| ROUNDUP 2: Boeings Großraumjet 777X kommt noch später - Milliardenverlust |
| 29.10.2025 16:38:00 |
(neu: Kurs aktualisiert)
ARLINGTON (dpa-AFX) - Der kriselnde Flugzeugbauer Boeing
muss die Auslieferung seines Großraumjets 777X um ein
weiteres Jahr verschieben. Jetzt soll die erste Maschine erst 2027
den Weg zu ihrer Käuferin finden - sieben Jahre später als anfangs
geplant. Erstkundin ist die Deutsche Lufthansa . Bei
Boeing schlägt die erneute Verzögerung des Modells mit weiteren 4,9
Milliarden US-Dollar (4,2 Mrd Euro) zu Buche. Die jahrelange
Verschiebung hat den Hersteller damit schon fast 16 Milliarden
Dollar gekostet. Im dritten Quartal schrieb Boeing erneut tiefrote
Zahlen.
Am Finanzmarkt wurden die Neuigkeiten negativ aufgenommen: Die
Boeing-Aktie verlor im frühen US-Handel am Dow-Ende
4,5 Prozent.
Die weitere Verspätung der 777X war zwar schon vor Wochen
durchgesickert, doch Boeings Quartalsverlust von 5,3 Milliarden
Dollar fiel deutlich höher aus als von Analysten im Schnitt
erwartet. Andererseits konnte Boeing überraschend den Abfluss von
Barmitteln stoppen. Mit rund 200 Millionen Dollar fiel der
bereinigte freie Mittelfluss im dritten Quartal sogar positiv aus,
während Experten einen weiteren Abfluss erwartet hatten.
Dies verdankte Boeing vor allem der gestiegenen Zahl ausgelieferter
Flugzeuge. So übergab der Hersteller im dritten Quartal 160
Passagier- und Frachtjets an seine Kunden, 38 Prozent mehr als ein
Jahr zuvor. Der Umsatz legte unerwartet stark um 30 Prozent auf 23,3
Milliarden Dollar zu.
Der eigentliche Grund des Anstiegs ist jedoch kein Boom, sondern die
Krise des Konzerns, die sich Anfang 2024 nach einem gefährlichen
Zwischenfall verschärft hatte. Da hatte ein Boeing-Mittelstreckenjet
vom Typ 737 Max im Flug ein türgroßes Rumpfteil verloren. Passagiere
und Besatzung entgingen nur mit Glück einer Katastrophe.
Die US-Luftfahrtbehörde FAA stellte die Boeing-Produktion daraufhin
unter intensive Kontrolle und verbot dem Hersteller, pro Monat mehr
als 38 Maschinen der Reihe herzustellen. Entsprechend stark ging die
Zahl der Flugzeugauslieferungen 2024 zurück.
Schon im Jahr 2019 war Boeing nach dem Absturz zweier Maschinen vom
Typ 737 Max mit insgesamt 346 Toten in eine schwere Krise geraten.
Das Modell durfte daraufhin mehr als 20 Monate lang weltweit nicht
mehr abheben. Zugleich verlor der Konzern seine Position als
weltgrößter Flugzeugbauer an den europäischen Hersteller Airbus
.
Nach technischen Verbesserungen wurden die Flugverbote zwar
aufgehoben, doch weitere Qualitätsmängel bei dem Modell und dem
Langstreckenjet 787 "Dreamliner" machten Boeing in den folgenden
Jahren zu schaffen. Der Zwischenfall mit dem verlorenen Rumpfteil
warf den Konzern erneut zurück.
Seit im Sommer 2024 Kelly Ortberg die Führung des Konzerns von David
Calhoun übernahm, scheint der Hersteller seine Probleme allmählich
in den Griff zu kriegen. Nun darf er die Produktionsrate seiner
737-Reihe wieder auf monatlich 42 Exemplare hochfahren.
Die Schwierigkeiten bei der Entwicklung und der Zulassung der 777X
sind indes noch nicht ausgestanden. Ortberg zeigte sich entsprechend
enttäuscht über die teure Verzögerung. Bei der Lufthansa dürfte man
sich kaum überrascht zeigen: Vorstandschef Carsten Spohr plant
Insidern zufolge vorerst ohnehin ohne den Flugzeugtyp, auf den er
schon seit Jahren vergeblich wartet.
Die 777X ist die modernisierte Variante von Boeings langjährigem
Verkaufsschlager 777, der auch in seiner Variante als Frachtjet
stark gefragt ist. Das Flugzeug ist der größte zweistrahlige
Passagierjet der Welt. Dank sparsamerer Triebwerke des Herstellers
GE Aerospace , neuartigen Tragflächen und anderen
Verbesserungen soll er deutlich weniger Treibstoff verbrauchen als
seine Vorgängerin. Fünf bereits fertige Maschinen absolvieren
inzwischen Testflüge, doch wichtige Zulassungen lassen weiter auf
sich warten.
Konkurrenzmodell der Boeing 777X ist der Airbus A350, vor allem in
seiner Langversion A350-1000. Der europäische Luftfahrt- und
Rüstungskonzern Airbus will seine Quartalszahlen am Mittwochabend
nach Börsenschluss vorlegen./stw/lew/he/he
ISIN US3696043013 DE0008232125 NL0000235190 US0970231058
AXC0274 2025-10-29/16:38
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Autor: - dpa-AFX
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