| ROUNDUP: Charles rollt Steinmeier den roten Teppich aus |
| 03.12.2025 07:05:00 |
Erst Österreich, soeben Spanien und nun
das Vereinigte Königreich - es ist bereits der dritte Staatsbesuch
von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seiner Frau Elke
Büdenbender innerhalb von knapp zwei Monaten. Prunkvoll war der
Rahmen in der Wiener Hofburg und im Königlichen Palast in Madrid
auch. Doch die vor dem deutschen Präsidentenpaar liegenden drei Tage
in Windsor, London und Coventry dürften dies nochmals deutlich
übertreffen.
Kutschfahrt, Parlament und ein Ehrendoktor
Dies zeigt bereits ein Blick in das dichte Programm für die drei
Tage. Zur Begrüßung am Flughafen werden der Prinz und die Prinzessin
von Wales, William und Catherine, kommen. Von Heathrow aus geht es
nach Windsor, wo König Charles III. und Königin Camilla mit dem
deutschen Präsidentenpaar die letzte Strecke zum Schloss per Kutsche
zurücklegen wollen.
In Schloss Windsor werden die Gastgeber ihre Gäste dann mit
militärischen Ehren begrüßen und am Abend auch zum Staatsbankett
empfangen. Gespräche wird Steinmeier gleich am ersten Tag auch mit
dem britischen Premierminister Keir Starmer führen.
Im Mittelpunkt des zweiten Besuchstages wird eine Rede Steinmeiers
im Parlament stehen, in der er sich grundsätzlich zum
deutsch-britischen Verhältnis und zu den gemeinsamen Aufgaben äußern
dürfte. Beginnen wird der Tag für ihn mit einer Kranzniederlegung am
Grab von Königin Elizabeth II. Enden wird er mit einem weiteren
Bankett. Ihm wird Prinzessin Anne royalen Glanz verleihen.
Am dritten Tag reisen Steinmeier und Büdenbender nach Coventry. Die
deutsche Luftwaffe hatte die nahe Birmingham in den Midlands
gelegene Industriestadt im Zweiten Weltkrieg mehrfach mit schweren
Bombenangriffen überzogen. Auf dem Rückweg nach London wird
Steinmeier in der Universitätsstadt Oxford haltmachen. Die
Hochschule will ihn mit der Ehrendoktorwürde auszeichnen.
Unterhaken unter Gleichgesinnten in Europa
Als letzter Bundespräsident hatte Roman Herzog dem Vereinigten
Königreich einen Staatsbesuch abgestattet. Das war vor 27 Jahren.
Dass Steinmeier jetzt nach London fliegt, hat aber nicht nur etwas
damit zu tun, dass es mal wieder an der Zeit für einen Staatsbesuch
war. Wie schon zuvor in Österreich und Spanien geht es vor allem
darum, sich als Europäer in unsicheren Zeiten unterzuhaken,
gegenüber Staaten wie Russland, aber auch den USA die gemeinsamen
Werte liberaler Demokratien zu demonstrieren.
Aus Sicht des britischen Botschafters in Berlin, Andrew Mitchell,
ist der Besuch "von großer symbolischer Bedeutung". Er biete die
Gelegenheit, "die enge Partnerschaft zwischen dem Vereinigten
Königreich und Deutschland sichtbar zu machen und neue Impulse für
Zusammenarbeit in den Bereichen Wirtschaft, Sicherheit, Energie und
Kultur zu setzen".
Herzliches Verhältnis verbindet Charles und Steinmeier
Charles und Steinmeier sind sich in den vergangenen Jahren immer
wieder begegnet. So nahm Steinmeier im September 2022 an der
Trauerfeier für Königin Elizabeth II. in London teil, im Mai 2023
dann an der Krönung von Charles. Diesen führte kurz zuvor im März
sein erster Staatsbesuch nach Deutschland. Zwischen beiden
Staatsoberhäuptern habe sich "ein gutes und herzliches Verhältnis
entwickelt", heißt es im Bundespräsidialamt.
Das dürfte nicht bei jedem Staatsgast, den König Charles empfangen
hat, der Fall gewesen sein. Charles hat über seinen verstorbenen
Vater, Prinz Philip, familiäre Verbindungen nach Deutschland und
spricht auch Deutsch, wie er bei Ansprachen immer wieder unter
Beweis gestellt hat.
