| ROUNDUP: Bürokratieabbau: Regierung strebt Milliarden-Entlastung an |
| 05.11.2025 14:16:00 |
Das Bundeskabinett hat in Berlin mehrere Vorhaben
zur Entbürokratisierung für Wirtschaft, Verwaltung und Bürger
beschlossen und zahlreiche weitere in Aussicht gestellt. Mit den
Maßnahmen sollen Verwaltung, Wirtschaft und Bürger um mehrere
Milliarden Euro entlastet werden, hieß es nach der wöchentlichen
Sitzung der Ministerrunde, die dieses Mal unter der Überschrift
"Entlastungskabinett" tagte. Wirtschaftsverbände reagieren positiv
auf die Beschlüsse. Von Arbeitnehmerseite kommen auch Warnungen.
Auf den Weg gebracht wurden nach Regierungsangaben fertige
Gesetzentwürfe unter anderem im Bereich Immobilien, Wohnen und
Straßenverkehr. Diese sollen mindestens 100 Millionen Euro an
Entlastung bringen, weil Beteiligten weniger Aufwand entsteht oder
Prozesse vereinfacht werden:
* Die regelmäßige Pflicht zur Weiterbildung von
Wohnimmobilienverwaltern und Maklern soll gestrichen werden.
* Das sogenannte Heizungslabel wird abgeschafft, das
Schornsteinfeger seit einigen Jahren an alte Heizkessel und Thermen
kleben müssen, damit Besitzer sehen, wie energieeffizient ihr Gerät
ist.
* Grundstückskaufverträge sollen künftig komplett digital vollzogen
und zwischen Notaren, Gerichten und Behörden dann elektronisch
ausgetauscht werden können. In Deutschland werden laut
Justizministerium pro Jahr über eine Million Immobilienkaufverträge
beurkundet.
* Ein Gesetzentwurf aus dem Verkehrsministerium legt die rechtliche
Grundlage dafür, dass der Führerschein künftig zu Hause bleiben
kann, wenn er über das Handy abrufbar ist. An der technischen
Umsetzung dafür wird noch gearbeitet. Ende 2026 solle es so weit
sein.
Mehr als 50 weitere Maßnahmen
Darüber hinaus hat sich das Kabinett auf rund 50 Maßnahmen
verständigt, die nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums,
"bis spätestens Mitte 2026 kabinettreif sein sollen" - also
beschlussreif. Mit diesen werde eine Entlastung in Höhe von mehreren
Milliarden Euro angestrebt, hieß es:
* Eine "Work-and-Stay-Agentur" soll als zentrale Anlaufstelle für
Formalitäten für ausländische Fachkräfte anstehen, so dass die
gesamte Antragstellung zentral über ein digitales Portal erfolgt.
* Änderungen im Baurecht sollen Bauen beschleunigen und von "nicht
zwingenden technischen Standards" soll leichter abgewichen werden
dürfen.
* Beim Arbeitsschutz soll die Verpflichtung für Betriebe mit weniger
als 50 Beschäftigten entfallen, einen Sicherheitsbeauftragten zu
bestellen. Größere Unternehmen bis 250 Beschäftigte sollen sich
künftig auf einen beschränken können.
* Wer ein Elektroauto mit entsprechendem "E" auf dem Nummernschild
fährt, soll keine Umweltplakette mehr aufkleben müssen. Besitzer und
Verwaltung sollen so von Bürokratie entlastet werden.
* In der Migrationsverwaltung soll Künstliche Intelligenz zum
Einsatz kommen, etwa um bei der Erteilung von Visa Dokumente auf
ihre Echtheit zu überprüfen.
Vizekanzler Lars Klingbeil (SPD) sagte, die Bundesregierung arbeite
gemeinsam daran, das Leben in Deutschland einfacher und
unkomplizierter zu machen. "Das ist auch entscheidend, damit in
Deutschland mehr investiert wird. Die heutigen Beschlüsse sind ein
wichtiger Schritt - weitere werden folgen."
Grundsätzlich hatte die Regierung bereits das Ziel ausgegeben, die
Bürokratiekosten für die Wirtschaft um 25 Prozent zu reduzieren und
dabei eine Summe von rund 16 Milliarden Euro genannt.
"Konkreter Plan für Bürokratieabbau"
Die Regierung habe nun einen konkreten Plan für langfristigen
Bürokratierückbau, sagte Digitalminister Karsten Wildberger (CDU).
"Damit schalten wir das Entlastungspaket scharf - in Umfang,
Struktur und Konsequenz ist das ein Ergebnis, wie Deutschland es
seit vielen Jahren nicht erlebt hat." Bundeskanzler Friedrich Merz
(CDU) hatte den früheren MediamarktSaturn-Chef in sein Kabinett
geholt. Sein neu geschaffenes Ministerium für Digitales und
Staatsmodernisierung soll die Fäden beim Bürokratieabbau
zusammenführen.
Aus der Wirtschaft kam Zustimmung. Die Hauptgeschäftsführerin der
Deutschen Industrie- und Handelskammer, Helena Melnikov, sagte, es
sei gut und überfällig, dass die Regierung den Bürokratieabbau
endlich ganz oben auf die Agenda gesetzt habe. "Die vorgelegten
Eckpunkte können der Auftakt einer echten Reform unseres
Bürokratie-Staates sein." Ähnlich äußerte sich Handwerkspräsident
Jörg Dittrich.
Der Beamtenbund dbb merkte aber auch kritisch an, die
Bundesregierung dürfe nicht nur kurzfristige Kosteneinsparungen für
Unternehmen im Blick haben. Es dürfe nicht darum gehen, unliebsame
Schutzstandards abzubauen. Mit Blick auf den Plan,
Sicherheitsbeauftragte in Unternehmen zu reduzieren, sagte
Gewerkschaftschef Volker Geyer: "Wenn dadurch die Zahl der
Arbeitsunfälle und die entsprechenden Folgekosten steigen, ist
nichts gewonnen - im Gegenteil."/jr/DP/stk
AXC0205 2025-11-05/14:16
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Autor: - dpa-AFX
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