| US-Friedensplan sieht heikle Zugeständnisse der Ukraine vor |
| 21.11.2025 06:34:00 |
Kein Nato-Beitritt der Ukraine, ein
kleineres Heer und dauerhafte Gebietsabtretungen - der neue Plan der
US-Regierung für ein Ende des russischen Angriffskriegs enthält
zahlreiche Vorschläge, die für Kiew nur schwer zu akzeptieren sein
dürften. Mehrere Medien veröffentlichten den Entwurf des 28 Punkte
umfassenden Abkommens, das einen dauerhaften Waffenstillstand nach
mehr als dreieinhalb Jahren Krieg absichern soll. Der ukrainische
Präsident Wolodymyr Selenskyj machte sich den Vorschlag der USA
ausdrücklich nicht zu eigen, zeigte sich aber zumindest
gesprächsbereit.
Eine Delegation unter Leitung von Daniel Driscoll, einem
Staatssekretär im US-Verteidigungsministerium, hatte die neuesten
Vorstellungen der Regierung von Präsident Donald Trump bei
Gesprächen in Kiew präsentiert. Selenskyj erklärte danach in einer
Videobotschaft: "Die amerikanische Seite hat Punkte eines Plans
vorgestellt, um den Krieg zu beenden - ihre Sichtweise. Ich habe
unsere Grundsätze vorgestellt."
Nun müsse an den einzelnen Punkten gearbeitet werden, sagte
Selenskyj. "Wir sind bereit zu klarer und ehrlicher Arbeit - die
Ukraine, die USA, unsere Partner in Europa und weltweit." Nach
Angaben seines Büros will Selenskyj bald mit Trump telefonieren.
Die europäischen Unterstützer der Ukraine, die an Verhandlungen
beteiligt werden wollen, wurden von dem US-Vorstoß eher überrascht.
Bundesaußenminister Johann Wadephul wertete das Konzept nicht als
fertigen Plan, sondern als Beitrag, um die Konfliktparteien an einen
Tisch zu bringen. Und tatsächlich enthält der Kompromissvorschlag
mehrere Punkte, die auch aus Sicht der Europäer wohl kaum
hinzunehmen wären.
Das sieht der Vorschlag vor
Laut übereinstimmenden Berichten des US-Nachrichtenportals "Axios"
und anderer Medien sieht der Entwurf aus Washington territoriale
Zugeständnisse der Ukraine und noch vieles mehr vor: Die Krim und
die ebenfalls besetzten ukrainischen Gebiete Donezk und Luhansk
werden als faktisch russisch anerkannt. Dazu muss die Ukraine qua
Verfassung demnach auf einen Beitritt zur Nato verzichten, die Größe
ihres Heers auf 600.000 Mann beschränken und atomwaffenfrei bleiben.
Zwar darf sie - zumindest theoretisch - der EU beitreten, angesichts
der komplizierten Gemengelage dürfte es dazu in absehbarer Zukunft
aber ohnehin kaum kommen.
Im Gegenzug werden der Ukraine "zuverlässige Sicherheitsgarantien"
der USA in Aussicht gestellt, wobei völlig offen bleibt, was das in
der Praxis bedeuten soll. Russland, das den völkerrechtswidrigen
Angriffskrieg im Februar 2022 begann, soll auf weitere
Gebietsansprüche verzichten und sich per Gesetz dazu verpflichten,
Aggressionen gegenüber Europa und der Ukraine abzuschwören.
Beschlagnahmtes russisches Staatsvermögen in Milliardenhöhe soll
dazu genutzt werden, Wiederaufbau und Investitionen in der Ukraine
zu fördern - eine Bedingung, die für Moskau nicht leicht zu
akzeptieren sein dürfte.
