| ROUNDUP/Entlastung: Reiche kündigt Industriestrompreis ab 2026 an |
| 03.11.2025 15:23:00 |
Energieintensive Unternehmen in Deutschland
sollen ab 2026 durch einen staatlich subventionierten
Industriestrompreis entlastet werden. Bundeswirtschaftsministerin
Katherina Reiche (CDU) sagte in Berlin: "Ich gehe davon aus, dass
wir den Industriestrompreis zum 1. 1. 2026 einführen werden."
Reiche kündigte kurz vor dem "Stahlgipfel" bei Bundeskanzler
Friedrich Merz (CDU) am Donnerstag eine weitere Entlastung für
Unternehmen mit viel Stromverbrauch an. Dabei geht es um eine
Verlängerung der sogenannten Strompreiskompensation. Die IG Metall
warnte, ohne wettbewerbsfähige Energiepreise drohten Zehntausende
Arbeitsplätze verloren zu gehen.
Industriestrompreis soll 2026 kommen
Unternehmen in Deutschland klagen seit langem über im
internationalen Vergleich hohe Strompreise. Firmen seien daher nicht
wettbewerbsfähig. Ein Industriestrompreis ist seit Jahren in der
politischen Debatte. Die Bundesregierung will nun handeln. Reiche
sagte, man sei bei Verhandlungen mit der EU-Kommission in den
letzten Zügen. Die Kommission muss zustimmen, weil es sich um eine
Beihilfe handelt.
Reiche sagte bei einer Industriekonferenz mit anderen EU-Ministern
zum Industriestrompreis, Haushaltsmittel sollten rückwirkend 2027
eingesetzt werden. Man habe mit der EU-Kommission vereinbart, dass
Nachweise der Unternehmen, im Gegenzug für einen Industriestrompreis
mehr in Effizienz zu investieren, so "bürokratiearm" wie möglich
sein sollten.
Brüssel hatte im Juni generell grünes Licht für einen
Industriestrompreis gegeben. Damals hieß es, erlaubt sei ein
Nachlass von bis zu 50 Prozent auf den Großhandelsstrompreis,
allerdings höchstens für die Hälfte des jährlichen Stromverbrauchs
einer Firma. Subventionen dürften dazu nur für maximal drei Jahre
pro Unternehmen gewährt werden und müssten bis spätestens Ende 2030
auslaufen.
Konkrete Ausgestaltung offen
Wie genau der Industriestrompreis aussehen soll, ist noch unklar. In
einem früheren Papier des Ministeriums war von 5 Cent pro
Kilowattstunde die Rede.
Nach Angaben des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft
von Anfang Oktober liegt der durchschnittliche Strompreis bei
Neuabschlüssen für kleine und mittlere Industriebetriebe derzeit bei
bis zu 18 Cent pro Kilowattstunde, Firmen mit einem höheren
Verbrauch zahlen etwas weniger.
Die staatliche Förderung dürfte Milliarden kosten. Das Geld dafür
könnte aus dem Klima- und Transformationsfonds kommen, einem
Sondertopf des Bundes. In dem Konzept einer Allianz um die
bundeseigene Deutsche Energieagentur heißt es laut "Handelsblatt",
ein Industriestrompreis von fünf Cent für rund 2.000 Unternehmen
würde den Bund 1,5 Milliarden Euro pro Jahr kosten.
Weitere Entlastung
Der Industriestrompreis sei ein wichtiger Baustein für die
Wettbewerbsfähigkeit der Stahlbranche, sagte Reiche mit Blick auf
den "Stahlgipfel". Als noch wichtiger bezeichnete sie es, die
sogenannte Strompreiskompensation über 2030 hinaus zu verlängern.
Auch dazu gebe es gute Signale der Kommission. Man gehe davon aus,
dass dies in den nächsten Wochen beschlossen werde.
Bei der Strompreiskompensation werden Firmen indirekt von Kosten des
CO2-Emissionshandels entlastet. Bereits auf dem Weg sind zudem
Entlastungen bei den Netzentgelten.
