| Deutsche Börse-News: Marktstimmung: "Stimmungswechsel ohne Folgen" |
| 11.12.2025 08:19:00 |
Das Anleger-Sentiment ist gegenüber
der Vorwoche drastisch eingebrochen - vor allem bei institutionellen
Investoren, doch laut Joachim Goldberg deutet das scheinbar
irritierende Marktverhalten auf eine stabile langfristige Nachfrage
hin, während die Erwartungen an die Fed-Sitzung kaum positive
Impulse versprechen.
10. Dezember 2025. FRANKFURT (Goldberg & Goldberg). Erstaunlich, wie
es der DAX geschafft hat, während der vergangenen beiden Wochen nach
oben zu klettern - seit unserer vergangenen Stimmungserhebung
notieren wir ein Plus von 1,3 Prozent. Und das, obwohl vor allen
Dingen bei den institutionellen Investoren ein starker Optimismus
vorgeherrscht hat. Viele Akteure waren so bullish, dass vielfach vor
einem Kurseinbruch gewarnt wurde. Aber man darf nicht vergessen,
dass der Optimismus mancher Börsianer nicht auf tiefer Überzeugung
beruhte, sondern sich dahinter vielmehr ein Hoffen auf das Erreichen
früherer Einstandspreise aus besseren Zeiten verbarg. Mit anderen
Worten, es handelte sich nicht um Euphorie, sondern um
Zweckoptimismus.
Nun steht mit der heute Abend (MEZ) endenden Sitzung des
Offenmarktausschusses der US-Notenbank (FOMC) noch einmal ein
wichtiges Ereignis an, wobei eine Leitzinssenkung von 25
Basispunkten fast vollständig eingepreist ist und die einzige
Überraschung deshalb nur darin bestehen könnte, dass dieser Schritt
wider Erwarten dann doch nicht vollzogen würde. Viel wichtiger
scheinen ohnehin die gleichzeitig veröffentlichten neuen
Zinsprognosen der Mitglieder des Offenmarktausschusses, die
sogenannten Dot Plots, zu sein sowie die Anzahl möglicher Abweichler
vom Pfad der Zinssenkungen, wie sie etwa von US-Präsident Donald
Trump gefordert werden.
Vollbremsung
Unterdessen hat sich die Stimmung unter den von uns befragten
mittelfristig orientierten institutionellen Investoren massiv
verschlechtert. Denn unser Deutsche Börse Sentiment-Index ist um 44
Punkte auf einen neuen Stand von -2 gefallen. Diese starke
Veränderung kommt dadurch zustande, dass fast alle ehemaligen
Optimisten ihre Engagements direkt um 180° von bullish auf bearish
gedreht haben. Offensichtlich wurden vielerorts die (wahrgenommenen)
Einstandspreise - wir vermuteten diese zuletzt zwischen 24.000 und
24.100 DAX Zählern - aus früheren Schieflagen erreicht. Gut möglich,
dass man von der heute endenden Sitzung der US-Notenbank keine
positiven Marktimpulse erhofft.
Eine ähnliche Entwicklung sehen wir bei den Privatanlegern, deren
Stimmung sich ebenfalls, aber längst nicht im gleichen Ausmaß wie
bei den institutionellen Pendants verschlechtert hat. Der Deutsche
Börse Sentiment-Index fällt in diesem Panel um 11 Punkte auf einen
neuen Stand von +20. Auch hier konnte das Bärenlager zulegen, und
zwar um 6 Prozentpunkte, wobei sich dieser Zuwachs zu über 80
Prozent aus um 180° gedrehten früheren bullishen Positionen speist.
Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass sich die meisten über
Social Media befragten Privatanleger dieses Mal ganz ähnlich wie die
übrigen Anlegenden verhalten haben.
DAX erstaunlich robust
Per Saldo ist nun eine größere Stimmungskluft zwischen den Panels
entstanden, wobei die Privatanleger gegenüber den institutionellen
Investoren in Sachen Optimismus deutlich die Nase vorn haben. Dabei
fällt natürlich als erstes auf, dass der Dax trotz dieses deutlichen
Stimmungswechsels noch einmal zulegen konnte bzw. unter den dahinter
stehenden Positionsverschiebungen überhaupt nicht gelitten hat. Dies
lässt den Schluss zu, dass das entsprechende Aktienangebot mit hoher
Wahrscheinlichkeit von langfristiger Nachfrage aufgesogen wurde.
Mit der heutigen Sentiment-Umfrage hat sich die Situation des DAX
gegenüber den Vorwochen deutlich verbessert. Denn die Stimmung bei
den institutionellen Investoren sieht mit einem Index von -2 absolut
betrachtet zwar fast neutral aus, ist aber im Vergleich zu den
vergangenen drei Monaten tatsächlich viel schlechter. Das relative
Sentiment in diesem Zeitfenster liegt nämlich bei einem Indexwert
von -20 und zeigt, dass bei erwarteten Kursrückgängen auf
niedrigerem Niveau mit ordentlicher Nachfrage zu rechnen ist. Wir
vermuten, dass dies erstmals im Bereich von 23.400/23.450 Zählern
der Fall sein dürfte. Insgesamt spricht also einiges dafür, dass der
DAX zum Jahresschluss noch einmal Fahrt aufnehmen kann.
von Joachim Goldberg
10. Dezember 2025, © Goldberg & Goldberg für Deutsche Börse
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG
verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und
Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
AXC0062 2025-12-11/08:19
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Autor: - DEUTSCHE-BOERSE AG
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