| ROUNDUP: Studie: Hiesige Ukrainer - hohe Jobquote, viele Trennungen |
| 04.11.2025 15:07:00 |
Sehr viele ukrainische Flüchtlinge in
Deutschland haben bereits einen Job. Das Heimweh ihrer Kinder ist
oft größer als das der Eltern. Und viele hierher geflohene
Ukrainerinnen haben sich von ihrem Partner in der Heimat getrennt.
All dies geht aus einer fast 100-seitigen Studie zur Situation der
hiesigen Schutzsuchenden aus dem Kriegsland Ukraine hervor, die das
Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) in Wiesbaden
vorgestellt hat.
Rund die Hälfte der schon kurz nach Russlands Überfall auf die
Ukraine nach Deutschland Geflohenen im erwerbsfähigen Alter hat hier
bereits eine Arbeit. "Bei den zwischen Februar und Mai 2022
angekommenen Ukrainerinnen und Ukrainern im Alter zwischen 20 und 64
Jahren lag die Erwerbstätigenquote im Frühsommer 2025 bei 51 Prozent
- von 50 Prozent bei Frauen bis 57 Prozent bei Männern", erläutert
das BiB.
Vor Kriegsausbruch lebten nur 155.000 Ukrainer in Deutschland
Dabei bezieht es sich auf eine Studie zur Lebenssituation von
Ukrainern in Deutschland. Seit Sommer 2022 wurden bundesweit immer
wieder dieselben Ukrainerinnen und Ukrainer in halbjährlichen
Abständen befragt, insgesamt sechsmal. Beim vorerst letzten Mal
beteiligten sich zwischen Mai und August 2025 mehr als 6.000
Schutzsuchende. Damit liegen dem BiB insgesamt gut 40.000 Interviews
vor. Es spricht von einer "einzigartigen Datenlage".
Mit rund 1,2 Millionen Flüchtlingen sei Deutschland "das wichtigste
Zielland" für ukrainische Schutzsuchende. Ende 2021, kurz vor
Kriegsausbruch, waren nur 155.000 Ukrainer in der Bundesrepublik
registriert. Zwischen dem russischen Überfall im Februar 2022 bis
zum Juni 2022 kamen 880.000 - und dann bis Juni 2024 nochmals
660.000 Ukrainer nach Deutschland. Zugleich kehrten mehrere
Hunderttausend in die Heimat zurück oder wanderten in Drittländer
weiter.
Ukrainer sind die zweitgrößte Migrantengruppe in Deutschland
Nach den Türken bilden Ukrainer in der Bundesrepublik laut dem BiB
"die zweitgrößte Migrantengruppe". Insgesamt sind sie eine
vergleichsweise junge Gruppe: "43 Prozent der heute in Deutschland
lebenden Ukrainerinnen und Ukrainer sind jünger als 30 Jahre und 10
Prozent sind älter als 65 Jahre."
BiB-Studienleiter Andreas Ette erklärt zu ihren Jobs: "Die
Erwerbstätigenquote der Schutzsuchenden aus der Ukraine hat sich von
16 Prozent im Spätsommer 2022 bis zum Frühsommer 2025 mehr als
verdreifacht." Vielen sei "der Übergang in eine Beschäftigung nach
ihrem Abschluss von Integrations- und Sprachkursen gelungen". Gute
Deutschkenntnisse und soziale Kontakte sind dem BiB zufolge "der
Schlüssel zur Integration".
Die hiesigen ukrainischen Kriegsflüchtlinge haben nach den Angaben
im Vergleich zum Durchschnitt der Bevölkerung in ihrer Heimat ein
hohes Qualifikationsniveau. Dieses könne "angesichts des
demografischen Wandels und des Fachkräftebedarfs in Deutschland eine
wichtige Ressource für den Arbeitsmarkt in Deutschland darstellen",
teilt das BiB weiter mit. Ukrainische Flüchtlinge dürfen in der
Bundesrepublik im Gegensatz zu Asylbewerbern aus anderen Staaten in
der Regel sofort arbeiten.
Studie: Vor allem ältere ukrainische Mädchen haben es nicht leicht
Fast die Hälfte der befragten ukrainischen Kinder und Jugendlichen
sprechen nach eigenen Angaben gut oder sehr gut Deutsch. Damit
hängen sie ihre Eltern im Durchschnitt deutlich ab. Dennoch stellt
das BiB fest: "Kinder und Jugendliche wollen eher zurück in die
Ukraine als ihre Eltern." Sie berichten "über ein vergleichsweise
niedriges Schulzugehörigkeitsgefühl und höhere sozio-emotionale
Belastungen" als ihre Klassenkameraden. "Davon sind vor allem ältere
Mädchen betroffen", heißt es weiter.
Kinder hätten generell eine andere Wahrnehmung als Eltern. "Die
Teilnahme an Freizeitaktivitäten und Freundschaften in Deutschland
erhöhen bei ihnen jedoch das Gefühl der Schulzugehörigkeit", erklärt
das BiB. Dies zeige, wie wichtig auch außerschulische Aktivitäten
für junge Ukraine-Flüchtlinge seien. BiB-Direktorin Katharina Spieß
sagt, ein unterschiedliches Integrationsgefühl von Kindern und
Erwachsenen in Deutschland könne zu Diskussionen innerhalb von
Flüchtlingsfamilien führen, ob diese in die Heimat zurückkehren
sollten.
Flucht ohne Partner zieht häufig eine Trennung nach sich
Bei vielen der zunächst allein oder mit ihren Kindern nach
Deutschland geflüchteten Ukrainerinnen sind der Studie zufolge
inzwischen ihre Partner nachgekommen. Das stabilisiere die
Lebenssituation. Spieß erläutert hier: "Familien zeigen deutlich
höhere langfristige Bleibeabsichten, wenn beide Eltern in
Deutschland leben."
Zugleich teilt das BiB mit: "Die Belastungen von Krieg, Flucht und
Trennung führten bei 29 Prozent der Frauen, die ohne ihre Partner in
Deutschland Schutz gesucht haben, mittlerweile zum Ende der
Beziehung." BiB-Mitarbeiterin Kerstin Ruckdeschel sagt, tendenziell
zeige sich bislang bei diesen Trennungen, dass Ehen hier "doch
stabiler" als Partnerschaften ohne Heirat seien./jaa/DP/he
AXC0247 2025-11-04/15:07
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Autor: - dpa-AFX
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