| ROUNDUP/Angst vor Crash: KI-Sorgen könnten Dax-Jahresbilanz vermiesen |
| 01.12.2025 11:05:00 |
Nach zwei hervorragenden Aktienjahren könnte
2025 für Anleger doch noch zur Zitterpartie werden. Denn mit der
Sorge, dass die Euphorie rund um Künstliche Intelligenz (KI) und
enorme Gewinne damit zu weit gehen könnte, ist eine tragende Säule
für die Rekordrally an den Aktienmärkten ins Wanken geraten. Manche
Experten fürchten eine scharfe Korrektur oder gar das Platzen einer
Blase - und das, nachdem schon im April das Zollpaket von
US-Präsident Donald Trump die Nerven der Anleger arg strapaziert
hatte.
Derzeit sieht es zwar so aus, dass der Leitindex Dax
das dritte Jahr in Folge selbst ohne die übliche Jahresendrally
stark abschließen kann. Nach den jüngsten Kursgewinnen summiert sich
der Anstieg 2025 auf rund 19 Prozent. Zum Vergleich: Die
langfristige Dax-Rendite liegt bei sieben bis acht Prozent pro Jahr.
Seit der raschen Erholung von Trumps Zollschock zeigt sich der Markt
jedoch nervös: Auf hohem Niveau geht es für den Dax mal ein paar
Hundert Punkte herunter, dann wieder herauf - wie vorige Woche. Ein
Warnsignal?
Milliarden-Wettlauf um KI
In Deutschland gelten etwa der Energietechnikkonzern Siemens Energy
und der Baukonzern Hochtief als
Profiteure des KI-Booms, da sie die Infrastruktur für Rechenzentren
bereitstellen.
Der seit Herbst 2022 bestehende Aufwärtstrend an den Börsen basiert
allerdings wesentlich auf der Annahme, dass das Modethema KI nicht
nur einzelne Tech-Riesen, sondern ganze Branchen und
Volkswirtschaften beflügeln kann, etwa mit Effizienzgewinnen.
Entsprechend viel Optimismus ist wohl bereits in den Börsen
eingepreist, nicht nur in den hoch bewerteten Tech-Aktien.
Bundesbank-Vorstand Michael Theurer warnt vor Rückschlagpotenzial
und einer möglichen schockartigen Korrektur, wie er dem
"Deutschlandfunk" sagte.
Kritiker fürchten, dass zu viele Vorschusslorbeeren verteilt wurden.
Sie bezweifeln, dass die Investitionen von Hunderten Milliarden
Dollar für KI-Rechenzentren absehbar zurückverdient werden können.
Nach Ansicht der Pessimisten könnte die heiße Luft schlagartig
entweichen, was auch Privatanleger zu spüren bekämen. Denn
Techriesen wie Apple , Nvidia , Alphabet
, Microsoft und Amazon
treiben nicht nur die Weltbörsen an, sie haben auch wegen ihres
immensen Börsenwerts ein hohes Gewicht in beliebten Indexfonds
(ETFs), etwa auf den Weltaktienindex MSCI World.
Warnung vor Abklingen der Euphorie
Auch wenn der Chipkonzern Nvidia zuletzt mit starken Zahlen die
KI-Sorgen bremste: Die mahnenden Stimmen zum Boom verstummen nicht.
So wird gemutmaßt, dass sich die Investitionen in KI für viele
Unternehmen abseits der US-Tech-Riesen erst später als gedacht oder
nur kaum in barer Münze auszahlen.
Andere wie EZB-Vizepräsident Luis de Guindos kritisieren die
zunehmende Marktkonzentration und Vernetzung zwischen einer Handvoll
großer Techunternehmen. Er warnte wiederholt vor einer
Börsenkorrektur.
Auch die Deutsche Bank mahnt zur Vorsicht, sieht aber
keine Blase. "KI ist ein Game-Changer und wird auch 2026 ein
strukturelles Wachstumsthema bleiben", sagt Christian Nolting,
weltweiter Chefanlagestratege für Privatkunden. Vor allem in den USA
und China werde enorm investiert.
Was also tun? Fachleute raten Privatanlegern, Ruhe zu bewahren.
Selbst wer maximal breit gestreut mit ETFs in Aktien investiere,
werde zwar früher oder später einen Crash mit einem Wertrückgang von
bis zu 50 Prozent erleben, sagt Niels Nauhauser, Finanzexperte bei
der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.
Historisch habe es aber nur selten mehr als vier und niemals mehr
als zwölf Jahre gedauert, bis sich die Märkte nach einem Crash
vollständig erholt hatten. "Der Anlageerfolg hängt gerade nicht
davon ab, rechtzeitig auszusteigen, bevor es kracht", sagt
Nauhauser. Denn das gelinge nicht einmal Profis. Der Erfolg hänge
vielmehr davon ab, nichts zu tun und langfristig investiert zu
bleiben.
Wann endet die Party?
Ob es eine KI-Blase am Aktienmarkt gibt, ist ohnehin fraglich. Schon
der legendäre US-Notenbankchef Alan Greenspan tat sich mit Prognosen
schwer. Er hatte 1996 vor einem "irrationalen Überschwang" an den
Börsen gewarnt, doch die Party sollte erst im Jahr 2000 mit der
Dotcom-Blase platzen.
Andere Säulen des jüngsten Börsenbooms scheinen zudem intakt. So
wächst die Weltwirtschaft, und die US-Notenbank Fed dürfte die
Zinsen früher oder später weiter senken, um die Konjunktur zu
stützen.
Martin Lück, Chef-Kapitalmarktstratege von Franklin Templeton, sieht
keine unmittelbare Gefahr. Zurzeit spreche zumindest viel dafür,
dass weiter sehr viel in den Aufbau der KI-Infrastruktur investiert
wird und die beteiligten Unternehmen damit sehr gute Erträge
erwirtschaften könnten. "Das Dumme ist: Ob das eine Blase ist oder
nicht, werden wir erst in Jahren wissen."/als/DP/zb
ISIN DE0008469008 DE0005140008 US02079K3059 US0378331005 DE000ENER6Y0
AXC0091 2025-12-01/11:05
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Autor: - dpa-AFX
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