| ROUNDUP 3: Friedensplan geht an USA - Selenskyj zu Gesprächen in Rom |
| 09.12.2025 19:17:00 |
(Aktualisierung: Treffen mit Meloni, Aussagen Merz)
KIEW/ROM (dpa-AFX) - Nach der Überarbeitung des US-Friedensplans für
die Ukraine wirbt Präsident Wolodymyr Selenskyj in Europa weiter um
Unterstützung auf dem Weg zu einem Ende des russischen
Angriffskrieges. In Rom traf der ukrainische Staatschef zunächst
Papst Leo XIV., am Nachmittag führte er noch Gespräche mit Italiens
Regierungschefin Georgia Meloni. Unterdessen wird gespannt auf eine
Reaktion der USA auf die überarbeitete Version des ehemals 28 Punkte
umfassenden Friedensplans von US-Präsident Donald Trump gewartet.
Der deutlich abgeänderte Plan für ein Ende des Ukraine-Kriegs soll
nach Angaben aus Kiew in Kürze an Washington übermittelt werden. Der
von der US-Regierung ausgearbeitete Friedensplan sei inzwischen von
28 auf 20 Punkte gekürzt worden, teilte Selenskyj ukrainischen
Journalisten mit. "Die offen Ukraine-feindlichen Positionen wurden
herausgenommen." Außenminister Johann Wadephul äußerte sich
angesichts russischer Forderungen nach Gebietsabtretungen skeptisch
über die Erfolgsaussichten der aktuellen Verhandlungen.
Selenskyj bei Meloni
Selenskyj führte in Rom Gespräche mit der italienischen
Ministerpräsidentin Giorgia Meloni. "Wir hatten ein tolles Gespräch,
das sehr inhaltsreich hinsichtlich aller Aspekte der diplomatischen
Lage war", schrieb Selenskyj danach auf sozialen Netzwerken. Die
ukrainische Seite schätze es, dass sich Italien aktiv an der Suche
nach wirksamen Ideen und Schritten zur Herbeiführung eines Friedens
beteiligt. Kiew zähle auch weiter auf die italienische
Unterstützung.
Gesondert dankte Selenskyj für gewährte Unterstützung im
Energiebereich und dabei bereitgestellte Ausrüstungen. "Das ist das,
was die ukrainischen Familien, unsere Menschen, Kinder, das Leben in
unseren Städten und Gemeinden unterstützt, die unter ständigem
russischen Beschuss stehen", fuhr Selenskyj fort.
Papst: Dialog muss fortgesetzt werden
Vor seinem Treffen mit Meloni sprach Selenskyj mit Papst Leo in
dessen Residenz in Castel Gandolfo. Nach Vatikan-Angaben bekräftigte
dieser mit Blick auf den Krieg dabei die "Notwendigkeit der
Fortsetzung des Dialogs" und seinen Wunsch nach einem gerechten und
dauerhaften Frieden als Ergebnis der Verhandlungen.
Meloni gehört zu den entschlossenen Unterstützern der Ukraine.
Gleichzeitig gilt die rechte Politikerin im Kreis der
EU-Regierungschefs als die Ministerpräsidentin mit den engsten
Kontakten ins Lager von Trump.
Gespräche mit Merz, Macron, Starmer und EU-Spitzen
Selenskyj hatte bereits am Montag in London mit Bundeskanzler
Friedrich Merz, dem britischen Premierminister Keir Starmer und
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron über die Friedensbemühungen
beraten. Anschließend unterrichtete er in Brüssel die Spitzen der EU
und Nato darüber.
"Unsere Positionen sind in allen Fragen aufeinander abgestimmt. Wir
handeln koordiniert und konstruktiv", teilte Selenskyj nach den
Gesprächen mit den Spitzen von EU und Nato auf der Online-Plattform
X mit. Von der Leyen schrieb nach dem Austausch mit dem Ukrainer:
"Das Ziel ist eine starke Ukraine, sowohl auf dem Schlachtfeld als
auch am Verhandlungstisch."
