| ROUNDUP 2: Putin vor Ukraine-Verhandlungen mit Verbalattacke gegen Europa |
| 02.12.2025 19:34:00 |
(Neu: 11. Absatz Äußerungen Trump)
MOSKAU/DUBLIN (dpa-AFX) - Der russische Präsident Wladimir Putin hat
in Moskau mit US-Vertretern über ein mögliches Ende des
Ukraine-Kriegs verhandelt. Unmittelbar zuvor drohte er mit scharfen
Worten der Ukraine - und auch ihren Unterstützern in Europa. Wenn
Europa kämpfen wolle und damit beginne, sei Russland sofort dazu
bereit, sagte er.
An dem Treffen im Kreml nahmen der US-Sondergesandte Steve Witkoff
sowie der Schwiegersohn von US-Präsident Donald Trump, Jared
Kushner, teil. Putin kritisierte vor Journalisten die Änderungen,
die auf Drängen der Europäer in Trumps ursprünglichen
28-Punkte-Friedensplan aufgenommen wurden. Die Vorschläge Europas
zielten darauf, den Friedensprozess zu blockieren, sagte Putin der
Agentur Interfax zufolge.
Russland sei bereit, die Europäer an Verhandlungen zu beteiligen.
Dazu müssten sie aber die Realitäten auf dem Schlachtfeld in der
Ukraine anerkennen. "Wir haben nicht vor, mit Europa zu kämpfen, das
habe ich schon 100 Mal gesagt. Aber wenn Europa wiederum kämpfen
will und anfängt, dann sind wir dazu sofort bereit", sagte er.
Russische Truppen waren Ende Februar 2022 in die Ukraine
einmarschiert. In ihrem Abwehrkampf wird die Regierung in Kiew von
der Nato, der EU und anderen westlichen Staaten unterstützt.
Moskau verlangt den gesamten Donbass
Die EU-Staaten haben mit Blick auf Trumps Plan mehrfach deutlich
gemacht, dass sie eine gewaltsame Verschiebung von Grenzen in Europa
nicht akzeptieren werden. Nur die Ukraine könne über ihre Gebiete
entscheiden. Putin verlangt für einen Frieden unter anderem, dass
die Ukraine den Donbass kampflos aufgibt. Das lehnt Kiew kategorisch
ab.
Um das Bild vom militärisch überlegenen Russland zu untermauern,
hatte der Kreml am Montag verkündet, die seit über einem Jahr
umkämpfte Stadt Pokrowsk sei vollständig erobert worden. Dies wurde
vom ukrainischen Generalstab in Kiew dementiert. Auch Beobachter im
US-Institut für Kriegsstudien (ISW) blieben zunächst skeptisch.
Dagegen blieben Putin und die Militärführung bei ihrer Darstellung.
Der Kremlchef bot Journalisten an, sich selbst ein Bild von der Lage
in Pokrowsk zu machen.
Putin: Könnten Ukraine vom Meer abschneiden
Nach Angriffen auf russische Tanker und Schiffe, die russisch
kontrollierte Häfen anlaufen, drohte Putin der Ukraine mit harten
Reaktionen. "Wir weiten unsere Angriffe auf Hafenanlagen und
Schiffe, die ukrainische Häfen anlaufen, aus", kündigte der
Kremlchef an. Als äußerste Maßnahme drohte er damit, die Ukraine vom
Meer abzuschneiden.
Putin bezeichnete die Angriffe in neutralen Gewässern als Piraterie
und lastete sie direkt den ukrainischen Streitkräften an. "Wenn sich
das fortsetzt, dann ziehen wir Gegenmaßnahmen in Betracht gegen
Schiffe aus Ländern, die der Ukraine bei diesen Akten der Piraterie
helfen", sagte Putin. In den vergangenen Tagen waren zwei Tanker der
sogenannten russischen Schattenflotte im Schwarzen Meer mit
Seedrohnen angegriffen worden.
Ein Friedensplan mit vielen Überarbeitungen
Witkoff und Kushner sollten im Kreml den derzeitigen Friedensplan
der USA für ein Kriegsende vorstellen. Dessen genauer Inhalt ist
öffentlich nicht bekannt. Der Ende November publik gewordene Plan
hat aber in den vergangenen Tagen verschiedene Änderungen
durchlaufen, weil für die Ukraine wie für die europäischen Staaten
viele anfängliche Vorschläge nicht annehmbar waren.
Vor dem Treffen im Kreml führte der russische Unterhändler Kirill
Dmitrijew die amerikanischen Gäste über den Roten Platz, wie ein
Video der staatlichen Nachrichtenagentur Tass zeigte. Auf einer
anderen Aufnahme war zu sehen, dass die drei Männer ein feines
Restaurant in Blickweite des Bolschoi Theaters besuchten.
Trump: Wir zahlen nichts mehr im Ukraine-Krieg
Trump kommentierte die Friedensgespräche bei einer Sitzung seines
Kabinetts in Washington. "Wie Sie wissen, haben wir ein Problem mit
einem Krieg, das unsere Leute gerade mit Russland und der Ukraine zu
lösen versuchen", sagte er und nutzte die Gelegenheit, seinen
Kurswechsel in der Ukraine-Politik zu betonen: Die USA seien nicht
mehr finanziell im Ukraine-Krieg engagiert. Sein Vorgänger Joe Biden
dagegen habe Milliarden Dollar "wie Süßigkeiten" verteilt. "Ich
verschenke nichts", sagte Trump. Nun kauften die Europäer Waffen in
den USA, um sie an die Ukraine weiterzugeben.
Selenskyj betont notwendige Sicherheitsgarantien
Der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj besuchte unterdessen
Irland. Er warte auf die Ergebnisse der russisch-amerikanischen
Gespräche in Moskau und sei auf alles vorbereitet, sagte er laut
Übersetzer in Dublin. Sollte es die Chance für eine schnelle,
umfassende Lösung geben, werde auf höchster Ebene weiterverhandelt.
Auch auf ein Treffen mit US-Präsident Donald Trump sei er
vorbereitet. Der Staatschef schloss aber nicht aus, dass kein
Durchbruch erzielt werde.
Selenskyj wiederholte die Forderung nach Sicherheitsgarantien für
einen langen Zeitraum. "Wir müssen den Krieg so beenden, dass
Russland nicht innerhalb eines Jahres mit der dritten Invasion in
zehn Jahren zurückkehrt", sagte er. "Sie haben ihr Ziel, unseren
Staat zu besetzen, nicht erreicht." Am Montag hatte Selenskyj Paris
besucht.
100 Millionen Euro aus Schweden gegen ukrainischen Winter
Schweden greift der von Russland angegriffenen Ukraine vor dem
Winter mit einem weiteren Hilfspaket unter die Arme. Die
Unterstützung sei für zivile Zwecke bestimmt und habe einen Umfang
von mehr als 1,1 Milliarden schwedischen Kronen, teilte die
Regierung in Stockholm mit. Umgerechnet sind das rund 101 Millionen
Euro.
Damit soll der akute Bedarf des Landes vor und während des Winters
gedeckt werden. Es geht um Energieversorgung, um Reparaturen und den
Wiederaufbau zerstörter Infrastruktur. Schweden zählt wie die
weiteren nordischen Länder zu den stärksten Unterstützern der
Ukraine, die sich seit Februar 2022 gegen eine russische Invasion
zur Wehr setzt./fko/DP/mis
AXC0266 2025-12-02/19:34
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Autor: - dpa-AFX
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