IG Metall und BDI begrüßen Industriestrompreis
"Es ist ein wichtiges Signal, dass sich die Wirtschaftsministerin
klar zum Industriestrompreis bekennt und die kurzfristige Einführung
in Aussicht stellt", sagte Jürgen Kerner, Zweiter Vorsitzender der
IG Metall. Es gebe keine Alternative zum Industriestrompreis, wenn
Deutschland Industrieland bleiben wolle. Der Industriestrompreis
dürfe aber kein "Blankoscheck" sein, sondern müsse an
Beschäftigungssicherung, Tarifbindung und Zukunftsinvestitionen
gekoppelt werden.
Zustimmung kam auch vom Bundesverband der Deutschen Industrie. "Für
besonders energieintensive Industrien ist jede schnelle Entlastung
von den hohen Stromkosten essenziell, um kurzfristig international
wettbewerbsfähig zu bleiben", sagte der stellvertretende
Hauptgeschäftsführer Holger Lösch.
Ein Industriestrompreis wäre ein wichtiges Signal an die
energieintensiven Industrien in Deutschland. Enge Vorgaben der
EU-Kommission schränkten aber die Entlastungswirkung erheblich ein.
Über den Industriestrompreis hinaus seien strukturelle Reformen im
Energiesystem nötig, um die Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu
sichern, mahnte Lösch.
Klingbeil fordert Ende aller Stahlimporte aus Russland
Am Donnerstag will Kanzler Merz mit Reiche, anderen Ministern sowie
Vertretern der Stahlindustrie über die schwierige Lage der Branche
beraten - die neben Billigimporten aus China und hohen Kosten für
den Umbau hin zu einer klimafreundlicheren Stahlproduktion auch von
hohen Energiepreisen belastet wird.
Vizekanzler Lars Klingbeil fordert härtere Maßnahmen gegen Russland.
Es müsse schnell ein "vollständiges Ende aller Stahlimporte aus
Russland geben", sagte der SPD-Politiker der Deutschen
Presse-Agentur. "Noch immer sind Stahlbrammen, die in Russland
produziert und in der EU weiterverarbeitet werden, von Sanktionen
ausgenommen." Stahlbrammen sind ein Vormaterial für Bleche und
Bänder. Die EU-Kommission hatte Anfang Oktober Schutzmaßnahmen für
die heimische Stahlindustrie angekündigt./hoe/DP/nas
ISIN DE0006202005
AXC0181 2025-11-03/15:23
|
Autor: - dpa-AFX
|
| Copyright APA/dpa-AFX. Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung, Wiederveröffentlichung oder dauerhafte Speicherung ohne ausdrückliche vorherige Zustimmung von APA/dpa-AFX ist nicht gestattet. |
|
|
| DAX | 23.949,11 | -183,30 | -0,76% |
| TecDax | 3.610,86 | -19,62 | -0,54% |
| MDAX | 29.427,53 | -407,53 | -1,37% |
| Dow Jones (EOD) | 47.336,68 | -226,19 | -0,48% |
| Nasdaq 100 | 25.498,86 | -474,08 | -1,83% |
| S & P 500 (EOD) | 6.851,97 | 11,77 | 0,17% |
| SMI | 12.306,89 | 71,35 | 0,58% |
|
| EUR/US$ | 1,1481 | -0,00 | -0,34% |
| EUR/Yen | 176,4053 | -1,24 | -0,70% |
| EUR/CHF | 0,9306 | -0,00 | -0,02% |
| EUR/Brit. Pfund | 0,8818 | 0,01 | 0,59% |
| Yen/US$ | 0,0065 | 0,00 | 0,35% |
| CHF/US$ | 1,2336 | -0,00 | -0,30% |
|
| baha Brent Indication | 64,37 | -1,35 | -2,06% |
| Gold | 3.958,28 | -68,16 | -1,69% |
| Silber | 47,75 | -1,04 | -2,13% |
| Platin | 1.555,03 | -41,69 | -2,61% |
| |
|
|