| ROUNDUP 2/Trumps Ukraine-Friedensplan: Kooperation oder Konfrontation? |
| 22.11.2025 14:35:00 |
(Neu: Weitere Details)
JOHANNESBURG (dpa-AFX) - Der Plan von US-Präsident Donald Trump für
ein Ende des Ukraine-Krieges versetzt Europa in den Krisenmodus. Am
Rande des G20-Gipfels in Südafrika suchen Bundeskanzler Friedrich
Merz und andere Staats- und Regierungschefs nach Wegen, dem
ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj beizustehen. Der Plan
verlangt der Ukraine erhebliche Zugeständnisse an den Angreifer
Russland ab.
Trump hat Selenskyj eine Frist bis kommenden Donnerstag gesetzt,
grundsätzlich zuzustimmen. US-Vizepräsident JD Vance reagierte
scharf auf Kritik an dem Vorhaben: "Frieden wird nicht von
gescheiterten Diplomaten oder Politikern erreicht, die in einer
Fantasiewelt leben."
Vance und Putin auf einer Linie
Der russische Präsident Wladimir Putin hält den 28-Punkte-Plan für
eine Grundlage, einen Frieden zu erreichen. Russland hatte die
Ukraine auf Befehl Putins am 24. Februar 2022 angegriffen.
Vance warf den Kritikern des Plans vor, die wahre Lage im Krieg zu
verkennen. Auf X schrieb er: "Es gibt diese Fantasie, wenn wir bloß
für mehr Geld, mehr Waffen oder mehr Sanktionen sorgten, wäre der
Sieg greifbar."
Putin wirft den Europäern ebenfalls Unkenntnis der Lage vor. Sie
hätten keine echten Informationen über die Lage auf dem
Schlachtfeld. Russland werde seine Ziele militärisch erreichen. Die
Ukraine und deren Verbündete pflegten die Illusion, Russland auf dem
Schlachtfeld eine strategische Niederlage zufügen zu können.
Die USA boykottieren den ersten G20-Gipfel auf afrikanischem Boden
und können deshalb nicht direkt in Johannesburg angesprochen werden.
Trump beklagt eine Diskriminierung weißer Minderheiten in Südafrika,
insbesondere der sogenannten Afrikaaner, die Nachfahren
niederländischer Siedler sind. Südafrika weist die Vorwürfe als
unbegründet zurück. Fachleute sehen sie ebenfalls als nicht
gerechtfertigt an.
Europa sucht Beistand bei Kanada, Australien und Japan
Zu den Krisengesprächen voraussichtlich am Samstagnachmittag werden
nach EU-Angaben auch Spitzenpolitiker anderer Kontinente erwartet.
EU-Ratspräsident António Costa lud neben den anwesenden europäischen
Staats- und Regierungschefs auch die Vertreter Kanadas, Australiens
und Japans ein, wie eine EU-Beamtin sagte.
Nach Angaben von Diplomaten wird es darum gehen, wie aus
europäischer Sicht inakzeptable Zugeständnisse an Russland
herausverhandelt werden könnten. Die Europäer wollen eigene
Änderungsvorschläge vorlegen und darüber dann mit den USA sprechen.
Sie wollen einerseits klare Kante gegen für sie inakzeptable Punkte
des Plans zeigen, Trump aber auch nicht ganz verprellen und ihn in
dem Prozess an Bord halten.
Bundeskanzler Friedrich Merz hatte bereits am Freitagabend in einem
15-minütigen Telefonat als erster Europäer mit dem US-Präsidenten
über den Friedensplan geredet. Anschließend hieß es, es seien
weitere Schritte auf Ebene der "Berater" geplant.
Merz wird in Johannesburg von seinem außenpolitischen Berater Günter
Sautter begleitet. Wann und wo die Gespräche der Europäer mit den
USA stattfinden sollen, ist noch offen.
Der US-Vorschlag sieht zum Beispiel vor, dass die Ukraine auch
bislang verteidigte Gebiete an Russland abtritt und die Nato einen
Verzicht auf jegliche Erweiterung erklärt. Russland müsste dagegen
nur vergleichsweise geringe Zugeständnisse machen und unter anderem
auf in der EU eingefrorenes Staatsvermögen verzichten.
Aus Europa werden neben Bundeskanzler Merz die Staats- und
Regierungschefs aus Frankreich, Italien und Großbritannien sowie aus
Irland, Finnland, den Niederlanden, Spanien und Norwegen erwartet.
Sie sind ständige G20-Mitglieder beziehungsweise als Gäste der
Gruppe führender Industrie- und Schwellenländer in Johannesburg.
Verbündete der Ukraine im Dilemma
Für Deutschland und andere Partner der Ukraine ist der Plan brisant.
Sie befürchten, dass ein Abkommen, das den Aggressor belohnt, keinen
dauerhaften Frieden auf dem Kontinent bringen wird. Zugleich sind
sie angesichts der angespannten Finanzlage und einer der
Unterstützung müden Bevölkerung in vielen Ländern ebenfalls an einem
Kriegsende interessiert.
Allein die Europäische Union und ihre Mitgliedstaaten haben nach
Angaben aus Brüssel bereits mehr als 187 Milliarden Euro für die
Unterstützung der Ukraine ausgegeben.
Selenskyj stimmt sich mit der EU-Führung ab
Die ukrainische Führung will den Friedensplan nicht einfach
hinnehmen. Selenskyj sagte, er werde sich mit der EU über eigene
Vorschläge abstimmen. Der Präsident sieht sein Land unter
erheblichem Druck und sprach von einem der "schwierigsten Momente"
in der Geschichte der Ukraine. Sie stehe vor der Entscheidung,
entweder ihre Würde zu verlieren oder die USA als Schlüsselpartner.
Ohne Unterstützung der größten Militärmacht wäre der Abwehrkampf
gegen die Invasoren deutlich erschwert.
Südafrika setzt trotz Ukraine-Krise Entwicklungsthemen durch
Wegen der Krisengespräche zum US-Friedensplan rückten die
eigentlichen Gipfelthemen in den Hintergrund. Dennoch verabschiedete
die G20-Runde die von Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa
ausgehandelte Schlusserklärung des Gipfels. Er warb noch einmal für
mehr Zusammenarbeit bei der Lösung globaler Probleme wie der
Klimakrise und der größer werdenden Kluft zwischen Arm und Reich in
der Welt. Diese Ungleichheit sei "ungerecht und untragbar", sagte
Ramaphosa, der als Gastgeber die Themenschwerpunkte "Solidarität,
Gleichheit und Nachhaltigkeit" für die G20-Präsidentschaft gesetzt
hatte./mfi/kpa/bk/aha/mk/DP/zb
AXC0042 2025-11-22/14:35
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Autor: - dpa-AFX
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