| ROUNDUP/US-Friedensplan für Ukraine: Merz zeigt sich skeptisch |
| 08.12.2025 17:01:00 |
Die Lage bei den US-geführten
Friedensverhandlungen für die Ukraine ist aus Sicht Kiews und der
Europäer ernst. Das dürfte jedem klar sein, der die Gesichtszüge des
ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj bei einem Treffen mit
den Staats- und Regierungschefs der E3-Staaten (Deutschland,
Frankreich, Großbritannien) in London beobachtete.
Am deutlichsten brachte Bundeskanzler Friedrich Merz die Dinge auf
den Punkt: "Ich bin skeptisch gegenüber einigen Details, die wir in
Dokumenten sehen, die von der US-Seite kommen", sagte der
CDU-Politiker. Er fügte hinzu: "Darüber müssen wir sprechen. Darum
sind wir hier." Die kommenden Tage könnten sich als entscheidend
"für uns alle" erweisen, so der Kanzler.
Merz bekräftigte - wie auch Großbritanniens Premier Keir Starmer und
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron - die Entschlossenheit bei der
Unterstützung Kiews. Daran könne kein Zweifel aufkommen. Merz fügte
hinzu: "Wir alle wissen: Das Schicksal dieses Landes ist das
Schicksal Europas."
Trump "ein wenig enttäuscht" von Selenskyj
Vorangegangen waren mehrtägige Verhandlungen zwischen Unterhändlern
Kiews und der USA über eine neue Fassung des von US-Präsident Donald
Trump vorgelegten Friedensplans. Dessen ursprüngliche Version war
vielfach als "russische Wunschliste" kritisiert worden. Selenskyj
schaltete sich nach eigenen Angaben zum Abschluss der Gespräche
dazu, den Austausch nannte er konzentriert und konstruktiv.
Zu den Details äußerte sich Selenskyj auch bei dem kurzen
gemeinsamen Auftritt vor der Presse in London zunächst nicht. Es
müssten wichtige Entscheidungen getroffen werden, sagte der Ukrainer
lediglich. Unter anderem gehe es, "um die Einigkeit zwischen Europa
und der Ukraine und auch um die Einigkeit zwischen Europa, der
Ukraine und den Vereinigten Staaten." Er fügte hinzu: "Es gibt
Dinge, die wir ohne die Amerikaner nicht schaffen (...)."
Wichtige Streitpunkte scheinen Territorialfragen und
Sicherheitsgarantien der USA für die Ukraine zu sein. Trump war
bereits mit der Äußerung vorgeprescht, Moskau werde dem neuen
Vorschlag wohl zustimmen, er sei sich aber nicht sicher, ob
Selenskyj damit einverstanden sei. "Und ich muss sagen, dass ich ein
wenig enttäuscht bin, dass Präsident Selenskyj den Vorschlag noch
nicht gelesen hat", so der US-Präsident am Sonntag.
Kommt Bewegung in Frage eingefrorener russischer Vermögen?
Wie viel Einfluss den Europäern noch bleibt, ist ungewiss.
Frankreichs Präsident Macron betonte, es gebe noch Druckmittel auf
Moskau. "Ich denke, wir haben viele Karten in der Hand", sagte der
Franzose bei dem Treffen in London. Neben Waffenlieferungen und
Trainingsprogrammen für die Ukraine nannte er auch ein Schwächeln
der russischen Wirtschaft infolge von Sanktionen. Hauptpunkt sei
nun, die europäische und ukrainische Position mit den USA
zusammenzubringen, um die Friedensverhandlungen zu finalisieren und
mit besten Bedingungen für die Ukraine in eine neue Phase zu kommen.
Gastgeber Starmer betonte, ein Waffenstillstand müsse gerecht und
dauerhaft sein. Er will am Freitag den belgischen Regierungschef
Bart De Wever in London empfangen. Belgien hat eine
Schlüsselposition bei der Frage, ob in Europa eingefrorene russische
Vermögenswerte an die Ukraine weitergereicht werden können, weil
dort ein Großteil des russischen Geldes liegt. Bislang stellt sich
die Regierung in Brüssel aber quer. Einem Medienbericht zufolge
könnte London versuchen, Bewegung in die Sache zu bringen.
Moskau gibt sich in dem Prozess rund um einen möglichen Friedensdeal
zwar öffentlich gesprächsbereit. Im Kern aber hält Putin an seinen
harten Forderungen fest. Er besteht etwa weiter auf
Gebietsabtretungen der Ukraine und den Verzicht einer
Nato-Mitgliedschaft des Nachbarlandes, das sich damit im Falle eines
Friedens vor neuen Aggressionen schützen will. Auch die USA machen
Druck auf Kiew, einem Gebietsverzicht zuzustimmen, weil der Krieg
sonst nicht zu stoppen sei. Die Ukraine lehnt dies nach wie vor
entschieden ab.
Russland hat den Krieg vor knapp vier Jahren begonnen.
Einschließlich der Krim halten die Invasoren derzeit etwa ein
Fünftel der ukrainischen Landesfläche besetzt. Allerdings ist es
Russlands Armee seit 2022 nicht gelungen, die von Moskau
beanspruchte Region Donbass in der Ostukraine völlig einzunehmen.
Suche nach Zuspruch in Europa geht weiter
Nach dem Treffen mit Merz, Macron und Starmer reist Selenskyj noch
am heutigen Montag weiter nach Brüssel, bevor er morgen in Rom von
Ministerpräsidentin Giorgia Meloni in Empfang genommen wird. Vor
seiner Abreise informiert der Ukrainer in einer Videokonferenz mit
weiteren europäischen Verbündeten über den Ausgang der Gespräche in
London und den aktuellen Stand der Verhandlungen mit den USA.
Wie Nato-Generalsekretär Mark Rutte mitteilte, will er Selenskyj am
Montagabend in seiner Brüsseler Residenz empfangen. Eingeladen sind
auch EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen und der Präsident des
Europäischen Rates, António Costa. Öffentliche Termine soll es in
Belgien allerdings nicht geben./pba/DP/men
AXC0217 2025-12-08/17:01
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Autor: - dpa-AFX
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