| ROUNDUP 4: Polizei räumt besetztes Waldstück am Tagebau Hambach |
| 18.11.2025 18:49:00 |
(neu: mehr Details und Hintergrund)
KERPEN (dpa-AFX) - In einem Großeinsatz hat die Polizei ein letztes
von Aktivisten besetztes Waldstück am Braunkohle-Tagebau Hambach im
Rheinischen Revier geräumt. Spezialisten für Einsätze in großer Höhe
holten mehrere Braunkohle-Gegner aus den Bäumen. Nach Angaben der
Polizei befinden sich dort nun keine weiteren Aktivisten mehr.
14 Personen wurden aus dem betroffenen Bereich begleitet, sagte ein
Sprecher der Polizei. Zwei der Aktivisten erhielten nach
Feststellung der Identitäten einen Platzverweis, neun befanden sich
am frühen Abend noch in Polizeigewahrsam. Die Polizei erstattete
Strafanzeigen wegen des Verdachts auf Hausfriedensbruch.
Zusätzlich nahm die Polizei weitere Strafanzeigen auf - unter
anderem wegen Störung des öffentlichen Friedens sowie des Verdachts
der Sachbeschädigung. Die endgültigen Zahlen zu den Anzeigen will
die Polizei in den kommenden Tagen bekanntgeben. An dem Einsatz
waren viele Beamte beteiligt, konkrete Zahlen wurden nicht genannt.
"Wir werden bleiben, solange wir können"
Die Aktivisten kündigten von Beginn an Widerstand gegen die Räumung
an. "Wir werden bleiben, solange wir können", schrieb die Initiative
"Lützerath lebt". "Wir sind hier, um Wald und Natur vor den
zerstörerischen Plänen von RWE zu schützen."
Dennoch war zu beobachten, wie sich die Polizei Stück für Stück in
dem Areal vorarbeitete. Nachdem der Einsatz in den Morgenstunden
begonnen hatte, waren am Nachmittag bereits weniger Einsatzkräfte
vor Ort, wie ein dpa-Reporter berichtete. Der Großteil der Bäume sei
im Tagesverlauf bereits gefällt worden. Auch am frühen Abend liefen
die Fällarbeiten noch.
Aktivistinnen und Aktivisten hatten sich seit mehr als einem Jahr in
dem nur noch sehr kleinen Waldstück westlich von Köln aufgehalten
und dort Baumhäuser gebaut. Mit der Besetzung wollten sie die
Abholzung des Wäldchens verhindern. Es war schon mehrfach zu
Polizeieinsätzen gekommen.
Das Waldstück trägt den ungewöhnlichen Namen "Sündenwäldchen" -
warum es so heißt, ist nicht eindeutig belegt. Angeblich tummelte
sich einst die Dorfjugend zwischen den Bäumen, um sich ungestört
treffen zu können.
Aktivisten protestieren seit Jahren gegen RWE-Pläne
RWE will das etwa ein Hektar große Waldstück am Rande des Tagebaus
roden, um Kies abbauen zu können. So soll die Böschung eines später
dort geplanten Sees stabilisiert werden.
"Alle Genehmigungen liegen vor. Die erforderlichen
artenschutzrechtlichen Überprüfungen und Maßnahmen haben
stattgefunden", betonte der Konzern in einer Stellungnahme zum
Beginn der Räumung. Man appelliere an die Aktivisten, "das Recht zu
akzeptieren, sich nicht an gesetzeswidrigen Aktionen zu beteiligen
und in einem möglichen Protest besonnen zu bleiben", schrieb RWE
weiter. "Gewalt ist vollkommen inakzeptabel."
Stadt Kerpen bittet Polizei um Hilfe
Um RWE die geplanten Arbeiten zu ermöglichen, hatte die Stadt Kerpen
Ende September ein Aufenthalts- und Betretungsverbot für das
Waldstück verhängt. RWE verfüge über alle rechtlichen
Voraussetzungen und dürfe das Waldstück roden, heißt es darin.
Doch weil sich die Aktivisten nicht an diese Verfügung hielten und
trotzdem in dem Waldstück blieben, kam es nun zu dem Einsatz der
Polizei.
Die Räumung sei zunächst verzögert worden, weil mögliche
Sprengvorrichtungen an den Bäumen entdeckt worden seien, sagte ein
Polizeisprecher. Diese hätten von Spezialisten untersucht werden
müssen. "Das waren aber alles nur Attrappen", sagte er.
Baumhäuser auf etwa einem Dutzend Bäume
In ihrer Allgemeinverfügung vom September war die Stadt Kerpen davon
ausgegangen, dass Aktivisten auf etwa einem Dutzend Bäume im
Sündenwäldchen Baumhäuser oder Plattformen errichtet hatten. Diese
seien gegen Regen geschützt und über Seile miteinander verbunden.
Die Aktivisten seien damals dauerhaft mit fünf bis zehn Menschen im
Wald gewesen, die regelmäßig abgelöst worden seien. Allerdings hatte
die Stadt schon betont, dass bis zum Beginn der Räumung deutlich
mehr Braunkohle-Gegner in das Sündenwäldchen kommen würden. Wie
viele Aktivisten am Dienstag in den Baumhäusern waren, dazu äußerten
sich auf Anfrage weder die Polizei noch die Aktivisten.
Immer wieder Polizeieinsätze
Im September hatten Kohlegegner bereits einen Braunkohlebagger und
ein Förderband im Tagebau Hambach besetzt. Auch dabei kamen
spezialisierte Höhenretter der Polizei im Einsatz.
Der Braunkohle-Abbau im Rheinischen Revier sorgt seit Jahren für
Auseinandersetzungen zwischen Umweltschützern und der Polizei. Die
Räumung von 86 Baumhäusern im Hambacher Forst im Jahr 2018 gilt als
einer der größten Polizeieinsätze in der Geschichte
Nordrhein-Westfalens.
Tagebau soll zu Freizeitsee werden
Die Pläne von RWE für das Gebiet sehen vor, dass nach Beendigung des
Kohleabbaus Wasser in das Tagebauloch eingeleitet wird, um es in
einen Freizeitsee zu verwandeln.
Die Waldbesetzer werfen RWE hingegen vor, mit dem See vor allem
einen Jachthafen für Reiche bauen zu wollen. Sie argumentieren
außerdem, dass es zur Stabilisierung der Böschung andere
Möglichkeiten gebe, bei denen keine so folgenschweren Eingriffe in
die Natur nötig wären.
Die Umweltschutzorganisation BUND hatte auch vor Gericht versucht,
die Rodung zu verhindern - aber ohne Erfolg. Das
Oberverwaltungsgericht (OVG) in Münster hatte RWE bereits im Januar
die Abholzung des Sündenwäldchens erlaubt./mhe/DP/jha
ISIN DE0007037129
AXC0283 2025-11-18/18:49
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Autor: - dpa-AFX
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