| ROUNDUP: Klimagipfel ohne Beschluss zu Exitplan für Kohle, Öl und Gas |
| 22.11.2025 19:05:00 |
Trotz mehr als 19-stündiger Verlängerung hat sich
die Weltklimakonferenz in Brasilien nicht darauf einigen können,
einen verbindlichen Plan für die Abkehr von Öl, Kohle und Gas zu
erarbeiten. Die rund 200 Länder vereinbarten in Belém lediglich eine
freiwillige Initiative, um die Klimaschutz-Anstrengungen der Staaten
zu beschleunigen.
Öl, Kohle und Gas kommen nicht vor
Bundesumweltminister Carsten Schneider (SPD) äußerte sich "ein
bisschen enttäuscht" und sagte, die Ölstaaten hätten mit einer
"Blockade" ehrgeizigere Beschlüsse verhindert. Im zentralen
Abschlussdokument ist nicht die Rede von fossilen Energieträgern,
auch Öl, Kohle und Gas werden nicht explizit genannt - außer im
Begriff "Treibhausgase".
Beschlossen wurde, dass reiche Staaten ihre Klimahilfen an ärmere
Länder zur Anpassung an die Folgen der Erderhitzung deutlich
erhöhen. Konkret ist von einer Verdreifachung bis 2035 die Rede.
Finanzexperte Jan Kowalzig von Oxfam kritisierte, dass "kein
Basisjahr für die Verdreifachung und kein konkreter Betrag" genannt
wird. Der Betrag dürfte deutlich unter den von den
Entwicklungsländern geforderten jährlich 120 Milliarden US-Dollar
liegen.
Bundesregierung und Verbündete konnten sich nicht durchsetzen
Für das handfestere Ziel eines Fahrplans zum Ausstieg aus Kohle, Öl
und Gas hatte sich die Bundesregierung als Teil eines breiten
Bündnisses aus rund 80 Staaten eingesetzt, konnte sich aber nicht
durchsetzen. Schon bei der Klimakonferenz vor zwei Jahren in Dubai
hatte die Weltgemeinschaft eine Abkehr von diesen fossilen
Brennstoffen beschlossen - wann und wie dies geschehen soll, wurde
nun anders als erhofft in Belém nicht präzisiert.
Trotzdem betonte Umweltminister Schneider mit Blick auf den Austritt
der USA aus dem Pariser Klimaabkommen: "Das Entscheidende ist, dass
die Welt am Tisch sitzt", auch wenn ein großer Spieler nicht mehr
dabei sei.
Bauchlandung für Brasilien
Für Brasilien ist das Ergebnis eine Bauchlandung. Noch zum
Konferenzauftakt zu Beginn der vergangenen Woche hatte Präsident
Luiz Inácio Lula da Silva erklärt, gebraucht würden Fahrpläne, die
es der Menschheit ermöglichten, ihre Abhängigkeit von fossilen
Brennstoffen zu überwinden sowie die Entwaldung zu stoppen und
umzukehren. Damit hatte er bei vielen Gipfelteilnehmern hohe
Erwartungen geweckt.
Der von Brasilien bewusst symbolisch ausgewählte Konferenzort am
Rande des fürs Weltklima wichtigen Amazonas wurde zwar vielfach
beschworen - doch auch einen konkreten "Waldaktionsplan", um die
Zerstörung von Wald einzudämmen, beschloss die Konferenz nicht. Es
wird lediglich an einen früheren Beschluss erinnert, die Entwaldung
bis 2030 zu stoppen.
Neuer Fonds soll Regenwald erhalten helfen
Was die Gastgeber vorweisen können, ist ein neuer Fonds zum Schutz
des Regenwalds, für den Deutschland eine Milliarde Euro über einen
Zeitraum von zehn Jahren bereitstellt. Länder, die ihre Wälder
erhalten, sollen nach dem neuartigen Modell belohnt werden.
Umgekehrt sollen sie für jeden zerstörten Hektar Wald Strafe zahlen.
Die Millionenstadt Belém am Rande des Regenwalds stellte die
Zehntausenden Gäste aus aller Welt während der vergangenen zwei
Wochen vor Herausforderungen - nicht nur wegen knapper Hotelbetten,
die durch Kreuzfahrtschiffe und Privatunterkünfte aufgestockt
wurden.
Denn so spürbar wie in Brasilien war die Außenwelt selten auf einer
Klimakonferenz: Mehrfach konnten die hallengroßen Zelte den heftigen
tropischen Regengüssen nicht standhalten, es tropfte in die Flure
hinein. Im Endspurt brach aus ungeklärter Ursache sogar ein Feuer
aus und trieb alle auf die Straße. Die COP, wie die Klimakonferenz
im UN-Jargon heißt, brenne, genau wie Welt, hieß es prompt von
Aktivisten.
Indigene Aktivisten stürmten das Gelände
Indigene waren auf der Amazonas-COP so stark vertreten wie nie
zuvor. Trotzdem wussten viele indigene Gruppen, die
Weltöffentlichkeit zu nutzen: Eines Abends stürmten etliche indigene
Aktivisten das gesicherte Gelände, wenige Tage später blockierte
eine Gruppe morgens den Eingang - im Kampf um mehr Mitsprache und
Landrechte.
Der Druck von außen war ein deutlicher Kontrast zu den vorherigen
Klimakonferenzen in autoritären Staaten wie Aserbaidschan oder
Ägypten. Höhepunkte der Proteste in Belém waren ein mehrtägiger
"Gipfel des Volkes" auf dem Uni-Gelände und eine riesiger, bunter
Marsch von Zehntausenden für mehr Klimaschutz.
1,5-Grad-Limit wird befristet überschritten
Schnelles Handeln ist angesichts der eskalierenden Klimakrise nötig.
Denn beim Verbrennen von Öl, Gas und Kohle entstehen die meisten
klimaschädlichen Treibhausgase, die dafür sorgen, dass sich der
Planet immer mehr aufheizt. Die zehn wärmsten Jahre seit Beginn der
Aufzeichnungen waren die vergangenen zehn.
Inzwischen geht die Wissenschaft davon aus, dass die im Pariser
Klimaabkommen angestrebte maximale Erderwärmung von 1,5 Grad im
Vergleich zur vorindustriellen Zeit mindestens befristet
überschritten wird, und zwar schon spätestens zu Beginn der 2030er
Jahre. Die drastischen Folgen wären mehr und heftigere Stürme,
Waldbrände, Dürren und Überschwemmungen./swe/DP/zb
AXC0068 2025-11-22/19:05
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Autor: - dpa-AFX
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