| US-Sanktionen - Drastische Folgen für Lukoil in Österreich erwartet / Experte rechnet mit Verlust von Bankkonten bei österreichischen Tochterfirmen - Lukoil ließ Wiener Konzernzentrale erst kürzlich für 30 Mio. Euro umbauen |
| 24.10.2025 07:48:00 |
Die am Dienstag von den USA gegen den
russischen Ölkonzern Lukoil verhängten Sanktionen dürften auch
massive Auswirkungen für Konzerntöchter in Österreich haben. Das
erklärte der auf Sanktionsfragen spezialisierte Wiener Anwalt Marc
Lager in einem Telefonat mit der APA. Konsequenzen haben bereits
Sponsorpartner gezogen: Nach dem Fußballklub Austria Wien
informierte am Mittwoch auch der Österreichische Tennisverband über
das Ende einer Sponsorvereinbarung mit dem Konzern.
Der Experte Lager ging am Mittwochnachmittag davon aus, dass
österreichische oder europäische Banken in der nächsten Zeit ihre
Geschäftsbeziehung zu in Österreich ansässigen Lukoil-Tochterfirmen
beenden werden. "Wenn sie (Banken, Anm.) es nicht tun würden, würden
Vertreter der US-amerikanischen Botschaft in Wien oder des
US-Finanzministeriums Kontakt aufnehmen und nachdrücklich oder
höflich darauf hinweisen, dass bei Aufrechterhaltung dieser
Geschäftsbeziehung Maßnahmen gegen das betreffende Geldinstitut
ergriffen würden", sagte der Rechtsanwalt von der Wirtschaftskanzlei
DLA Piper in Wien. In einer veröffentlichten Entscheidung des
US-Finanzministeriums vom 22. Oktober ist von einer Frist bis 21.
November die Rede, in der Geschäfte mit Lukoil sowie mit allen
Mehrheitsbeteiligungen dieses Ölkonzerns abzuschließen sind.
"Sekundäre Sanktionen" der USA für Banken gefährlich
Möglich sei dieses Vorgehen durch die große wirtschaftliche
Bedeutung der USA, erläuterte Lager. Zwar würden die
Sanktionsbeschlüsse des US-Finanzministeriums formal nur für
US-Amerikaner sowie für Personen gelten, die einen sehr weit
gefassten US-Bezug hätten. Wenn aber ein dem US-Recht nicht
unterliegender Akteur signifikante Geschäfte mit von US-gelisteten
Personen oder Firmen betreibe, könnten die USA "sekundäre
Sanktionen" auch über diesen Akteur verhängen. Und gerade Banken
könnten sich nicht leisten, vom US-Finanzmarkt ausgesperrt zu
werden.
Der Verlust der Bankverbindung würde für die betroffenen Firmen
in Österreich bedeuten, dass sie inoperabel würden, kommentierte der
Rechtsanwalt. Lukoil-Töchter mit Sitz in Wien ließen am Donnerstag
schriftliche Anfragen der APA unbeantwortet und auch der
Mutterkonzern in Moskau veröffentlichte zunächst keine
Presseaussendung zu den US-Sanktionen. Auf der Homepage wurde am
Donnerstag bloß vermerkt, dass eine für 23. Oktober geplante
Vorstandssitzung "im Zusammenhang mit aufgetretenen Umständen"
verschoben worden sei.
Lukoil-Holding in Wien unterschätzte "Ukraine-Krise"
Der Lukoil-Konzern besitzt in Österreich sechs Gesellschaften mit
beschränkter Haftung: Neben der im Schmiermittelgeschäft tätigen
Lukoil Lubricants Europe GmbH, die ihren Sitz in Wien-Donaustadt hat
und 2024 laut Wirtschaftscompass 142 Mitarbeiter beschäftigte, ist
insbesondere die Lukoil International GmbH relevant, eine
hundertprozentige Tochter des Mutterkonzerns OAO Lukoil in Moskau.
Über diese österreichische Holdinggesellschaft, für die 2023 laut
Wirtschaftscompass 67 Mitarbeiter tätig waren, kontrolliert der
russische Ölkonzern knapp 30 Tochterfirmen in etwa 20 Staaten.
Zumindest in der Vergangenheit hat man in der erst kürzlich für
30 Mio. Euro umgebauten Zentrale der Holdinggesellschaft am Wiener
Schwarzenbergplatz mit dem aktuellen Sanktionsszenario nicht
gerechnet, mit dem die Administration von US-Präsident Donald Trump
Moskau nunmehr explizit zu einem Waffenstillstand in der Ukraine
auffordert: "Das Management sieht, basierend auf dem Geschäftsmodell
der Gesellschaft, im Hinblick auf die aktuelle Ukraine-Krise keine
beziehungsweise keine wesentlichen Auswirkungen auf den
Geschäftsverlauf der Gesellschaft im Jahr 2024 sowie keine
Auswirkungen auf den Fortbestand der Gesellschaft", heißt es etwa in
einem mit 30. Dezember 2024 datierten Lagebericht für das
Geschäftsjahr 2023.
hgh/hel
ISIN RU0009024277
WEB http://www.lukoil.com/
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Autor: - APA/hgh/hel
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