| ROUNDUP: UN-Gipfel startet mit Kampfansage an Klimaleugner |
| 10.11.2025 17:16:00 |
Zu Beginn der Weltklimakonferenz in Brasilien hat
Präsident Luiz Inácio Lula da Silva den Leugnern der Erderwärmung
eine Kampfansage gemacht. Auf dieser "Konferenz der Wahrheit" gehe
es auch darum, sich der Desinformation zur Klimakrise
entgegenzustellen, sagte der linke Politiker in Belém vor Vertretern
aus rund 200 Staaten. "Es ist jetzt an der Zeit, den Leugnern eine
neue Niederlage zuzufügen." Unter anderem hatte US-Präsident Donald
Trump die Erderwärmung einen "Schwindel" genannt.
Die Gastgeber des zweiwöchigen UN-Gipfels erwarten rund 50.000
Teilnehmer. Die Stadt Belém am Amazonas, eine der ärmsten
Brasiliens, ist mit den vielen Besuchern stark überlastet. Dazu
sagte Lula, die Konferenz ins Herz des Amazonas zu bringen, sei
schwierig, aber notwendig gewesen. "Wer den Wald nur von oben sieht,
weiß nicht, was unter seinem Dach geschieht." Nur so könne die Welt
der Realität im tropischen Amazonas-Regenwald ins Auge sehen, wo
indigene Gemeinschaften durch die Abholzung gigantischer Flächen
ihren Lebensraum verlieren.
Wie kann die Krise eingedämmt werden?
Kernfrage des Treffens ist, wie die Erderhitzung eingedämmt werden
kann. Die dazu vorgelegten Klimaschutzpläne reichen bei weitem nicht
aus, ihre fatalen Folgen abzuwenden. Dies sind etwa häufigere und
heftigere Dürren, Stürme, Waldbrände und Überschwemmungen. Zudem
geht es auf der COP30 um Forderungen armer Staaten nach hohen
Milliardensummen der Industriestaaten, um sich an diese
lebensfeindlicheren Bedingungen anzupassen.
UN-Klimachef Simon Stiell strich zur Eröffnung die Erfolge im Kampf
gegen die Erderwärmung heraus. Das vor zehn Jahren geschlossene
Pariser Klimaabkommen habe den Ausstoß klimaschädlicher
Treibhausgase gebremst. Doch wolle er nichts schönreden. "Wir müssen
viel, viel schneller werden."
Solar- und Windkraft inzwischen am kostengünstigsten
Hoffnung setzt er nach eigenen Worten in die Abkehr von Öl, Gas und
Kohle, deren Verbrennung die Klimakrise anheizt. Solar- und
Windenergie seien mittlerweile in 90 Prozent der Welt die
kostengünstigste Energiequelle. Und erneuerbare Energien hätten die
Kohle jetzt als weltweit wichtigste Energiequelle abgelöst. "Jetzt
zu zögern macht weder wirtschaftlich noch politisch Sinn - in einer
Zeit, in der Megadürren die nationalen Ernten vernichten und die
Lebensmittelpreise in die Höhe treiben."
"Die Wissenschaft wird wirklich nervös"
Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, Johan
Rockström, äußerte sich beunruhigt. "Die Wissenschaft wird wirklich
nervös", sagte er in Belém. "Verliert die Erde ihre
Widerstandsfähigkeit? Wird ihre Kühlleistung geschwächt?", fragte
er. Selbst wenn alle Klimaschutzpläne aller Staaten umgesetzt
werden, sinke der Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase bis 2030
nur um etwa fünf Prozent. Die fünf Prozent müsste aber Jahr für Jahr
erreicht werden. "Bis 2030 müssen die Emissionen um 40 bis 45
Prozent gesenkt werden", sagte er.
An die Konferenz appellierte Rockström, ins Handeln zu kommen. "Wir
brauchen keine weiteren Verhandlungen über Regeln. Diese COP, und
alle zukünftigen, muss liefern."
Deutschland ist in Belém aktuell mit Entwicklungsministerin Reem
Alabali Radovan und dem Umweltstaatssekretär Jochen Flasbarth (beide
SPD) vertreten. Beide kündigten an, Deutschland werde als
verlässlicher Partner für ehrgeizigen Klimaschutz antreten.
Allerdings ist die EU mit einem in letzter Minute beschlossenen,
abgeschwächten Klimaziel im Gepäck angereist.
Nächste Klimakonferenz in Bonn?
Für Nervosität in der Bundesregierung sorgt, dass die
UN-Klimakonferenz nächstes Jahr möglicherweise nach Deutschland
kommen könnte. Deutschland will dies angesichts der gigantischen
Herausforderungen bei der Organisation möglichst vermeiden. "Um
Himmels willen, einigt euch zwischen Australien und der Türkei,
damit diese technische Lösung nicht zum Zuge kommt", sagte
Klimastaatssekretär Jochen Flasbarth.
Australien und die Türkei wollen beide 2026 die Weltklimakonferenz
COP31 austragen. Gelingt keine Einigung, würde die Konferenz mit
Zehntausenden Delegierten am Ort des UN-Klimasekretariats
stattfinden - und dieses hat seinen Sitz in Bonn.
"Das ist keine Frage des Wollens", betonte in der Klimadiplomatie
sehr erfahrene Flasbarth. "Wir müssten es, wir wollen es aber
nicht." Man hätte nur zwölf Monate Zeit für die Vorbereitung,
brauche aber mehr Zeit. "Deutschland ist ein Land, das aus guten
Gründen viele Regeln hat." Die Austragung der Weltklimakonferenz
rotiert zwischen den Weltregionen, die Staatengruppen müssen sich
intern auf einen Gastgeber einigen./toz/DP/nas
AXC0206 2025-11-10/17:16
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Autor: - dpa-AFX
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