| ROUNDUP 2: Neue EU-Analyse sieht Reformtempo der Ukraine kritisch |
| 04.11.2025 15:28:00 |
Die Ukraine muss ihr Reformtempo erhöhen, wenn
sie die selbstgesteckten Ziele auf dem Weg zu einer Aufnahme in die
Europäische Union erreichen will. Zu diesem Ergebnis kommt eine
Analyse, die die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas und
Erweiterungskommissarin Marta Kos am Nachmittag in Brüssel
vorgestellt haben. Kallas attestierte der Ukraine dennoch
Fortschritte: Die umfassenden Reformen während des russischen
Angriffskriegs zeigten das beachtliche Bemühen des Landes um eine
EU-Mitgliedschaft.
In dem Text heißt es, die Ukraine habe im vergangenen Jahr trotz
ihrer äußerst schwierigen Lage ein bemerkenswertes Engagement im
EU-Beitrittsprozess gezeigt. Jüngste negative Entwicklungen müssten
allerdings entschieden rückgängig gemacht werden - so etwa der Druck
auf Antikorruptionsbehörden und die Zivilgesellschaft.
Zudem mahnen die Autoren des Berichts an, die Angleichung an
EU-Standards beim Schutz der Grundrechte sowie Verwaltungs- und
Dezentralisierungsreformen voranzutreiben. Fortschritte seien
weiterhin notwendig, um Unabhängigkeit, Integrität, Professionalität
und Effizienz in Justiz, Staatsanwaltschaft und Strafverfolgung zu
stärken sowie organisierte Kriminalität intensiver zu bekämpfen.
Ehrgeizige Ziele
Die ukrainische Regierung hat sich selbst das Ziel gesetzt, die
EU-Beitrittsverhandlungen bis Ende 2028 abzuschließen. In der
Analyse der notwendigen Reformfortschritte wird nun aber deutlich
vor dem Risiko gewarnt, dass damit zu große Erwartungen geschürt
werden könnten. Die Kommission unterstütze das ehrgeizige Ziel,
weise jedoch darauf hin, dass hierfür eine Beschleunigung des
Reformtempos erforderlich sei, heißt es dort. Das gelte insbesondere
in grundlegenden Bereichen wie der Rechtsstaatlichkeit.
Neben der Ukraine wurden an diesem Dienstag auch das kleine
Nachbarland Moldau sowie die Westbalkanstaaten Montenegro, Albanien,
Serbien, Bosnien-Herzegowina, Nordmazedonien und Kosovo als
EU-Beitrittsanwärter von der EU-Kommission bewertet. Zur Türkei und
Georgien gibt es ebenfalls Analysen, in beiden Fällen liegt der
Beitrittsprozess allerdings wegen demokratischer und
rechtsstaatlicher Defizite auf Eis.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen teilte mit, man sei
entschlossener denn je, eine EU-Erweiterung zu verwirklichen. "Aber
es muss und wird ein leistungsorientierter Prozess bleiben", fügte
die deutsche Politikerin hinzu.
Montenegro und Albanien kommen EU-Beitritt näher
Am weitesten im EU-Aufnahmeprozess ist nach der neuen Analyse
Montenegro. Dem Land wird bescheinigt, die Beitrittsverhandlungen
bis Ende 2026 abschließen zu können, wenn es das Reformtempo
beibehält. Für Albanien wird ein Abschluss der
Beitrittsverhandlungen bis Ende 2027 für möglich gehalten.
Das bedeutet allerdings nicht, dass die Länder dann auch wirklich
beitreten können. Voraussetzung dafür ist, dass alle EU-Staaten den
von der EU-Kommission ausgehandelten Beitrittsverträgen zustimmen
und diese dann auch ratifizieren. In Frankreich etwa könnte vor der
Ratifizierung noch ein Referendum organisiert werden.
Dauert der EU-Aufnahmeprozess zu lange?
In Brüssel, aber auch in Deutschland werden die zuletzt sehr
langwierigen Entscheidungsprozesse innerhalb der EU mit Sorge
gesehen. Grund ist insbesondere das Risiko, dass Länder mit
fehlender Beitrittsperspektive engere Partnerschaften mit den
Systemrivalen China oder Russland eingehen könnten. "Die Menschen
beginnen, das Vertrauen auf eine baldige Zukunft in der EU zu
verlieren", warnte jüngst der deutsche Außenminister Johann Wadephul
(CDU) zu einem Treffen mit den Westbalkanländern. Das könne man sich
nicht leisten.
EU-Außenbeauftragte Kallas betonte, der russische Angriffskrieg und
die geopolitischen Verschiebungen machten die Bedeutung einer
EU-Erweiterung deutlich. Sie sei notwendig, wenn die Europäische
Union auf der Weltbühne eine stärkere Rolle spielen wolle, sagte
Kallas. Chancen böten sich nicht oft, aber jetzt sei das Fenster
weit geöffnet. "Gleichzeitig werden wir keine Abstriche machen und
wir werden keine Abkürzungen anbieten", fügte die estnische
Politikerin hinzu.
Georgien nur noch auf dem Papier Beitrittskandidat
Schon jetzt als äußerst schwierige Fälle gelten die
Beitrittskandidatenländer Georgien und die Türkei, die auch in
diesem Jahr wieder ein negatives Zeugnis ausgestellt bekommen. Zu
Georgien heißt es, das Land sei angesichts des Kurses der aktuellen
Regierung nur noch auf dem Papier ein Beitrittskandidat.
Erweiterungskommissarin Kos betonte, die georgischen Behörden
müssten dringend ihren Kurs ändern und auf die Forderung ihrer
Bürger nach einer europäischen Zukunft reagieren.
Als Beispiele werden die Verabschiedung repressiver Gesetze, eine
politische Instrumentalisierung der Justiz, die Verfolgung von
Oppositionsführern sowie willkürliche Verhaftungen von
Demonstrierenden und Journalistinnen und Journalisten genannt. In
der Türkei wurden ebenfalls weitere Rückschritte in den Bereichen
Grundrechte und Rechtsstaatlichkeit festgestellt. Das Land sollte
diese rückgängig machen, wird in dem Bericht gefordert./aha/DP/stw
AXC0257 2025-11-04/15:28
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Autor: - dpa-AFX
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