Eine amerikanisch-russische Arbeitsgruppe zu Sicherheitsfragen soll
darüber wachen, dass die Abmachungen eingehalten werden - und ein
"Friedensrat" unter Trumps Vorsitz die Einhaltung des Abkommens
garantieren. Wenn alle Seiten dem Friedensplan zugestimmt haben und
der militärische Rückzug auf vereinbarte Positionen abgeschlossen
ist, beginnt - so das Ziel - der Waffenstillstand. Zudem sollen 100
Tage nach Abschluss des Abkommens Wahlen in der Ukraine abgehalten
werden.
USA wollen entlohnt werden
Laut US-Regierungssprecherin Karoline Leavitt wurde der Plan von
Außenminister Marco Rubio und Trumps Sondergesandtem Steve Witkoff
über Wochen hinweg ausgearbeitet. Beide seien mit Vertretern
Russlands und der Ukraine in den Austausch getreten, um zu
verstehen, wozu die Länder jeweils bereit seien, um einen
dauerhaften Frieden zu erreichen.
Für ihre nicht näher definierten Sicherheitsgarantien würden die USA
gemäß dem Friedensplan entlohnt. So sollen sie von verschiedenen
Wirtschaftsprojekten profitieren, etwa im Energiesektor und bei der
Ausbeutung seltener Erden. Russland wiederum würde wieder in die
Weltwirtschaft integriert und eingeladen, der Gruppe führender
Industrienationen nach seinem zeitweisen Ausschluss erneut
beizutreten. Aus den G7 würden damit wieder die G8.
Die USA legten Wert darauf, dass die Vereinbarung möglichst schnell
besiegelt werde, sagte die Geschäftsträgerin der US-Botschaft in
Kiew, Julie Davis, dem Nachrichtenportal "Ukrajinska Prawda".
Wadephul betont: Alles ist im Fluss
Bundesaußenminister Wadephul hatte nach eigenen Angaben ausführlich
mit dem US-Sondergesandten Witkoff telefoniert. Im ZDF-"heute
journal" sagte der CDU-Politiker, jedes Engagement dafür, dass beide
Seiten miteinander ins Gespräch kommen, sei richtig und
unterstützenswert. Alles sei im Fluss, und auch US-Außenminister
Rubio habe gesagt, dass es um eine Auflistung von Themen und
Optionen gehe, die noch abzuwägen und zu besprechen seien.
Putin hält an Kriegszielen fest
Eine offizielle Reaktion aus Moskau gab es nach Bekanntwerden der 28
Punkte zunächst nicht. Präsident Wladimir Putin besuchte indes
demonstrativ einen Kommandoposten der russischen Armee und
bekräftigte bei einem Auftritt in Tarnuniform das Festhalten an
seinen Kriegszielen. "Wir haben unsere gemeinsamen Aufgaben, unsere
Ziele. Das Wichtigste ist, unbedingt die Ziele der speziellen
Militäroperation zu erreichen", wurde Putin vom Kreml zitiert. Der
Staatschef ließ sich demnach von Generälen über den Vormarsch seiner
Truppen in der Ukraine unterrichten.
Fünf Tote bei Luftangriff auf Saporischschja
In der südostukrainischen Großstadt Saporischschja wurden nachts
mindestens fünf Menschen durch einen russischen Luftangriff getötet.
Drei weitere seien verletzt worden, teilte der Gouverneur des
Gebiets, Iwan Fedorow, bei Telegram mit. Zur eingesetzten Waffe
machte er keine Angaben, allerdings gab es vorher Warnungen vor
einem Gleitbombenangriff. Die Industriestadt liegt nur etwas mehr
als 20 Kilometer von der Frontlinie entfernt.
Dort steht auch das von russischen Truppen besetzte Atomkraftwerk
Saporischschja - eines der größten Europas. In Trumps Friedensplan
ist vorgesehen, dass das AKW der Internationalen Atomenergiebehörde
IAEA unterstellt wird. Der dort produzierte Strom würde dann künftig
zu gleichen Teilen zwischen der Ukraine und Russland
aufgeteilt./mk/DP/stk
AXC0027 2025-11-21/06:34
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Autor: - dpa-AFX
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