| WOCHENAUSBLICK: Anleger hoffen auf Weihnachtsgeschenk von der US-Notenbank |
| 05.12.2025 15:20:00 |
Die neue Woche steht ganz im Zeichen der
Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed am Mittwoch. Die Anleger am
deutschen Aktienmarkt hatten zuletzt weiter sinkende Zinsen
eingepreist. Ob die Fed ihnen mit einer Zinssenkung tatsächlich ein
vorgezogenes Weihnachtsgeschenk macht, ist mit Blick auf die
hartnäckige Inflation in den USA allerdings unsicher. So könnte die
Notenbank entweder den Startschuss für eine Jahresendrally geben
oder 2025 mit einer herben Enttäuschung enden lassen.
"Man ist sich in der Fed aktuell nicht einig, ob der Fokus auf die
erhöhte Inflation oder den schwachen Arbeitsmarkt gelegt werden
soll", stellte Gunter Deuber fest, Chefvolkswirt der Raiffeisen Bank
International. Das duale Mandat der Notenbank aus Preisstabilität
und Vollbeschäftigung führe aktuell zu einem Zielkonflikt. Da die
Inflation infolge der Zollpolitik von US-Präsident Trump aber bisher
geringer ausgefallen sei als erwartet, dürfte eine Zinssenkung das
wahrscheinlichere Szenario sein, so Deuber. Marktanalyst Luis Ruiz
vom Broker CMC Markets sprach gar vom "Weg des geringsten
Widerstands".
Nach dem Teilstillstand der US-Regierungsgeschäfte hat die Fed
allerdings noch immer wenige und obendrein verspätete
Konjunkturdaten für ihre Entscheidungsfindung zur Verfügung. Ob das
Fehlen wichtiger Daten zu einer geldpolitischen Lockerung animiert
oder eher für ein Stillhalten spricht, sei unklar, gab Patrick
Franke von der Helaba zu Bedenken. Der Markt überschätze die
Wahrscheinlichkeit einer vorweihnachtlichen Zinssenkung. Allerdings
sei mittelfristig sowieso unwichtig, ob die Zinsen im Dezember oder
erst im Januar sinken würden.
Für das kommende Jahr gehen die Anleger von drei weiteren
Zinsschritten aus, schrieb Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom
Broker RoboMarkets. Sie dürften also vor allem beim geldpolitischen
Ausblick der Fed genau hinhören. Aus Sicht von Marktanalyst Jochen
Stanzl von der Consorsbank sind die jüngsten Daten aus der
US-Wirtschaft zu heterogen, um eine automatische Serie weiterer
Schritte zu rechtfertigen. Deshalb bleibe spannend, ob es im
Dezember mit Blick auf das weitere Vorgehen der Fed ein
"One-Hit-Wonder" gebe und ob dies den Anlegern zur Wochenmitte
genügen wird.
Die weitere Geldpolitik dürfte dabei auch vom neuen Chef der
US-Notenbank abhängen. Für den scheidenden Jerome Powell könnte im
Mai der Trump-nahe Kevin Hassett übernehmen. Robert Greil,
Chefstratege der Privatbank Merck Finck, rechnet in der Folge mit
einem noch größeren Einfluss des US-Präsidenten auf die Fed. "Und da
Trump eher weitere Leitzinssenkungen in Richtung zweieinhalb anstatt
der vom Markt erwarteten etwa drei Prozent im nächsten Jahr anpeilt,
könnte das für noch etwas mehr als die erwarteten drei
Leitzinsschritte nach unten sorgen", ergänzte Greil.
In diesem Fall könnte den Anlegern jedoch trotz sinkender Zinsen
bitter aufstoßen, dass die Notenbank schleichend ihre Unabhängigkeit
verliere, mahnte Henning Oligmüller von der LBBW. Er hält daher
einen schwachen Jahresstart im Dax für möglich. Seit
Juni tendiere der deutsche Leitindex nur noch seitwärts, der Rally
gehe seit Monaten die Puste aus. "Historisch bedeutete eine solche
Konstellation, dass auch im Folgejahr kaum ein Fortkommen zu
beobachten war", kommentierte Oligmüller. Zumal Rückenwind durch
weitere Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB) nicht zu
erwarten sei.
Zuletzt hatte sich der Dax wieder bis zur runden Marke von 24.000
Punkten nach oben gekämpft. Sein Jahresplus liegt bei mehr als einem
Fünftel und auch charttechnisch hat sich das Bild für den Leitindex
nach der vorherigen Korrektur im November wieder spürbar aufgehellt.
Neben der Geldpolitik spiele auch ein mögliches Friedensabkommen in
der Ukraine eine wichtige Rolle, sagte Marktbeobachter Andreas
Lipkow. Die konjunkturelle Situation in Deutschland werde dagegen
weitestgehend ausgeblendet.
Allzu viele Daten stehen in der neuen Woche ohnehin nicht auf der
Agenda. Lediglich die Industrieproduktion und die Handelsbilanz im
Oktober könnten Beachtung finden. Auf Unternehmensseite stehen dafür
im Wochenverlauf Jahreszahlen von Thyssenkrupp sowie
TKMS , Stabilus , Tui und
Carl Zeiss Meditec an. Außerdem laden die Deutsche
Börse und Munich Re zum
Kapitalmarkttag./niw/tih/men
--- Von Nicklas Wolf, dpa-AFX ---
ISIN DE0008469008
AXC0176 2025-12-05/15:20
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Autor: - dpa-AFX
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