| ROUNDUP/Standpauke am Amazonas: UN-Chef verkündet 'bittere Wahrheit' |
| 06.11.2025 17:29:00 |
Zehn Jahre nach dem historischen Pariser
Klimaabkommen hat UN-Chef António Guterres Staats- und
Regierungschefs aus aller Welt ermahnt und radikale Schritte im
Kampf gegen die Erderwärmung gefordert. "Die bittere Wahrheit ist,
dass wir es nicht geschafft haben unter 1,5 Grad zu bleiben", sagte
UN-Generalsekretär bei einem Gipfel in Belém am Rande des
Amazonas-Regenwaldes. Vor dem offiziellen Start der 30.
Weltklimakonferenz kommende Woche hat Brasilien zu dem Krisentreffen
eingeladen.
Guterres prangert "moralisches Versagen" an
Guterres verwies auf wissenschaftliche Erkenntnisse, dass die im
Pariser Klimaabkommen angestrebte 1,5-Grad-Grenze spätestens zu
Beginn der 2030er Jahre befristet überschritten wird - mit fatalen
Folgen. Jedes Zehntelgrad bedeute mehr Hunger, mehr Vertreibung und
mehr Leid. Zurzeit sei der Kampf gegen die Klimakrise unzureichend,
denn die Welt steuere auf eine Erwärmung von weit über zwei Grad zu
und der Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase steige weiter. "Das
ist moralisches Versagen - und tödliche Fahrlässigkeit."
Der UN-Chef rief zu einem schnellen Kurswechsel auf. So dürften
keine neuen Kohlekraftwerke und Öl- und Gasprojekte mehr genehmigt
werden. Auch forderte Guterres, bis 2030 die weltweite Entwaldung
komplett zu stoppen.
Eine "COP der Wahrheit" an symbolischem Ort
Der Gastgeber, Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva,
warnte davor, die Ziele des Pariser Abkommens nun aufzugeben. "Die
COP30 wird die COP der Wahrheit sein", sagte Lula. Es sei das erste
Mal, das ein Klimagipfel im Amazonas stattfinde - und es gebe "kein
größeres Symbol für die Sache der Umwelt als den Amazonas-Regenwald"
mit seinen Tausenden Arten und Pflanzen.
Für den Schutz dieses und anderer Tropenwälder will Brasilien viel
Geld sammeln und einen neuen, milliardenschweren Fonds etablieren.
Länder, die ihre Tropenwälder erhalten, sollen belohnt werden. Für
jeden zerstörten Hektar sollen hingegen scharfe Geldstrafen fällig
werden und in den Fonds fließen.
In Brasilien wieder mehr Raum für Protest
Neben aller Krisenstimmung zeigte sich der brasilianische Gastgeber
zu Beginn auch in seiner bunten Vielfalt: Vor den Anzugträgern aus
aller Welt tanzten grün-blau kostümierte Maskottchen und Musiker mit
bunten Bändern an den Hüten. Vor dem Gelände forderten Aktivistinnen
und Aktivisten mit Tänzen und Gesängen mehr Klimaschutz. Nach drei
Jahren Klimakonferenzen in autoritär regierten Staaten hat die
Zivilgesellschaft diesmal wieder mehr Raum für Proteste.
Ob sich der Konsens von Paris vor zehn Jahren wiederbeleben lässt,
bleibt jedoch fraglich. Die Franzosen brachten den Hammer, mit dem
das historische Abkommen 2015 besiegelt wurde, in dieser Hoffnung
mit nach Belém. Der britische Premier Keir Starmer beklagte, heute
sei der Konsens leider nicht mehr vorhanden. Großbritannien stehe
jedoch weiter "voll und ganz" hinter der Netto-Null-Agenda, die auch
der Wirtschaft zugute komme.
Aus dem Vereinigten Königreich reiste auch Thronfolger Prinz William
an, dessen Familie sich seit Jahrzehnten dem Kampf gegen die
Klimakrise verschrieben hat. Er erinnerte daran, dass diese keine
entfernte Bedrohung sei - sondern schon heute kleine Dörfer wie
riesige Städte betreffe. "Keine Ecke der Welt wird nicht betroffen
sein", sagte William. Es sei nun Zeit, sich die Frage zu stellen,
welches Vermächtnis man hinterlassen wolle.
