| ROUNDUP: Merz fordert 'globale Kraftanstrengung' für den Klimaschutz |
| 07.11.2025 16:37:00 |
Bundeskanzler Friedrich Merz hat beim Klimagipfel
in Brasilien eine "globale Kraftanstrengung" im Kampf gegen die
Erderwärmung gefordert und neue Finanzmittel für den Schutz des
tropischen Regenwalds zugesagt. An einem neuartigen Milliardenfonds,
der die Abholzung in Ländern wie Brasilien oder Kongo bremsen soll,
werde sich Deutschland mit einem "namhaften Betrag" beteiligen,
sagte der CDU-Chef in seiner Rede.
Nach den Vorstellungen Brasiliens sollen reiche Staaten freiwillig
anfänglich 25 Milliarden US-Dollar einzahlen. Profitieren könnten
gut 70 Entwicklungsstaaten, die Tropenwälder haben.
Der Gipfel mit Dutzenden Staats- und Regierungschefs ist der Auftakt
der eigentlichen Weltklimakonferenz, die offiziell am Montag
beginnt. Sie findet zehn Jahre nach dem historischen Pariser
Abkommen über die Begrenzung der Erderwärmung statt, das von fast
200 Staaten unterzeichnet wurde.
"Unsere Wirtschaft ist nicht das Problem"
"Wir stehen in diesen Tagen an einer Weggabelung", sagte Merz. Jedes
Land müsse entscheiden, wie es der Erderwärmung begegnen wolle. Für
Deutschland sei die Entscheidung klar: "Wir setzen auf Innovation
und auf Technologie, um eben dem Klimawandel erfolgreich Einhalt zu
gebieten. Unsere Wirtschaft ist nicht das Problem, unsere Wirtschaft
ist der Schlüssel, um unser Klima noch besser zu schützen."
Merz stellt sich also einen Klimaschutz vor, der wirtschaftliche
Aktivität fördert und nicht behindert. Man müsse sicherstellen, dass
Energie langfristig günstig, sicher und verlässlich ist. Es gehe
darum, Wettbewerbsfähigkeit mit Klimaschutz und sozialer
Ausgewogenheit zu verbinden.
"Auf Deutschland ist Verlass"
Zu den deutschen und europäischen Klimaschutzzielen bekannte sich
Merz: "Auf Deutschland ist Verlass", sagte er, betonte aber auch die
globale Verantwortung. Deutschland habe 2024 rund sechs Milliarden
Euro öffentliche Klimafinanzierung bereitgestellt - doch müssten
auch andere stärker mitziehen.
"Alle Länder mit den ökonomischen Möglichkeiten und hohen Emissionen
sind - und wir gehören dazu - sind dazu aufgefordert, eben dazu
beizutragen", sagte er. Damit knüpft Merz an Forderungen früherer
Bundesregierungen an, dass etwa China, Saudi-Arabien und andere
Golfstaaten, die mit Öl, Gas und Kohle viel verdient haben, in den
Geberkreis für arme Staaten gehören.
Die Entwicklungsorganisation Oxfam rügte Merz' Aussage, dass auf
Deutschland bei der Unterstützung ärmerer Länder Verlass sei. "Diese
Behauptung ist mit Blick auf die schweren Kürzungen bei der
Entwicklungszusammenarbeit nur schwer erträglich", erklärte der
Experte Jan Kowalzig.
"Tropenwälder für immer"
Die konkreteste Ansage des Kanzlers in seiner fünfeinhalb Minuten
langen Rede ist die Beteiligung am Fonds "Tropenwälder für immer"
(TFFF). Dafür schlägt die brasilianische Regierung ein neues Modell
vor: Länder, die ihre Wälder erhalten, werden belohnt - mit 4
US-Dollar pro Jahr und Hektar. Für jeden zerstörten Hektar sollen
sie aber umgekehrt 140 Dollar Strafe zahlen. Überprüft würde dies
mit Satellitenbildern.
Jährlich könnte der Fonds mit einem angestrebten Volumen von 125
Milliarden US-Dollar nach einiger Anlaufzeit rund vier Milliarden
US-Dollar ausschütten - fast das Dreifache des derzeitigen Volumens
internationaler Wald-Finanzhilfen.
Brasilien wird selbst eine Milliarde US-Dollar einzahlen, ebenso
Indonesien. Es wird erwartet, dass sich der deutsche Beitrag an
dieser Größenordnung orientiert. Norwegen hatte am Vortag rund drei
Milliarden US-Dollar zugesagt, aber über zehn Jahre gestreckt.
Frankreich prüft nach brasilianischen Angaben die Bereitstellung von
500 Millionen Euro.
Greenpeace: Merz düpiert Lula
Der geschäftsführende Vorstand von Greenpeace Deutschland, Martin
Kaiser, kritisierte die nur vage Finanzzusage von Merz. "Der
Bundeskanzler nennt keine Summe für Deutschlands Beitrag zum
Tropenwaldfonds und düpiert damit den brasilianischen Präsidenten
Lula." Mit einer verbindlichen Finanzzusage hätte Merz aus Kaisers
Sicht einen starken Startschuss für die anstehenden Verhandlungen
der COP30 setzen können. "Diese Chance hat der Kanzler heute
vertan."
Klimaschutz kein Kernthema des Kanzlers
Der Klimaschutz zählte in den ersten sechs Monaten der Kanzlerschaft
von Merz nicht zu den Themen, mit denen er sich besonders
hervorgetan hat. Der Auftritt in Belém ist sein erster größerer
Aufschlag dazu. Lange Zeit war unklar, ob er sich überhaupt ins
Amazonasgebiet aufmachen würde. Die Entscheidung für die Reise in
die knapp 9.000 Kilometer von Berlin entfernte Millionenstadt fiel
relativ kurzfristig. Nach 21 Stunden Aufenthalt geht es schon wieder
zurück nach Berlin.
Erste große UN-Konferenz für Merz
Merz geht es bei der Reise auch darum, "die Fahne hochzuhalten für
den Multilateralismus", wie es in seinem Umfeld heißt - also für die
internationale Zusammenarbeit auf der Grundlage von gemeinsamen
Regeln der Vereinten Nationen mit ihren 194 Mitgliedstaaten. Er war
im September wegen der Haushaltsberatungen im Bundestag schon der
UN-Vollversammlung in New York ferngeblieben. Nun auch die zweite
große UN-Konferenz des Jahres sausenzulassen, wäre dem Anspruch
nicht gerecht geworden, die von den USA unter Trump massiv infrage
gestellten Vereinten Nationen stützen zu wollen./mfi/DP/stk
AXC0210 2025-11-07/16:37
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Autor: - dpa-AFX
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