| OTS: Verband der Chemischen Industrie (VCI) / Jahresbilanz der ... |
| 10.12.2025 10:41:00 |
Jahresbilanz der chemisch-pharmazeutischen Industrie 2025 / Ein
schwieriger Weg Frankfurt/Main (ots) -
- Produktion und Erzeugerpreise liegen mit 0,5 Prozent leicht im
Minus - Gesamtumsatz geht im Vorjahresvergleich um 1 Prozent zurück
- Beschäftigtenzahlen sinken um 0,5 Prozent - Anlagenauslastung auf
historischem Tiefpunkt - Ausblick 2026: Kaum Hoffnung auf Besserung
Deutschlands Industrie hat ein kraftraubendes Jahr hinter sich. Auch
die Lage von Chemie- und Pharmaunternehmen hat sich weiter
verschärft. "Die Industrie funkt SOS. 2025 war für unsere Branche
erneut sehr schwierig und der Blick nach vorn wird nicht rosiger",
sagt Markus Steilemann.
Der Präsident des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI) fordert
angesichts der schweren Wirtschaftskrise den Schulterschluss im Land
und einen konsequenten Blick nach vorn: "Deutschland hat weiterhin
sehr viel Potenzial. Jetzt muss alles geschehen, damit nicht noch
mehr Substanz verloren geht. Die Anstrengungen der Unternehmen für
eine gute Zukunft am Standort Deutschland müssen sich auszahlen.
Dazu braucht es endlich die richtigen, verlässlichen
Rahmenbedingungen. Vor allem weniger Regeln und niedrigere Kosten."
Der Blick auf die Jahreszahlen der chemisch-pharmazeutischen
Industrie zeigt die herausfordernde Lage: Produktion und
Erzeugerpreise der Branche liegen im Vorjahresvergleich leicht im
Minus (-0,5 Prozent). Der Umsatz büßt einen Prozentpunkt ein. In der
Chemie geht die Produktion um 2,5 Prozent zurück. Das Umsatzminus im
In- und Ausland liegt bei 3 Prozent.
Die Produktionsanlagen sind nur noch zu 70 Prozent ausgelastet - ein
historischer Tiefpunkt und weit entfernt von Rentabilität. Jedes
zweite Unternehmen hat zu wenig Aufträge. Diese sind seit 2021 im
In- und Ausland um mehr als 20 Prozent eingebrochen.
Pharma weist in diesem Jahr ein Produktionsplus von 3 Prozent und
ein Umsatzplus von mehr als 4 Prozent auf. Doch die aktuelle
Geschäftslage hat sich auch hier deutlich verschlechtert und liegt
mittlerweile im negativen Bereich.
Die Krise spiegelt sich in den Beschäftigtenzahlen wider: Ein Minus
von 0,5 Prozent bedeutet in diesem Jahr 2.400 Menschen weniger, die
in der chemisch-pharmazeutischen Branche arbeiten. Bereits
angekündigte Anlagenschließungen oder Produktionsverlagerungen
werden zu einem weiteren Stellenabbau führen.
Der VCI erwartet im nächsten Jahr für die chemisch-pharmazeutische
Branche insgesamt eine stagnierende Produktion, für die Chemie einen
Rückgang von 1 Prozent. Bei sinkenden Preisen und stagnierendem
Output bedeutet das ein Umsatzminus von rund 2 Prozent - im Inland
und im Export.
Das negative Stimmungsbild bestätigt auch eine repräsentative
VCI-Umfrage unter den Mitgliedsunternehmen: 20 Prozent der Befragten
planen, ihre Produktion zu verlagern oder ganz stillzulegen. Jedes
zehnte Unternehmen hat vor, komplette Standorte zu schließen. Mehr
als 40 Prozent erwarten erneut sinkende Umsätze im Inland. Fast
jedes zweite Unternehmen rechnet mit einer weiteren Verschlechterung
der Erträge.
