| ROUNDUP 2: Streaming erobert Hollywood - Netflix will Warner Bros. übernehmen |
| 05.12.2025 16:39:00 |
(mit mehr Details)
LOS ANGELES (dpa-AFX) - Beben in Hollywood: Der Streaming-Riese
Netflix setzt zur Übernahme des Hollywood-Urgesteins
Warner Brothers an. Netflix will sich mit dem Dutzende Milliarden
Dollar schweren Deal unter anderem Batman, Superman und Harry Potter
ins Haus holen - und bekommt zugleich den Streamingdienst HBO Max
mit Serien wie "Game of Thrones" und "Die Sopranos". Für den
Abschluss der Übernahme planen die Firmen bis zu eineinhalb Jahre
ein - auch weil Wettbewerbshüter den Zukauf unter die Lupe nehmen
werden.
Netflix wollte sich noch nicht konkret darauf festlegen, was der
Zusammenschluss für Streaming-Kunden bedeuten wird. Co-Chef Greg
Peters deutete aber an, dass Netflix-Abonnenten den Zugang zum
HBO-Angebot günstiger bekommen könnten. Filme von Warner Bros.
sollen weiterhin in die Kinos kommen, sagte der zweite Co-Chef von
Netflix, Ted Sarandos. Aber sie könnten danach schneller als bisher
auch im Streaming verfügbar sein, sagte er. Netflix selbst
verzichtet bisher konsequent darauf, Filme breit in Kinos zu
bringen.
Netflix gewann Bieterwettstreit
Dass es HBO Max nicht als kostenlose Beigabe zum Netflix-Programm
geben dürfte, liegt auch am hohen Preis. Das Netflix-Angebot
bewertet den Hollywood-Konkurrenten mit knapp 82,7 Milliarden
US-Dollar (rund 71 Mrd Euro). Die Warner-Anteilseigner sollen pro
Aktie 23,25 Dollar sowie 4,50 Dollar in Netflix-Aktien bekommen, was
einem Gesamtkapitalwert von 72 Milliarden Dollar gleichkommt.
Netflix will dabei nur das Studiogeschäft und den Streamingdienst
kaufen. Die TV-Sender - darunter auch CNN - sollen unter dem Namen
Discovery Global in eine eigenständige Firma abgespalten werden.
Netflix setzte sich mit dem Zuschlag der heutigen Führung von Warner
Bros. Discovery um David Zaslav in einem Bietergefecht gegen mehrere
Rivalen durch. Darunter ist auch der traditionsreiche
Warner-Konkurrent Paramount. Dieser wurde gerade erst von der
Familie des Software-Milliardärs Larry Ellison übernommen, der als
Unterstützer von US-Präsident Donald Trump bekannt ist. Chef von
Paramount ist nun Ellisons Sohn, der Filmproduzent David Ellison.
Mit der Übernahme sichere Netflix sich auf einen Schlag ein
"Content-Imperium" von dem es Jahrzehnte zehren könnte, erklärt
Analyst Markus Leistner von der DZ Bank. Dies könne jedoch auch eine
immense finanzielle Belastung darstellen und die eigene Flexibilität
einschränken. Gelinge Netflix jedoch eine reibungslose Integration
von WBD, entstu?nde aber "ein Unterhaltungsgigant, der die
Medienlandschaft auf Jahrzehnte dominieren wu?rde." Allerdings
könnten daher die Kartellbehörden der Transaktion Steine in den Weg
legen.
Gegenwind aus Washington?
Schon vor Bekanntgabe des Deals berichtete die "New York Post", dass
Trumps Regierung eine Übernahme durch Netflix einer strikten
Wettbewerbsprüfung unterziehen werde. Ein ranghoher Vertreter des
Weißen Hauses sagte dann auch prompt dem Sender CNBC, man sehe den
Zuschlag für Netflix mit viel Skepsis. In den USA wurde in den
vergangenen Wochen vielfach gewarnt, Trump könne daran interessiert
sein, dass die Ellisons die Kontrolle über CNN bekämen, wo der
US-Präsident oft kritisiert wird. Beim Paramount-Sender CBS gab es
nach Kauf durch die Ellison-Familie rasch eine Neuordnung der
Nachrichtenredaktion.
Netflix ist klarer Streaming-Marktführer
Die Netflix-Chefs gaben sich derweil überzeugt, dass der Deal einer
Prüfung durch Wettbewerbshüter standhalten werde. Die Angebote
ergänzten sich, betonten sie. Helfen könnte Netflix dabei, dass die
US-Regierung jüngst vor Gericht mit dem Versuch scheiterte, eine
Zerschlagung des Facebook-Konzerns Meta zu erzwingen.
Der Richter kam dabei zu dem Schluss, dass man für die
Wettbewerbsprüfung einen breiten Markt mit verschiedenen
Online-Aktivitäten betrachten müsse. Das passt zur langjährigen
Netflix-Einstellung, dass man um die Zeit der Nutzer mit vielen
anderen Beschäftigungen bis hin zu Videospielen konkurriere.
Zugleich sagte Netflix Warner Bros. laut Medienberichten eine
gewaltige Vertragsstrafe von fünf Milliarden Dollar für den Fall zu,
dass der Deal am Widerstand von Wettbewerbshütern scheitern sollte.
Denn Netflix ist der klare Marktführer im Streaming-Geschäft. Das
vergangene Jahr schloss der Dienst mit gut 300 Millionen zahlenden
Kundenhaushalten weltweit ab, danach wurden keine Zahlen mehr
genannt. HBO Max kam zuletzt auf rund 128 Millionen Abo-Kunden.
"Albanische Armee"
Dass ausgerechnet Netflix bei Warner Bros. zum Zuge kommt, hat eine
gewisse Ironie. Fast auf den Tag genau vor 15 Jahren wurde der Chef
des damals noch Time Warner genannten Konzerns, Jeff Bewkes, von der
"New York Times" gefragt, ob Netflix dem Studio gefährlich werden
könne. "Es ist ein wenig wie: Wird die albanische Armee die Welt
erobern? Ich denke nicht", lautete seine Antwort.
Doch Netflix bewies in den vergangenen Jahren, dass sein Ansatz,
Streaming mit einer Mischung aus Datenauswertung und Kreativität zu
betreiben, das überlegene Geschäftsmodell ist. Kritiker in Los
Angeles mögen häufig gespottet haben, dass Netflix-Programm sei
weniger Kunst als die Angebote von Streaming-Rivalen - aber der
Dienst eroberte damit nach und nach immer höhere Marktanteile.
Aktuell bewegt sich Netflix nach eigenen Angaben auf die Marke von
einer Milliarde Zuschauer zu - basierend auf der Annahme, dass in
einem Haushalt oft mehrere Menschen leben.
Mit der Übernahme von Warner Bros. werde man nun ein "langfristig
besseres Netflix" aufbauen können, sagte Sarandos. Branchenexperte
Ross Gerber von der Investmentfirma Gerber Kawasaki betonte, mit der
Übernahme bleibe in der US-Unterhaltungsindustrie nur noch Disney
auf einem Niveau mit dem künftigen neuen Konzern.
"Ellison ist der große Verlierer hier."/so/DP/mis
ISIN US64110L1061 US20030N1019 US2546871060 US30303M1027
AXC0203 2025-12-05/16:39
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Autor: - dpa-AFX
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