| Norris-Krönung bei irrem Nervenkrimi von Abu Dhabi |
| 07.12.2025 21:36:00 |
In einem irren Dreikampf-Finale hat sich Lando
Norris zum ersten Mal zum Formel-1-Weltmeister gekrönt. Trotz
Attacke-Kurs seines McLaren-Teamkollegen Oscar Piastri und des
souveränen Siegs von Titelverteidiger Max Verstappen beim
Saisonfinale in Abu Dhabi rettete Norris einen Vorsprung von gerade
mal zwei Punkten im Klassement ins Ziel.
Der dritte Platz hinter Verstappen und Piastri reichte dem
26-Jährigen für den ersten Fahrer-Titel seiner Karriere, er ist der
35. Champion in der Geschichte der Motorsport-Königsklasse.
Hollywood-Schauspielerin Ana de Armas winkte den Thriller mit der
Zielflagge ab.
Norris beendete damit die Weltmeister-Ära von Red-Bull-Star
Verstappen, die 2021 auf dem Yas Marina Circuit begonnen hatte. Der
28 Jahre alte Niederländer hatte den WM-Kampf in diesem Jahr
eigentlich schon aufgegeben, verpasste den fünften Triumph
nacheinander aber bei seinem achten Saisonsieg - einer mehr als
Norris - letztlich knapp. Hätte Norris nur Platz vier belegt, wäre
Verstappen erneut der Champion gewesen.
Drei Titelkandidaten, drei Typen
Es herrschte Hochspannung schon das gesamte Wochenende. Hier der
abgeklärt-aggressive Titelverteidiger, der nach einem
104-Punkte-Rückstand Ende August auf Platz eins und seiner Liste von
Erfolgen nichts zu verlieren hatte. Da die beiden Stallrivalen
Norris und Piastri, die sehr viel zu verlieren hatten. Ein solches
Dreikampf-Finale hatte die Formel 1 seit 2010 nicht mehr erlebt, als
Sebastian Vettel vom Gesamtrang drei zum WM-Titel im Red Bull gerast
war.
Norris machte den offenen Umgang mit Schwächen und Ängsten auch in
der Formel 1 salonfähig und sagte schon mal von sich selbst, er
wolle zeigen, dass man auch ohne Killerinstinkt Weltmeister werden
kann. Ein Typ, der junge Zielgruppen anspricht, einer der gern und
sehr markant lacht, aber auch einer, der offen über Zweifel und
Ängste redet. Auf die Frage, wie er die Nacht vor dem erstmal
wichtigsten Rennen seiner Karriere geschlafen habe, antwortete er:
"Überraschend gut. Das ist der Moment, auf den wir unser ganzes
Leben warten."
Im Gegensatz zu Norris kennt Verstappen diese Momente reichlich. Für
manche ist er der vielleicht kompletteste Rennfahrer, den die Formel
1 je gesehen hat. Getrimmt durch Vater Jos, der selbst parallel zum
Finale bei einer Rallye in Afrika am Steuer saß. Gesegnet auch noch
mit den Renngenen seiner Mutter, einst exzellente Kartfahrerin, die
auch nicht in Abu Dhabi war, sondern auf die Hunde aufpasste. "Sie
vertrauen ihrem Sohn", hatte Max Verstappen gesagt und gegrinst.
Mit McLaren-Teamorder in die erste Kurve?
Und dann noch dieser lange Zeit in der WM so starke und coole
Australier. Piastri gewann bis Ende August sieben Rennen, führte im
Klassement, schien unerschütterlich. Doch dann kam der Einbruch.
Kein Sieg mehr in einem Grand Prix, zuletzt in Katar die
Leistungssteigerung und der Erfolg im Sprint. "Der Glaube ist immer
noch da, aber es müssen ein paar Dinge für mich laufen", sagte er
unmittelbar vor den letzten 306,183 Rennkilometern dieser Saison,
die am 16. März in Piastris Heimat Melbourne mit einem Sieg von
Norris begonnen hatte.
Und im Gegensatz zu seinen beiden Rivalen fuhr er auf der härtesten
Reifenmischung los, Verstappen und Norris auf der mittleren
Mischung. Hieß auch: Piastri würde später zum ersten Reifenwechsel
reinkommen.
Um 17.03 Uhr Ortszeit gingen zum letzten Mal die Roten Ampeln in
dieser Saison aus. Verstappen hatte sich mit einer famosen Runde die
Pole gesichert, Norris war Zweiter im Qualifying geworden, Piastri
Dritter. Papa Norris nahm den Sohn noch mal innig in den Arm. Es
half nur bedingt. Verstappen verteidigte Platz eins, den musste er
auch nicht holen.
Der Teamrivale fährt volle Attacke
Aber Piastri machte umgehend Druck. Der Australier, dessen Manager
Mark Webber 2010 gegen Vettel zu den WM-Verlierern gehört hatte,
fuhr volle Kampflinie. Ob das von den Teambossen so gedacht war?
Piastri zog es durch, überholte Norris außen. Er sei nicht wirklich
überrascht gewesen, behauptete McLarens Geschäftsführer Zak Brown
bei Sky Sports UK. Zwischenfazit nach dem Nervenauftakt: "So weit,
so gut, nicht komfortabel."
Verstappen-Teamkollege riskiert Crash gegen Norris
Platz drei würde Norris auch noch zum Titel reichen, aber von hinten
drängte eine Weile Charles Leclerc im Ferrari. Der Monegasse, der
selbst seit Jahren vergeblich dem Titel hinterherjagt, kam aber
nicht nah genug ran, um zu überholen. In Runde 17 fuhr Norris zum
Boxenstopp: 2,1 Sekunden und die neuen Reifen waren drauf. Das ging
fix. Er kam auf Rang neun zurück auf die Strecke, machte schnell
Plätze gut, ehe er hinter Verstappens Teamkollege Yuki Tsunoda hing.
Die Red-Bull-Strategie-Abteilung um Hannah Schmitz hatte wie bei
Piastri harte Reifen draufziehen lassen beim Japaner zu Beginn. "Ich
weiß, was ich zu tun habe, lasst mich in Ruhe", funkte der Japaner
genervt an die Box. Als Norris überholen wollte, überreizte Tsunoda
aber komplett. Er fuhr nach links und rechts und drängte Norris fast
ins Gras. Die Strafe folgte schnell: In seinem letzten Rennen für
Red Bull bekam er fünf Sekunden aufgebrummt.
Welche Rolle der Norris-Teamkollege am Ende spielte
McLaren ließ Piastri mit den harten Reifen weiter draußen,
Verstappen kam aber immer näher ran - trotz des Reifenwechsels. Der
Australier sollte auf den Mediumreifen am Rennende noch mal Druck
machen. Norris kam mittlerweile schon zum zweiten Mal zum
Reifenwechsel - McLaren reagierte auf den Boxenstopp von Leclerc.
Fast zur gleichen Zeit überholte Verstappen Piastri, der Australier
war damit virtuell raus aus dem WM-Rennen. Er gab aber nicht auf und
fragte die Box, wie sie das Rennen gewinnen wollen.
Die Frage war: Würde Piastri noch von der Box aufgefordert werden,
zur Sicherheit Norris vorbeizulassen? Verstappen hatte so viel Zeit,
zu fragen, ob Leclerc noch an den Briten rankommen würde. Das
schaffte der Monegasse nicht mehr und Norris überquerte als neuer
Weltmeister die Ziellinie nach 58 Runden./jmx/DP/zb
ISIN DE0007100000 NL0011585146
AXC0079 2025-12-07/21:36
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Autor: - dpa-AFX
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