Europäer und USA stehen nicht mehr Schulter an Schulter
Vorangegangen waren mehrtägige Verhandlungen zwischen Unterhändlern
Kiews und der USA in der vergangenen Woche über eine neue Fassung
des Friedensplans. Die USA hatten die erste Version Ende November an
Kiew übergeben. Der vielfach als "russische Wunschliste" kritisierte
Plan wurde von der ukrainischen Staatsführung und ihren europäischen
Verbündeten abgelehnt - und in der Folge überarbeitet. Selenskyj hat
Gebietsabtretungen immer wieder abgelehnt.
Europäer und Amerikaner ziehen in den Anstrengungen, den seit fast
vier Jahren dauernden russischen Angriffskrieg in der Ukraine zu
beenden, nicht mehr an einem Strang. Die Trump-Regierung wirft
europäischen Politikern "unrealistische Erwartungen" und eine
politische Blockadehaltung im Ringen um Frieden mit Moskau vor.
Wadephul skeptisch: "Bin noch nicht sicher"
Außenminister Wadephul äußerte sich zurückhaltend zu einer möglichen
Einigung. "Ich bin noch nicht sicher, dass ein kompromissfähiges
Papier am Ende des Tages auf dem Tisch liegen wird", sagte der
CDU-Politiker am Rande eines Besuchs im südchinesischen Guangzhou.
Es sei gut, dass an einem Kompromisspapier mit Ernsthaftigkeit
gearbeitet werde, fügte er hinzu. Je weiter die Verhandlungen
fortschreiten würden, desto kritischer und wichtiger würden die
Fragen, die übrig blieben. "Dass die territorialen Fragen zu den
schwierigsten gehören, das war von vornherein klar", fügte Wadephul
hinzu. Am Ende würden nur die Ukrainer darüber entscheiden können,
betonte er. "Dass ihnen diese Entscheidungen nicht leicht fallen
werden, das liegt auch vollkommen auf der Hand."
Bundeskanzler Friedrich Merz hält bei dem Friedensplan eine
Entscheidung ohne die Ukraine und ohne die Europäer für "undenkbar".
Ein "Diktatfrieden" für die Ukraine bleibe nicht vorstellbar, sagte
Merz nach einem Treffen mit Armeniens Ministerpräsident Nikol
Paschinjan in Berlin. "Eine Entscheidung über die Ukraine ohne die
Ukraine ist ebenso undenkbar wie eine Entscheidung über Europa ohne
die Europäer."
Russland: Mehr als ein Dutzend durch Trümmer verletzt
Die Angriffe in dem nunmehr seit fast vier Jahren dauernden
russischen Angriffskrieg gingen unterdessen weiter. In der
russischen Großstadt Tscheboksary an der Wolga stürzten nach
offiziellen Angaben Trümmer einer ukrainischen Drohne in ein
Wohnhaus, 14 Menschen wurden verletzt. Unter den Verletzten sei auch
ein Kind, schrieb der Vizeregierungschef der russischen Teilrepublik
Tschuwaschien, Wladimir Stepanow, bei Telegram. Alle Opfer seien in
ärztlicher Betreuung.
Das Verteidigungsministerium in Moskau meldete derweil den Abschuss
von 121 ukrainischen Drohnen über russischem Territorium und der
seit 2014 annektierten Krim. Während demnach vier Drohnen über dem
benachbarten Gebiet Nischni Nowgorod abgeschossen wurden, gab es
keine Drohnenmeldungen zu Tschuwaschien selbst.
Auch wieder Drohnenangriffe in der Ukraine
In der vergangenen Nacht habe Russland mit 110 Drohnen angegriffen,
teilte die ukrainische Luftwaffe mit. Einschläge habe es an neun
unterschiedlichen Orten gegeben. Zum Ausmaß der Schäden und
möglichen Opfern machte das Militär keine Angaben.
Aber auch Kiew hat inzwischen Drohnen entwickelt, mit denen es
Objekte - zumeist aus der Öl- und Gasindustrie - weit hinter der
russischen Grenze attackiert. Die Schäden und die Opferzahlen stehen
aber in keinem Verhältnis zu den von Russland angerichteten massiven
Zerstörungen und vielen Toten und Verletzten in der
Ukraine./thn/DP/mis
AXC0255 2025-12-09/19:17
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Autor: - dpa-AFX
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