Verantwortlich für die pessimistischen Erwartungen sind die
Rahmenbedingungen in Deutschland: nicht wettbewerbsfähige
Produktionskosten, eine hohe regulatorische Unsicherheit und
langsame Genehmigungsverfahren. Zudem kämpft die Branche mit der
Bürokratie, hohen Energiepreisen sowie Emissions- und
Rohstoffkosten. Der teure Euro, chinesische Überkapazitäten, hohe
US-Zollmauern und die geoökonomische Unsicherheit belasten die
Geschäfte zusätzlich.
Markus Steilemann fordert mit Blick auf Berlin und Brüssel:
"Konfrontation können wir uns nicht mehr leisten. Wir müssen uns
unangenehmen Wahrheiten stellen und nach vorne blicken. Die
Transformation unserer Wirtschaft in eine wettbewerbsfähige und gute
Zukunft wird uns viel abverlangen. Es wird ein schwieriger Weg, aber
wir müssen ihn gehen. Mit den vereinten Kräften von Politik,
Wirtschaft und Gesellschaft."
Damit Deutschland und Europa wieder zukunftsfähig werden, müssen aus
VCI-Sicht diese sechs Punkte umgesetzt werden:
1. Produktionsstandorte in strategisch wichtigen Sektoren wie Chemie
und Pharma sichern: Damit schafft Deutschland Unabhängigkeit,
Resilienz und Versorgungssicherheit in Europa. Nötig dafür sind
niedrigere Kosten, weniger Hürden, schnellere Entscheidungen.
2. Innovation stärken: Wer wettbewerbsfähig bleiben will, den
Klimaschutz ernst nimmt und die Chancen der Digitalisierung nutzen
möchte, muss in Forschung und Entwicklung investieren. Derzeit fehlt
der politische Rahmen, der Innovation nicht im Keim erstickt.
3. Ausgaben priorisieren: In Zukunft investieren heißt, in Bildung,
Forschung, Infrastruktur, Digitalisierung und Zukunftstechnologien
zu investieren. Das ist die Grundlage einer modernen
Industriepolitik.
4. Mutige Reformen: Sie sind nötig für die Energie- und
Klimapolitik, das Behördenwesen und die sozialen Sicherungssysteme.
So gelingt die Wiederherstellung der Wettbewerbsfähigkeit des
Standorts und die Transformation hin zur Klimaneutralität.
5. Eine glaubwürdige Gesamtstrategie: Deutschland braucht klare
Prioritäten und einen langfristigen Plan. Unser Land benötigt eine
Industriepolitik, die verlässliche Rahmenbedingungen schafft, neue
Technologien fördert und Infrastrukturen modernisiert.
6. Europa neu denken: Die europäische Gemeinschaft kann auf
Augenhöhe mit den USA und China gelangen. Dafür braucht es eine
gemeinsame Industriepolitik und Verteidigung, eine Kapitalmarktunion
und einen vollendeten Binnenmarkt.
Fotos von der Pressekonferenz stehen ab 12 Uhr unter diesem Link zur
Verfügung: https://vci.canto.de/v/VCIJahresPKPresse2025
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Der VCI ist Europas größter Verband für Chemie und Pharma. Mit
seinen 23 Fach- und 7 Landesverbänden repräsentiert er die
Interessen von rund 2.300 Unternehmen - vom Global Player bis zum
hoch spezialisierten Mittelständler. Mit 240 Milliarden Euro Umsatz
im Jahr 2024 und mehr als 560.000 Beschäftigten in Deutschland zählt
die Branche zu den stärksten Treibern für Innovation, Wohlstand und
Zukunft. Für eine starke chemisch-pharmazeutische Industrie von
heute und morgen ist der VCI in Deutschland, in Europa und weltweit
aktiv.
Pressekontakt:
VCI-Pressestelle: Telefon: 069 2556-1496 E-Mail:
mailto:presse@vci.de Der VCI auf LinkedIn
Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/12523/6176336 OTS:
Verband der Chemischen Industrie (VCI)
AXC0099 2025-12-10/10:41
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Autor: - dpa-AFX
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