| wiiw-Studie empfiehlt wegen der US-Zölle Annäherung von EU und Türkei / Studienautorin Gökten: Vertiefung der Handelsbeziehungen wirtschaftlich sinnvoll und geopolitisch notwendig - Österreich schöpft Exportpotenzial bei Weitem nicht aus |
| 26.11.2025 11:59:00 |
Der Abbau von Zöllen zwischen der EU und der
Türkei könnte helfen, die negativen Effekte der US-Zollpolitik
abzuschwächen. Zu diesem Schluss kommt eine am Mittwoch
veröffentlichte Studie des Wiener Instituts für internationale
Wirtschaftsvergleiche (wiiw) im Auftrag des Wirtschaftsministeriums.
Die Modernisierung der seit 1996 bestehenden Zollunion sei
wirtschaftlich sinnvoll und geopolitisch notwendig, sagte die
Türkei-Expertin und Co-Autorin der Studie, Meryem Gökten.
Österreich schöpft den Berechnungen der Ökonomen zufolge das
Handelspotenzial mit der Türkei nicht aus. Österreich exportiere
derzeit weniger als die Hälfte dessen, was möglich wäre. Besonders
bei Maschinen und Fahrzeugen hätte die heimische Wirtschaft großes
Potenzial. Deutschland hingegen schöpfe sein Potenzial deutlich
besser aus.
Die Zollunion, eigentlich als Vorstufe zum EU-Beitritt gedacht,
hat den Handel zwischen den beiden Wirtschaftsblöcken zwar stark
steigen lassen. In den vergangenen 15 Jahren haben Österreich und
die meisten EU-Staaten in Westeuropa mit Ausnahme Spaniens aber
Federn lassen müssen und Marktanteile vor allem an China und
Russland verloren.
Wien sollte Handel mit Ankara vertiefen
"Wien und Brüssel sollten deshalb aus reinem Eigeninteresse alles
daransetzen, den Handel und die Wirtschaftsbeziehungen mit Ankara
über eine Vertiefung und Ausweitung der bestehenden Zollunion zu
intensivieren", sagte Gökten. "Durch die positiven wirtschaftlichen
Effekte ließe sich zumindest auch ein Teil der negativen
Auswirkungen der US-Zölle auf Europa kompensieren. Die Aussicht auf
eine vertiefte Wirtschaftskooperation mit der Türkei könnte der EU
zudem neue Verhandlungsmacht gegenüber Ankara geben und die Rivalen
Russland und China auf Distanz halten."
Das Studienteam hat mehrere Szenarien modelliert, darunter eines,
das den Entfall aller bisher noch erhobenen Zölle auf Produkte in
den Bereichen Landwirtschaft, Fischerei, Lebensmittel und Getränke,
Kohle, Stahl und Chemie vorsieht und ein weiteres, das zusätzlich
auch noch alle nicht-tarifären Handelshemmnisse abgebaut werden. Vor
allem bei einer tiefgreifenden Modernisierung der Zollunion würden
die Handelsströme deutlich zunehmen, wobei die EU-Exporte mit einem
Plus von 7,1 Prozent stärker steigen würden als die türkischen mit
6,2 Prozent. Mit Blick auf das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wäre die
Türkei Hauptnutznießerin einer solchen Vertiefung, ihr BIP würde um
rund 0,25 Prozent steigen, jenes der EU nur marginal, könnte - wie
auch andere Handelsabkommen - aber helfen, die Auswirkungen der
Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump zu kompensieren.
Stärkere politische Anbindung der Türkei an Europa
Brüssels größter Vorteil von intensiveren Handelsbeziehungen wäre
laut dem Papier eine stärkere politische Anbindung der Türkei an
Europa. Mehr Freihandel mit dem großen Nachbarn im Südosten würde
der EU also nicht nur wirtschaftliche Impulse, sondern auch einen
stärkeren Hebel zur Durchsetzung ihrer politischen Interessen bieten
- Stichwort Migration, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit sowie
Ankaras Rolle im Nahen Osten.
Die Türkei ist die 18. größte Volkswirtschaft der Welt, Mitglied
des Militärbündnisses NATO und stark mit der EU verbunden. Zugleich
pflegt das Land gute Beziehungen zu Russland und China und führt
laut dem Autorenteam einen komplexen, strategischen Balanceakt in
einer multipolaren Weltordnung durch.
(Redaktionelle Hinweise: S E R V I C E: Studie abrufbar unter
https://go.apa.at/944gm5n4)
pro/rst
ISIN
WEB http://www.wiiw.ac.at/
|
Autor: - APA/pro/rst
|
| Copyright APA. Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung, Wiederveröffentlichung oder dauerhafte Speicherung ohne ausdrückliche vorherige Zustimmung von APA ist nicht gestattet. |
|
|
| DAX | 23.623,79 | 159,16 | 0,68% |
| TecDax | 3.529,14 | 32,18 | 0,92% |
| MDAX | 29.132,50 | 116,61 | 0,40% |
| Dow Jones (EOD) | 47.112,45 | 664,18 | 1,43% |
| Nasdaq 100 | 25.101,76 | 83,40 | 0,33% |
| S & P 500 (EOD) | 6.765,88 | 60,76 | 0,91% |
| SMI | 12.771,63 | 117,51 | 0,93% |
|
| EUR/US$ | 1,1591 | 0,00 | 0,18% |
| EUR/Yen | 181,3677 | 0,80 | 0,44% |
| EUR/CHF | 0,9346 | 0,00 | 0,02% |
| EUR/Brit. Pfund | 0,8770 | -0,00 | -0,21% |
| Yen/US$ | 0,0064 | 0,00 | -0,17% |
| CHF/US$ | 1,2402 | 0,00 | 0,21% |
|
| baha Brent Indication | 62,51 | -0,06 | -0,10% |
| Gold | 4.162,88 | 37,11 | 0,90% |
| Silber | 52,43 | 1,20 | 2,33% |
| Platin | 1.572,89 | 8,73 | 0,56% |
| |
|
|