| ROUNDUP: Bundesbank legt eigenen Reformplan für Schuldenbremse vor |
| 11.11.2025 17:12:00 |
Die Bundesbank schaltet sich mit einem eigenen
Vorschlag in die Debatte um eine Reform der Schuldenbremse ein. In
einem neuen Papier plädiert sie für Kreditspielraum für
Investitionen, zugleich aber für langfristige, strenge
Haushaltsdisziplin - insbesondere, wenn die deutsche
Staatsverschuldung EU-Grenzwerte überschreitet. "Ziel ist es, solide
Staatsfinanzen und staatliche Investitionen verlässlich abzusichern,
den EU-Regeln Rechnung zu tragen und eine relativ stetige
Haushaltspolitik zu ermöglichen", erklärte die Bundesbank in
Frankfurt.
Die im Grundgesetz verankerte Schuldenbremse, die die
Neuverschuldung des Staats eng begrenzt, war im März gelockert
worden - nicht zuletzt wegen des Drucks für steigende
Verteidigungsausgaben. Derzeit arbeitet eine von der Bundesregierung
eingesetzte Kommission an Reformvorschlägen. Sie soll laut
Bundesfinanzministerium im ersten Quartal 2026 ihren
Abschlussbericht vorlegen. Die Bundesbank präsentiert nun einen
dreistufigen Reformplan:
* In einer ersten Phase bis 2029 sollen die Vorgaben Schuldenbremse
weiter gelten, die erhöhte Staatsdefizite zugunsten von Ausgaben für
Verteidigung und Infrastruktur nach sich ziehen. Die Bundesbank
empfiehlt aber, die geplanten Milliardenschulden für zusätzliche
Investitionen in Infrastruktur und Verteidigung auszugeben.
* Darauf soll von 2030 bis 2035 eine Übergangsphase folgen, in der
die Defizite im Sinne der EU-Regeln wieder sinken Richtung ein
Prozent. Ausgaben für Verteidigung sollten aber zunehmend ohne
Kredite finanziert werden und Investitionen privilegiert werden, rät
die Bundesbank.
* Ab 2036 müssen dann aus ihrer Sicht überarbeitete Schuldenvorgaben
greifen, die auf einem früheren Bundesbank-Vorschlag von März
basieren. Die Ausnahme für Verteidigungsausgaben von der
Schuldenbremse soll vollständig entfallen.
Bundesbank will strikte Regeln ab 2036
Demnach soll der Bund einen festen Kreditspielraum von 0,8 Prozent
des Bruttoinlandsprodukts (BIP) für zusätzliche Sachinvestitionen
bekommen - unabhängig von der Schuldenquote. Damit würde das
Sondervermögen Infrastruktur verstetigt. Zudem soll es nach Ansicht
der Bundesbank einen frei verfügbaren variablen Kreditspielraum
geben - abhängig von der Staatsverschuldung:
* Bei einer Schuldenquote unter 60 Prozent der Wirtschaftsleistung
soll der bisherige Kreditspielraum von je 0,35 Prozent des BIP für
Bund und Länder erhalten bleiben.
* Bei einer Quote über 60 Prozent solle dagegen der Kreditspielraum
von Bund und Ländern auf je 0,1 Prozent des BIP sinken, um die
geltende EU-Maastricht-Vorgabe einzuhalten, die die
Staatsverschuldung auf 60 Prozent der Wirtschaftsleistung begrenzt.
Zum Vergleich: Ende 2024 lag die deutsche Staatsverschuldung bei gut
62 Prozent des BIP.
Bundesbank: Schulden könnten sonst ausufern
Die schwarz-rote Bundesregierung plant in den kommenden Jahren
gigantische Schulden, um mehr in Verteidigung sowie Infrastruktur
und Klimaschutz investieren zu können. Zudem wurde ein
Sondervermögen geschaffen, für das die Schuldenbremse nicht gilt und
das mit Krediten bis zu 500 Milliarden Euro gefüttert wird.
Bundestag und Bundesrat hatten im Frühjahr mit Zwei-Drittel-Mehrheit
eine Grundgesetzänderung zur Reform der Schuldenbremse beschlossen.
Damit wurde die Schuldenbremse für Ausgaben in Verteidigung,
Zivilschutz, Nachrichtendienste und Cybersicherheit gelockert. Für
alle diese Ausgaben, die ein Prozent des Bruttoinlandsprodukts
überschreiten, dürfen Kredite aufgenommen werden.
Steigende Ausgaben für Verteidigung und Infrastruktur seien zwar
vorübergehend nachvollziehbar, meint die Bundesbank. Sie warnt aber:
"Aufgrund der unbegrenzten Verschuldungsmöglichkeiten für
Verteidigungsausgaben sind damit aber längerfristig weder solide
Staatsfinanzen noch die Einhaltung der EU-Regeln gewährleistet."
Nach ihren Berechnungen würde die Staatsverschuldung unter jetzigen
Bedingungen in den kommenden Jahren Richtung 90 Prozent der
Wirtschaftsleistung steigen und langfristig über die Marke von 100
Prozent.
Klingbeil: Brauchen Modernisierung der Schuldenbremse
Die seit 2009 im Grundgesetz verankerte Schuldenbremse ist seit
Jahren umstritten. Während Befürworter sie als Garant für stabile
Staatsfinanzen sehen, monieren Kritiker, Deutschland vernachlässige
wegen der Schuldenbremse dringend nötige Investitionen. Kritisiert
wird unter anderem, dass die Schuldenbremse nicht unterscheidet
zwischen Schulden für laufende Kosten des Staates und Krediten für
Investitionen, die langfristig Wachstum fördern sollen.
Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) erklärte zur Kommission
für eine Reform der Schuldenbremse, Deutschland brauche eine moderne
und leistungsfähige Infrastruktur. Zugleich müssten solide
öffentliche Finanzen sichergestellt werden. "Wir brauchen eine kluge
Modernisierung der Schuldenbremse, um beides dauerhaft
sicherzustellen."/als/DP/jha
AXC0267 2025-11-11/17:12
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Autor: - dpa-AFX
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