| KORREKTUR/ROUNDUP 2/Nach Trumps Kritik: Selenskyj spricht über mögliche Wahlen |
| 10.12.2025 11:12:00 |
(Im 5. Absatz wird klargestellt, dass Russland mit Boris Jelzin,
Dmitri Medwedew und Wladimir Putin seit 1991 drei Präsidenten
hatte.)
ROM/KIEW (dpa-AFX) - Während der andauernden Arbeit an einem
Friedensplan für sein Land hat der ukrainische Präsident Wolodymyr
Selenskyj überraschend über mögliche Wahlen in Kriegszeiten
gesprochen. "Zu Wahlen bin ich bereit", sagte er Journalisten, wie
ukrainische Medien meldeten. Der Vorwurf, dass der Krieg mit
Russland nicht ende, weil er sich ans Präsidentenamt klammere und
die Macht nicht abgeben wolle, sei falsch. Zuvor hatte sich
US-Präsident Donald Trump für Wahlen in dem kriegsgeplagten Land
ausgesprochen, das sich seit fast vier Jahren einer russischen
Invasion erwehrt.
Wahlen in Kriegszeiten nur unter Bedingungen
Er sei auch während des laufenden Krieges zu Wahlen innerhalb von 60
bis 90 Tagen bereit, sagte Selenskyj - aber nur, wenn die USA und
Europa die Sicherheit des Landes gewährleisten, also Schutz vor
künftigen Aggressionen Russlands garantieren. "Ich habe persönlich
den Willen und die Bereitschaft dazu", sagte der Staatschef. Neben
der Sicherheitsfrage müsse auch die Rechtsgrundlage für Wahlen in
Kriegszeiten geschaffen werden. Er bitte daher die Abgeordneten
seiner Fraktion im Parlament darum, entsprechende Gesetzesänderungen
vorzubereiten.
Das ukrainische Gesetz über das Kriegsrecht verbietet ausdrücklich
das Abhalten von Präsidentschafts-, Parlaments- und Kommunalwahlen,
während das Land einem Angriff ausgesetzt ist. Ähnlich ist es in
Deutschland und anderen Ländern geregelt, wo Wahlen ebenfalls erst
nach Beendigung des Verteidigungsfalls zulässig sind. Das
ukrainische Gesetz lässt sich zwar ändern, jedoch sieht die
Verfassung Parlamentswahlen erst nach der Aufhebung des Kriegsrechts
vor. Verfassungsänderungen wiederum sind in Kriegszeiten verboten.
Selenskyjs reguläre Amtszeit ist ausgelaufen
Seit dem russischen Überfall im Februar 2022 fanden keine Wahlen in
der Ukraine statt. Die reguläre Amtszeit des Präsidenten lief im Mai
2024 aus, die des Parlaments im August 2024. Kommunalwahlen wären
normalerweise Ende Oktober 2025 fällig gewesen.
Trump hatte Selenskyj schon vor Monaten vorgeworfen, er sei ein
"Diktator" und nicht demokratisch legitimiert - womit der
US-Präsident den Duktus des Kremls übernahm. In Kiew wurde seither
immer wieder auf das Kriegsrecht verwiesen - und darauf, dass es in
der Ukraine seit 1991 sechs verschiedene Präsidenten gegeben habe,
in Russland dagegen nur drei.
Wie sollen Ukrainer in besetzten Gebieten wählen?
Ungeklärt ist zudem die Frage, wie eine Beteiligung aller
wahlberechtigten Ukrainer an der Wahl gewährleistet werden kann.
Mehr als 5,8 Millionen ukrainische Staatsbürger sind nach UN-Angaben
außer Landes geflohen, mehrere Millionen leben in russisch besetzten
Gebieten.
Selenskyj hatte zu Beginn seiner Amtszeit auch die Möglichkeit einer
digitalen Abstimmung über die staatliche App Dija in Betracht
gezogen. Kritiker sehen dabei aber Raum für eine Manipulation des
Wahlergebnisses, die eine kremltreue Marionetten-Regierung an die
Macht bringen könnte. Zudem gibt es angesichts großer Probleme mit
der Stromversorgung infolge russischer Angriffe auf zivile
Infrastruktur nicht überall verlässlichen Zugang zum Internet.
Überarbeiteter Friedensplan noch nicht an USA übermittelt
Den mit Hilfe europäischer Verbündeter überarbeiteten Entwurf eines
Friedensplans haben die Ukrainer offenbar noch nicht an die USA
übermittelt. "Wir arbeiten auf der Ebene unserer Berater, heute und
morgen. Ich denke, dass wir ihn morgen übergeben", sagte Selenskyj
Journalisten, wie der öffentlich-rechtliche Sender Suspilne am
Dienstagabend meldete. Es gebe ein Rahmendokument aus 20 Punkten,
"das ständig geändert wird", ein Papier zu Sicherheitsgarantien und
ein drittes zum Wiederaufbau. "Das wird wirksam, wenn der Krieg
endet oder ein Waffenstillstand erreicht wird", sagte Selenskyj.
Zugleich sprach er der russischen Führung erneut jeglichen
Friedenswillen ab. "Was Russland anbelangt, so sehen wir nur ihre
Angriffe. Angriffe auf Energieanlagen. Die Menschen sind ohne
Strom", sagte Selenskyj. Die Attacken würden belegen, dass Russland
nicht am Friedensprozess interessiert sei, auch wenn Moskau
öffentlich anderes behauptet.
Friedensplan ohne "offen Ukraine-feindliche Positionen"?
Ende November hatte Kiew von der US-Regierung einen Friedensplan aus
28 Punkten vorgelegt bekommen, der vielfach als "russische
Wunschliste" und faktische Kapitulationserklärung der Ukraine
kritisiert wurde. Darin enthaltene Bestandteile wie ein
vollständiger Rückzug der ukrainischen Truppen aus den östlichen
Gebieten Donezk und Luhansk sowie eine Amnestie für Kriegsverbrechen
werden von Selenskyjs Führung abgelehnt.
Die Reaktion der USA auf die überarbeitete Version des Friedensplans
könnte neuerliche Spannungen mit Kiew und den Europäern auslösen.
"Die offen Ukraine-feindlichen Positionen wurden herausgenommen",
hatte Selenskyj am Montag gesagt. Wie genau die jüngste Fassung des
Entwurfs aussieht, ist öffentlich nicht bekannt. Trump sagte jüngst
in einem Interview über Selenskyj und eine Frist zur Annahme des
Friedensplans: "Er muss sich jetzt endlich zusammenreißen und die
Dinge akzeptieren."/ast/DP/mis
AXC0109 2025-12-10/11:12
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Autor: - dpa-AFX
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