| ROUNDUP 2: US-Repräsentantenhaus stimmt für Freigabe von Epstein-Akten |
| 18.11.2025 21:58:00 |
(Aktualisierung: Details zur Nein-Stimme im 1. Absatz, Details zur
Abstimmung im Senat im 4. und 5. Absatz)
WASHINGTON (dpa-AFX) - Das US-Repräsentantenhaus hat mit großer
parteiübergreifender Mehrheit für die Veröffentlichung der
Ermittlungsakten zum Fall des gestorbenen Sexualstraftäters Jeffrey
Epstein gestimmt. 427 der Abgeordneten unterstützten den Schritt,
nur ein Kongressmitglied stimmte dagegen: Der Republikaner Clay
Higgins erklärte sein Nein mit dem Schutz der Privatsphäre
unbeteiligter Personen oder Opfer, deren Namen in den Unterlagen
auftauchen könnten. Ob die Akten nun tatsächlich offengelegt werden,
ist ohnehin unklar.
Der Abstimmung folgte ein kleiner Jubel in der Kongresskammer. Es
waren lange Reden aus beiden Parteien vorausgegangen. Einige
Abgeordnete lobten die seltene Einigkeit, andere nutzten die Debatte
für scharfe Angriffe in Richtung der jeweiligen politischen
Gegenseite. Dabei wurde es teils auch laut.
Was passiert jetzt?
Für eine endgültige Freigabe der Dokumente und Aufzeichnungen, die
sich im Besitz des US-Justizministeriums befinden, braucht es noch
weitere Schritte. Die andere Kammer des US-Parlaments, der Senat,
muss ebenfalls zustimmen und Präsident Donald Trump muss seine
Unterschrift unter das Gesetz setzen.
US-Reporter im Kongress berichteten unter Berufung auf den
republikanischen Mehrheitsführer des Senats, John Thune, es könne
rasch - womöglich noch am heutigen Dienstagabend (Ortszeit) - zu
einer Abstimmung kommen.
Bei einem Nein wäre die geplante Veröffentlichung zumindest für den
Moment gestoppt. Sollte der Senat etwas am Gesetzestext ändern,
müsste dieser erneut zur Abstimmung ins Repräsentantenhaus zurück.
Worum geht es im Epstein-Fall?
Der einflussreiche US-Multimillionär Epstein hatte über viele Jahre
einen Missbrauchsring betrieben, dem Dutzende junge Frauen und
Minderjährige zum Opfer fielen. Er verging sich auch selbst an
seinen Opfern. Nach seiner Verurteilung als Straftäter wurde der
Fall Jahre später nochmals aufgerollt. Epstein wurde erneut
festgenommen. Der Finanzier aus New York starb 2019 mit 66 Jahren in
seiner Gefängniszelle, noch vor einer möglichen weiteren
Verurteilung. Im Obduktionsbericht wurde Suizid als Todesursache
genannt.
Epsteins Tod und seine breiten Kontakte in die Welt der Reichen
lösten Spekulationen über die mögliche Verwicklung einflussreicher
Kreise aus. Vor seiner Festnahme waren Prominente und Milliardäre
bei ihm ein und aus gegangen. Auch Trump verbrachte Zeit mit
Epstein, wie mehrere Party-Videos belegen. Im Kreise Epsteins
verkehrte unter anderem auch der damalige Prinz Andrew. Im Zuge der
Enthüllungen musste der Brite jüngst seine Adelstitel abgeben.
Welche Akten sollen geöffnet werden?
Es geht um Ermittlungsakten. Laut dem Gesetzentwurf im
Repräsentantenhaus sollen spätestens 30 Tage nach Inkrafttreten des
Gesetzes diese Dokumente aus dem Justizministerium, der
Staatsanwaltschaft und der Bundespolizei FBI veröffentlicht werden:
Akten, die sich auf die Ermittlungen, Strafverfolgung und
Haftangelegenheiten zu Epstein und seiner einstigen Vertrauten
Ghislaine Maxwell beziehen. Maxwell sitzt nach einer Verurteilung im
Gefängnis.
Außerdem sollen zum Beispiel Flugprotokolle des Privatjets Epsteins
mit Passagierlisten veröffentlicht und damit Personen genannt
werden, die mit ihm verkehrten. Auch sollen Dokumente zu
Unternehmen, gemeinnützigen Organisationen oder staatlichen Stellen
veröffentlicht werden, zu denen Verbindungen zu Epstein vermutet
werden.
Wie geht Trump mit dem Skandal um?
Der US-Präsident steht im eigenen Land unter gewaltigem Druck -
nicht nur von den Demokraten in der Opposition, die seit Monaten auf
eine Offenlegung der Epstein-Akten drängen. Auch in den Reihen der
Republikaner mehrten sich die Forderungen nach Transparenz, wohl
auch mit Blick auf die Kongresswahlen 2026.
Der Fall hat in den USA enorme politische Schlagkraft. Abgeordnete
fürchten darum, von den Wählerinnen und Wählern abgestraft zu
werden.
Die Geister rief Trump selbst: Im Wahlkampf 2024 versprach der
Republikaner, die Epstein-Akten vollständig offenzulegen. Weil
dieses Versprechen seit seinem Amtsantritt im Januar jedoch nicht
eingelöst wurde, steht der Präsident unter wachsendem Druck. Zuletzt
veröffentlichten Demokraten E-Mail-Auszüge aus Epsteins Nachlass, in
denen Trumps Name auftaucht. Dies löste neue Spekulationen darüber
aus, wie viel er über Epsteins Straftaten gewusst haben könnte.
Warum befürwortete Trump die Abstimmung?
Am Sonntag sah es nach einer Kehrtwende aus: Trump empfahl den
Abgeordneten seiner Partei auf der Plattform Truth Social, für die
Veröffentlichung zu stimmen. Man habe nichts zu verbergen. Damit
vermied er wohl eine besonders große Blamage, wenn sein Wort gegen
das der Republikaner gestanden hätte. Es kann auch Kalkül im Spiel
sein: Denn im Senat ist der Rückhalt der Republikaner für die
Offenlegung deutlich geringer als im Repräsentantenhaus.
Was ist bei den Republikanern los?
Parteiintern sorgt das Thema für teils heftige Verwerfungen.
Besonders bemerkenswert ist die Rolle der Abgeordneten Marjorie
Taylor Greene, die lange als ausgesprochen loyale Unterstützerin
Trumps und als eine der bekanntesten Stimmen seiner MAGA-Bewegung
("Make America Great Again") galt. Jüngst trat sie aber als
vehemente Befürworterin der Veröffentlichung der Epstein-Akten auf -
und wurde von Trump öffentlich gemaßregelt.
Bei einer Pressekonferenz kurz vor der Abstimmung im
Repräsentantenhaus verteidigte die republikanische Abgeordnete ihre
Haltung mit deutlichen Worten. Sie kritisierte dabei auch Trump
direkt: Er habe sie eine "Verräterin" genannt, obwohl sie jahrelang
für ihn gekämpft habe. "Ich habe ihm nie etwas geschuldet", erklärte
sie. Ein "Verräter" sei jemand, der fremden Ländern diene. Ein
"Patriot" hingegen diene den USA.
Greene betonte, es sei wichtig, im Namen der Frauen, die Epstein
missbraucht habe, parteipolitische Gräben zu überwinden. Der
"eigentliche Kampf" stehe jedoch erst bevor: Entscheidend sei, ob
die zuständigen Behörden tatsächlich alle Informationen freigeben
würden./rin/DP/he
AXC0307 2025-11-18/21:58
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Autor: - dpa-AFX
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