen privater Firmen und der öffentlichen Hand an Bedeutung
gewinnen", so der stellvertretende Direktor des wiiw und Hauptautor
der Herbstprognose, Richard Grieveson. Auch die stark steigenden
Verteidigungsausgaben der NATO-Staaten in der Region würden das
Wachstum stützen.
Der wiiw-Direktor wies auf den starken Rückgang der ausländischen
Direktinvestitionen (FDI) in den mittel- und osteuropäischen
EU-Ländern hin. Im Jahr 2021 lagen die FDI-Zuflüsse in den
EU-CEE-Ländern bei 6,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts und sanken
seitdem auf zuletzt 2 Prozent. Die Investoren halten sich mit
Investments zurück, unter anderem wegen des Ukraine-Kriegs, der
hybriden Kriegsführung Russlands und der US-Zölle. "Unsicherheit,
das ist Gift für Investitionen. Investoren überlegen sich dreifach,
ob sie sich langfristig binden", sagte Holzner. Entgegen dem Trend
hat die österreichische Erste Group im Mai bekannt gegeben, einen
beherrschenden 49-Prozent-Anteil an Santander Bank Polska, der
drittgrößten Bank Polens, für rund 7 Mrd. Euro zu erwerben.
Die Visegrád-Staaten Polen, Tschechien, die Slowakei und Ungarn
sowie Slowenien werden 2025 nach Einschätzung des wiiw im
Durchschnitt um 2,5 Prozent und im kommenden Jahr um 2,9 Prozent
wachsen. Spitzenreiter unter den östlichen EU-Mitgliedern ist und
bleibt Polen mit einem Wirtschaftswachstum von 3,5 Prozent im
laufenden und im kommenden Jahr. Es folgen Kroatien und Bulgarien
mit jeweils rund 3 Prozent Wachstum im heurigen und im kommenden
Jahr. Vergleichsweise wirtschaftlich schlecht läuft es in Rumänien
(2025: 0,8 Prozent; 2026: 1,2 Prozent). Immer noch gut läuft es
hingegen bei den sechs Staaten am Westbalkan, die 2025 im Schnitt um
2,5 Prozent und 2026 um 3,4 Prozent zulegen sollten, auch wenn
Serbien 2025 einen Wachstumseinbruch verzeichnet. Die Türkei wächst
heuer (3,4 Prozent) und im nächsten Jahr 3,9 Prozent wieder relativ
stark.
Ukraine-Krieg hinterlässt tiefe Spuren
Für die von der russischen Invasion gezeichnete Ukraine
verdüstern sich die Aussichten: Das wiiw prognostiziert dem Land für
2025 ein Wirtschaftswachstum von 2 Prozent, eine Revision nach unten
um 0,5 Prozentpunkte gegenüber der Sommerprognose. 2026 soll die
ukrainische Wirtschaft dann um 3 Prozent wachsen, eine Reduktion der
Prognose um einen ganzen Prozentpunkt. Die wiiw-Ökonomen gehen davon
aus, dass sich der seit 2022 andauernde Krieg mit seinen negativen
ökonomischen Auswirkungen noch bis 2027 hinziehen wird - wesentlich
länger als bisher angenommen.
"Die immer größeren Zerstörungen an der Infrastruktur durch die
schweren russischen Luftangriffe und der grassierende
Arbeitskräftemangel aufgrund von Mobilisierung und Flucht dämpfen
die Wachstumsaussichten der ukrainischen Wirtschaft", so die
wiiw-Ukraine-Expertin Olga Pindyuk. Russland steuert aufgrund der
restriktiven Geldpolitik der Zentralbank und niedrigerer Ölpreise
laut Einschätzung der Wirtschaftsforscher auf eine
"Beinahe-Stagnation" zu. Das wiiw erwartet ein Wachstum der
russischen Wirtschaft im laufenden Jahr von 1,2 Prozent und im
kommenden Jahr von 1,4 Prozent. Zum Vergleich: 2023 und 2024 wuchs
Russlands Wirtschaftsleistung noch um 4,1 bzw. 4,3 Prozent.
Der Russland-Experte des wiiw, Vasily Astrov, und wiiw-Direktor
Holzner erwarten, dass sich Russland den Ukraine-Krieg noch lange
leisten kann. Das russische Budgetdefizit und die Staatsverschuldung
sind im internationalen Vergleich niedrig. "Russland hat überhaupt
kein Interesse an einem Waffenstillstandsabkommen", so Astrov. Die
russische Führung glaube, sie werde weitere Gebiete in der Ukraine
erobern.
Osteuropa liefert großen Beitrag zum Wirtschaftswachstum
Österreichs
Österreich profitiert von der engen wirtschaftlichen Verbindung
zu Osteuropa, besonders in Jahren mit schwacher
Wirtschaftsentwicklung. Insgesamt werden die 23 Staaten in Mittel-,
Ost- und Südosteuropa 2025 einen positiven Beitrag zum
österreichischen BIP-Wachstum von 0,11 Prozentpunkten leisten. Die
Ökonomen des Wifo und IHS prognostizieren für heuer ein
Wirtschaftswachstum von 0,3 bzw. 0,4 Prozent. Österreichs
Unternehmen, die in Mittel-, Ost- und Südosteuropa produzieren,
werden den stattfindenden Strukturwandel weg vom Modell "verlängerte
Werkbank", das auf niedrigen Lohnkosten basierte, hin zu einem
Wachstum, das mehr auf Investitionen und privatem Konsum beruht,
spüren, so die wiiw-Expertin Doris Hanzl-Weiß. In Osteuropa
produzierende österreichische Unternehmen würden durch die
steigenden Lohnkosten an Wettbewerbsfähigkeit verlieren.
Der wiiw-Direktor wies auf "den demografischen Schock" in
Osteuropa durch die schrumpfende Bevölkerung hin. Dadurch sei das
Wirtschaftsmodell "verlängerte Werkbank" langfristig nicht mehr
aufrechtzuerhalten. Die Bereiche Automatisierung, IT, Software und
Grüne Energie würden als Wachstumstreiber nun in den Vordergrund
rücken, so Holzner.
(Redaktionelle Hinweise: GRAFIK 1325-25, Format 88 x 116 mm)
cri/ivn
ISIN
WEB http://www.wiiw.ac.at/
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Autor: - APA/cri/ivn
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