Merz am Freitag erwartet - USA nicht mehr dabei
Der chinesische Vize-Ministerpräsident, Ding Xuexiang, verwies auf
den starken Ausbau erneuerbarer Energien in seinem Land - das
weltweit mit Abstand am meisten Treibhausgase ausstößt. Grünes
Wirtschaften sei der Trend der Zeit und schaffe Jobs, dem fühle sich
seine Regierung verpflichtet. Ausdrücklich warb er dafür, Barrieren
im Welthandel einzureißen, die auch die Verbreitung grüner
Technologien behinderten - ohne den schwelenden Zollstreit mit
US-Präsident Donald Trump ausdrücklich zu erwähnen. Die USA haben
sich mit Trump erneut aus dem Pariser Klimaabkommen verabschiedet.
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) wird erst am Freitag in Belém für
einen Kurzbesuch erwartet. Für einen Aufenthalt von 21 Stunden wird
er insgesamt etwa genau so lange mit seinem Regierungsflieger
unterwegs sein.
Klimakrise zeigt auch 2025 ihr zerstörerisches Gesicht
Die Weltwetterorganisation (WMO) zieht zum Auftakt eine verheerende
Zwischenbilanz für das laufende Jahr: Viele Regionen Afrikas und
Asien erlebten verheerende Überschwemmungen, in Europa und den USA
gab es Waldbrände und mehrere schwere tropische Wirbelstürme. 2025
dürfte mit seinen anhaltend und alarmierend hohen Temperaturen das
zweit- oder drittwärmste seit der industriellen Revolution sein.
2024 war das bislang heißeste Jahr mit etwa 1,55 Grad über der
Referenzmarke.
Bislang tut die Menschheit zu wenig gegen eine weitere Eskalation:
Die Treibhausgase in der Atmosphäre, allen voran CO2, haben laut WMO
2024 wieder Rekordwerte erreicht und stiegen 2025 weiter an.
Immerhin in der EU sind die Netto-Emissionen im vergangenen Jahr um
weitere schätzungsweise 2,5 Prozent zurückgegangen, wie die
Europäische Umweltagentur (EEA) mitteilte. Bis 2024 sind die
Emissionen der EU im Vergleich zu 1990 nunmehr um etwas mehr als 37
Prozent zurückgegangen./toz/DP/nas
AXC0334 2025-11-06/17:29
|
Autor: - dpa-AFX
|
| Copyright dpa-AFX Wirtschaftsnachrichten GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung, Wiederveröffentlichung oder dauerhafte Speicherung ohne ausdrückliche vorherige Zustimmung von dpa-AFX ist nicht gestattet. |
|
|
| DAX | 23.734,02 | -315,72 | -1,31% |
| TecDax | 3.498,24 | -63,73 | -1,79% |
| MDAX | 28.959,63 | -414,92 | -1,41% |
| Dow Jones (EOD) | 47.311,00 | 225,76 | 0,48% |
| Nasdaq 100 | 25.284,77 | -335,26 | -1,31% |
| S & P 500 (EOD) | 6.796,29 | 24,74 | 0,37% |
| SMI | 12.298,86 | -64,67 | -0,52% |
|
| EUR/US$ | 1,1547 | 0,01 | 0,47% |
| EUR/Yen | 176,8027 | -0,32 | -0,18% |
| EUR/CHF | 0,9312 | 0,00 | 0,00% |
| EUR/Brit. Pfund | 0,8790 | -0,00 | -0,17% |
| Yen/US$ | 0,0065 | 0,00 | 0,63% |
| CHF/US$ | 1,2400 | 0,01 | 0,42% |
|
| baha Brent Indication | 63,60 | -0,10 | -0,16% |
| Gold | 3.992,46 | 22,95 | 0,58% |
| Silber | 48,71 | 1,06 | 2,22% |
| Platin | 1.573,50 | 21,06 | 1,36% |
| |
|
|