| ROUNDUP: Airbus auf Kurs trotz knapper Triebwerke - Boeing mit Milliardenverlust |
| 29.10.2025 20:51:00 |
Der weltgrößte Flugzeugbauer Airbus
will trotz knapper Triebwerke in diesem Jahr wie
geplant 820 Jets ausliefern. Vorstandschef Guillaume Faury hält an
diesem Ziel fest, obwohl der europäische Dax-Konzern
dazu in den letzten drei Monaten mehr als 300 Maschinen an seine
Kunden übergeben müsste. Der kriselnde Konkurrent Boeing
aus den USA musste derweil die Auslieferung seines
größten Jets 777X um ein weiteres Jahr verschieben. Während Airbus
seinen Gewinn weiter in die Höhe treibt, verliert Boeing eine
weitere Milliardensumme.
Am Finanzmarkt wurden die Neuigkeiten vom Mittwoch entsprechend
gegensätzlich aufgenommen: Die Boeing-Aktie war an der Wall Street
mit einem Kursverlust von 4,6 Prozent zuletzt größter Verlierer im
dortigen Leitindex Dow Jones. Die Airbus-Aktie legte hingegen im
nachbörslichen Handel auf der Plattform Tradegate im Vergleich zum
Xetra-Schlusskurs zuletzt um zwei Prozent auf 212,70 Euro zu. Sollte
der Kurs am Donnerstag auf dieses Niveau steigen, wäre die
Airbus-Aktie so teuer wie noch nie.
Airbus und Boeing sitzen auf dicken Auftragsbüchern und kommen mit
der Lieferung neuer und sparsamerer Flugzeuge kaum hinterher.
Während Boeing nach Qualitätsmängeln, Zwischenfällen und zwei
Abstürzen hausgemachte Probleme in den Griff bekommen muss, kämpft
Airbus seit dem Ende der Corona-Pandemie vor allem mit Engpässen bei
seinen Zulieferern.
Im vergangenen Jahr hatte der Airbus nur 766 Maschinen ausgeliefert.
Auch wenn es 2025 wie geplant 820 Jets werden, ist das Rekordniveau
von 863 Maschinen aus dem Jahr 2019 noch ein gutes Stück entfernt.
Faury wollte noch nicht versprechen, wann Airbus diese Marke wieder
knackt. Für eine Prognose für das Jahr 2026 sei es noch zu früh,
sagte er am Abend in einer Telefonkonferenz mit Journalisten.
Allerdings will der Manager die Produktion mehrerer Modellreihen im
kommenden Jahr weiter hochfahren. Beim kleinsten Modell A220 sollen
es allerdings zunächst nur 12 Maschinen pro Monat werden, zwei
weniger als bislang geplant. Dies liege ebenso an Zulieferern wie an
den Kunden, die auf eine neue Version der Triebwerke warten wollten,
erklärte er.
Bereits im laufenden Jahr sollen die gestiegenen Auslieferungszahlen
den Sonderposten bereinigten operativen Gewinn (bereinigtes Ebit)
wie geplant auf rund sieben Milliarden Euro nach oben treiben. Dabei
hat der Vorstand die Folgen des Zollstreits mit den USA nun
eingerechnet.
Der freie Mittelzufluss vor Kundenfinanzierungen soll weiterhin etwa
4,5 Milliarden Euro erreichen. Im dritten Quartal war er zwar
positiv, trotzdem lag er nach den ersten neun Monaten noch mit 914
Millionen Euro im Minus. Allerdings hatte Airbus bis dahin erst 507
Verkehrsflugzeuge ausgeliefert. Laut Finanzvorstand Thomas Toepfer
sollen die noch fehlenden etwa 313 Maschinen im vierten Quartal den
nötigen Schub beim Geldfluss bringen.
Im dritten Quartal brummte Airbus' Geschäft, zumal die RTX-Tochter
Pratt & Whitney und das CFM-Bündnis von Safran
und GE Aerospace wieder mehr
Triebwerke für die stark gefragten Mittelstreckenjets der
Modellfamilie A320neo lieferten. Bis Ende September sei die Zahl
neuer Maschinen ohne Triebwerke vor den Werkshallen weiter gesunken,
sagte Faury. Bis Ende Dezember soll die Zahl auf null sein.
Unterdessen erzielte Airbus in den Monaten Juli bis September einen
Umsatz von 17,8 Milliarden Euro, 14 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.
Der bereinigte operative Gewinn sprang sogar um 38 Prozent auf gut
1,9 Milliarden Euro nach oben. Mit beiden Werten übertraf der
Konzern die Erwartungen von Analysten deutlich. Der Überschuss wuchs
hingegen nur um 14 Prozent auf gut 1,1 Milliarden Euro, auch weil
sich veränderte Währungskurse negativ auswirkten.
Beim US-Konzern Boeing verlängerte sich die jahrelange Dauerkrise am
Mittwoch hingegen um ein weiteres Kapitel. Mit der weiteren
Verschiebung um ein Jahr soll der Großraumjet 777X nun erst 2027 in
den Liniendienst gehen - sieben Jahre später als ursprünglich
geplant. Erstkundin Lufthansa plant vorerst ohnehin
ohne die Maschine.
Boeing kostet die jüngste Verzögerung 4,9 Milliarden US-Dollar (4,2
Mrd Euro). Seit der ersten Verschiebung summieren sich die
Extrakosten auf fast 16 Milliarden Dollar. Der Flieger ist die
modernisierte Variante von Boeings langjährigem Verkaufsschlager 777
und der größte zweistrahlige Passagierjet der Welt. Konkurrenzmodell
ist der Airbus A350, vor allem in seiner Langversion A350-1000.
Boeing schrieb wegen der Belastung im dritten Quartal erneut
tiefrote Zahlen. Mit 5,3 Milliarden Dollar lag der Verlust zwar
niedriger als ein Jahr zuvor, doch viel höher als von Analysten im
Schnitt erwartet. Andererseits konnte Boeing überraschend den
Abfluss von Barmitteln stoppen. Schon 2019 war Boeing nach dem
Absturz zweier Mittelstreckenjets mit insgesamt 346 Toten in eine
schwere Krise geraten. Das Modell vom Typ 737 Max durfte daraufhin
mehr als 20 Monate lang weltweit nicht mehr abheben.Nach technischen
Verbesserungen wurden die Flugverbote zwar aufgehoben, doch weitere
Qualitätsmängel machten Boeing zu schaffen.
Anfang 2024 verlor eine 737 Max im Flug ein türgroßes Rumpfteil, und
die Behörden stellten Boeing unter strenge Aufsicht. Die
Beschränkungen warfen den Konzern erneut zurück. Im vergangenen Jahr
lieferte er lediglich 348 Passagier- und Frachtjets aus - nicht
einmal halb so viele wie Airbus./stw/jsl/zb
ISIN US75513E1010 DE000A0D9PT0 NL0000235190 US0970231058 FR0000073272
AXC0328 2025-10-29/20:51
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Autor: - dpa-AFX
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