Steinmeier und Trump - feine Unterschiede im Besuchsprogramm
Zuletzt war US-Präsident Donald Trump zu seiner bereits zweiten
Staatsvisite auf Schloss Windsor zu Gast. Auch sein Programm
enthielt eine Kutschfahrt. Anders als bei Steinmeier wurde sie
jedoch in den privaten Teil des weitläufigen Parks um Schloss
Windsor verlegt - wohl um Störungen durch Proteste vorzubeugen. Der
US-Präsident wurde auch nicht zu einer Rede vor dem Parlament
eingeladen. Offizielle Begründung war, dass sein Besuch im September
während einer Sitzungspause stattfand.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hingegen, der bereits im Juli
da war, hatte ein sehr ähnliches Programm wie Steinmeier - inklusive
öffentlicher Kutschfahrt und Rede vor dem Parlament.
Berlin und London nach dem Brexit wieder auf Annäherungskurs
Der EU-Austritt der Briten hatte auch das bilaterale Verhältnis
zwischen London und Berlin in den vergangenen Jahren stark belastet.
Das änderte sich mit dem Wahlsieg der Labour-Partei unter dem
jetzigen Premierminister Keir Starmer im Sommer 2024. Der Ton ist
inzwischen wieder deutlich zugewandter und freundschaftlicher
geworden und oft ist von Neuanfang die Rede.
Mit der Unterzeichnung des Kensington-Abkommens im Juli beim Besuch
von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) vereinbarten beide Seiten
eine engere Zusammenarbeit in verschiedenen Bereichen wie etwa der
Rüstungsproduktion.
Die stark von rechts unter Druck geratene Regierung von Starmer
erhofft sich zudem von Berlin mehr Hilfe im Kampf gegen Schleuser,
die jedes Jahr Zehntausende Menschen in kleinen Booten über den
Ärmelkanal nach Großbritannien schicken. Auf deutscher Seite besteht
vor allem der Wunsch, dass junge Menschen wieder einfacher nach
Großbritannien reisen und dort arbeiten können.
Aussöhnung nach dem Zweiten Weltkrieg
Mit seinem Besuch in Coventry arbeitet Steinmeier weiter an der
Versöhnung zwischen Deutschland und Großbritannien nach den Grauen
des Zweiten Weltkriegs. Die mittelenglische Stadt war ein
bedeutender Industriestandort. Sie wurde von der deutschen Luftwaffe
schwer bombardiert und zu großen Teilen zerstört. Allein in der
ersten Bombennacht vom 14. November 1940 starben nach britischen
Angaben 568 Menschen.
Im Jahr 2018 hatte Steinmeier bereits beim Gedenken zum 100.
Jahrestag des Endes des Ersten Weltkriegs an der zentralen
Gedenkstätte für Gefallene, dem Cenotaph in London, als erster
führender deutscher Politiker einen Kranz niedergelegt./sk/DP/zb
AXC0055 2025-12-03/07:05
|
Autor: - dpa-AFX
|
| Copyright dpa-AFX Wirtschaftsnachrichten GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung, Wiederveröffentlichung oder dauerhafte Speicherung ohne ausdrückliche vorherige Zustimmung von dpa-AFX ist nicht gestattet. |
|
|
| DAX | 23.710,86 | 121,42 | 0,51% |
| TecDax | 3.546,97 | -0,45 | -0,01% |
| MDAX | 29.523,67 | 47,85 | 0,16% |
| Dow Jones (EOD) | 47.474,46 | 185,13 | 0,39% |
| Nasdaq 100 | 25.555,86 | 213,01 | 0,84% |
| S & P 500 (EOD) | 6.829,37 | 16,74 | 0,25% |
| SMI | 12.890,25 | 39,52 | 0,31% |
|
| EUR/US$ | 1,1642 | 0,00 | 0,15% |
| EUR/Yen | 181,1532 | -0,03 | -0,02% |
| EUR/CHF | 0,9335 | 0,00 | 0,02% |
| EUR/Brit. Pfund | 0,8795 | -0,00 | -0,03% |
| Yen/US$ | 0,0064 | 0,00 | 0,11% |
| CHF/US$ | 1,2471 | 0,00 | 0,12% |
|
| baha Brent Indication | 62,46 | -1,28 | -2,01% |
| Gold | 4.219,24 | -23,28 | -0,55% |
| Silber | 57,36 | -0,12 | -0,21% |
| Platin | 1.642,98 | -49,11 | -2,90% |
| |
|
|