| ROUNDUP 2: Nur noch Staatsminister - Weimer legt Firmenanteile auf Eis |
| 20.11.2025 15:46:00 |
(neu: mehr Details und Hintergrund)
BERLIN (dpa-AFX) - Der politische Druck war groß - jetzt zieht
Wolfram Weimer Konsequenzen: Der parteilose Staatsminister für
Kultur und Medien, der im Frühjahr aus dem eigenen Verlag ins
Kanzleramt wechselte, trennt sich für die Zeit seines öffentlichen
Amts von seinen Firmenanteilen und überträgt sie einem Treuhänder.
"Ich vollziehe diese Trennung allein, um jeglichen Anschein eines
Interessenkonflikts zu vermeiden, der indes tatsächlich nie
bestanden hat", erklärte Weimer in Berlin.
Hintergrund sind Medienberichte, wonach die von Weimer gegründete
Weimer Media Group auf ihrem jährlichen Ludwig-Erhard-Gipfel am
Tegernsee Unternehmen gegen Geld exklusiven Zugang zu
Bundesministern bieten und mit "Einfluss auf die politischen
Entscheidungsträger" werben soll. Laut "Apollo News" sollen Pakete
für mehrere Zehntausend Euro im Angebot sein. Bei Grünen und Linken,
aber auch in der Union kamen Fragen auf, ob Weimers Aufgaben im
politischen Amt sauber von Geschäftsinteressen getrennt seien.
"Verzichte auf Gewinnausschüttung"
Weimer hatte mit Eintritt in die Bundesregierung seine Funktionen
und Stimmrechte im Unternehmen abgegeben, behielt jedoch 50 Prozent
der Firmenanteile. Die Stimmrechte übertrug Weimer nach eigenen
Angaben seiner Mitgesellschafterin - seiner Ehefrau Christiane
Goetz-Weimer, mit der er das Unternehmen 2012 gegründet hatte.
In einer Mitteilung stellte Weimer klar, dass er "bereits im
Frühjahr die Geschäftsführung und alle Funktionen im Verlag
niedergelegt und die entsprechenden Änderungen im Handelsregister
eintragen lassen" hatte. "Die stimmrechtslosen Anteile waren bisher
schon nicht gewinnberechtigt", fügte er hinzu.
Nun übertrage er die Anteile treuhänderisch und verzichte "auch
weiterhin auf jegliche Gewinnausschüttung", auch im laufenden
Geschäftsjahr. Die Übertragung an den Treuhänder solle bis zum
Jahresende vollzogen sein.
"Warum nicht gleich so?"
Der Grünen-Politiker Sven Lehmann, Vorsitzender des
Kulturausschusses im Bundestag, nannte den Schritt überfällig. "Und
man fragt sich: Warum nicht gleich so?", sagte Lehmann, der Weimer
zuvor kritisiert hatte. Trotzdem blieben wesentliche Fragen: "Hat
Wolfram Weimer in seiner Zeit als Minister aktiv bei anderen
Ministern für eine Teilnahme an Bezahl-Treffen geworben? Erhält sein
Unternehmen öffentliche Zuwendungen?"
Nach Recherchen der "Süddeutschen Zeitung" flossen zwischen 2022 und
2025 aus diversen Etats in Bayern rund 700.000 Euro öffentlicher
Mittel zur Unterstützung des Ludwig-Erhard-Gipfels. Nach Angaben des
bayerischen Wirtschaftsministeriums engagierte sich die vom
Ministerium geförderte Agentur "Bayern Innovativ" am
Ludwig-Erhard-Gipfel 2025 "im Rahmen des satzungsgemäßen Zwecks der
Gesellschaft im Umfang von 165.000 Euro". Im Jahr 2024 waren es
demnach 140.000 Euro, 2023 und 2022 jeweils 75.000 Euro.
SPD-Politiker stellt Förderung infrage
Die bayerische Staatsregierung prüft nach eigenen Angaben, "ob eine
Fortsetzung der staatlichen Unterstützung weiterhin möglich ist".
Der wirtschaftspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion,
Sebastian Roloff, ist für ein Ende. "Bei Veranstaltungen dieser Art
scheint mir staatliche Förderung eher unüblich und gerade mit Blick
auf das zahlungskräftige Publikum auch nicht angezeigt", sagte
Roloff dem "Handelsblatt".
Und er fügte hinzu: "Der Eindruck, dass man sich hier Zugang zu
politischen Entscheidungsträgern kaufen kann, sollte ebenso
vermieden werden, wie dass Herr Weimer sein Regierungsamt mit
geschäftlichen Tätigkeiten verbindet." Roloff begrüßte, dass Weimer
seine Beteiligungen vorläufig abgebe. Den Schritt lobte auch der
Linken-Bundestagsabgeordnete David Schliesing, kritisierte aber,
dass es so lange gedauert habe.
Linken-Chef Jan van Aken griff Weimer in der "Rheinischen Post"
hingegen erneut an: "Ich fass es einfach nicht, dass er es immer
noch nicht kapiert, was das Problem ist. Der will uns doch
verarschen. Das ist der nächste schmierige Schachzug, um über diesen
massiven Interessenkonflikt hinwegzutäuschen, den es nach wie vor
gibt."
Weimers Frau verzichtet vorerst auf Orden
Weimers Ehefrau Goetz-Weimer sollte für ihre Leistung als Verlegerin
und Organisatorin des Ludwig-Erhard-Gipfels eigentlich den
Bayerischen Verfassungsorden bekommen - doch wegen des aktuellen
Wirbels verzichtet sie nach eigenen Angaben zunächst auf die
Auszeichnung. Sie empfinde den Vorschlag als große Ehre, ließ
Goetz-Weimer über den bayerischen Landtag mitteilen. "Doch es steht
zu befürchten, dass die aktuelle Diskussion um den
Ludwig-Erhard-Gipfel alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen wird."
Verliehen werden die Orden für 49 Personen am 4. Dezember von
Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU). Aigner ist laut Webseite des
Ludwig-Erhard-Gipfels auch Teilnehmerin der nächsten Ausgabe im
April 2026. Geworben wurde auf der Seite - Stand Donnerstag - auch
mit der Teilnahme von Kanzleramtsminister Thorsten Frei (CDU),
Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer (CSU),
Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU), dem bayerischen
Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) und anderen.
Weimer sieht Angriffe von rechts
Staatsminister Weimer hatte sich in den vergangenen Tagen
verteidigt. Der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" sagte er: "Wenn
Handwerker, Bauern oder Ärzte ihre Unternehmen komplett verkaufen
müssten, nur weil sie eine Zeit lang ein politisches Mandat
annehmen, dann würden keine Praktiker mehr in die Politik wechseln."
Zum Vorwurf hoher Teilnahmegebühren beim Ludwig-Erhard-Gipfel sagte
er: "Mein früherer Verlag hat Kongresse und Gipfeltreffen
organisiert wie alle anderen größeren Verlagsgruppen auch.
Ticketverkäufe und Teilnahmepakete sind dabei völlig normal und
legitim."
In der "Rheinischen Post" beklagte Weimer "aggressive Attacken gegen
mich von rechten Medien". Er fügte hinzu: "Diese Angriffe von rechts
außen auf meine Person werden mich aber nicht davon abbringen, meine
Ziele in der Kultur- und Medienpolitik zu erreichen."/vsr/DP/jha
AXC0199 2025-11-20/15:46
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Autor: - dpa-AFX
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