| POLITIK/ROUNDUP 2: Söder fährt bisher schlechtestes Ergebnis als CSU-Chef ein |
| 12.12.2025 19:42:00 |
(neu: mehr Details und Hintergrund)
MÜNCHEN (dpa-AFX) - Empfindlicher Dämpfer für Markus Söder: Bei
seiner Wiederwahl zum CSU-Parteivorsitzenden hat der 58-Jährige mit
lediglich 83,6 Prozent sein bisher schlechtestes Ergebnis hinnehmen
müssen - und das drei Monate vor den bayerischen Kommunalwahlen und
ein gutes halbes Jahr nach der Regierungsübernahme von Union und SPD
in Berlin. Im Vergleich zu vor zwei Jahren sackte Söder um 13
Prozentpunkte ab.
Auf dem Parteitag in München erhielt der bayerische
Ministerpräsident 531 von 635 gültigen Stimmen. 104 Delegierte
votierten mit Nein. Es gab neun ungültige Stimmen - auch
Enthaltungen werden bei der CSU als ungültig gewertet. Erstmals war
Söder 2019 zum CSU-Chef gewählt worden.
Fast vier Prozentpunkte schlechter als bei erster Wahl 2019
Söder unterbot damit sein bisher schlechtestes Wahlergebnis um fast
vier Prozentpunkte: Bei seinem Amtsantritt Anfang 2019 hatte er 87,4
Prozent der Stimmen erhalten, im darauffolgenden Herbst schon 91,3
Prozent. 2021 waren es 87,6 Prozent. Seinen bisherigen Rekordwert
hatte er 2023 eingefahren: Bei der Vorstandswahl zwei Wochen vor der
damaligen Landtagswahl erreichte er 96,6 Prozent. Bei keiner Wahl
hatte es Gegenkandidaten gegeben. Absoluter CSU-Rekordhalter ist
Franz Josef Strauß, der einst bis zu 99 Prozent erreicht hatte - das
war im Jahr 1979.
Weber bekommt bei Vize-Wahl 93,7 Prozent
Bei den Stellvertreter-Wahlen holten auf dem Parteitag zwei
Kandidaten ein prozentual besseres Ergebnis als Söder: der Chef der
Europäischen Volkspartei, Manfred Weber, mit 93,7 Prozent, und die
Neu-Ulmer Oberbürgermeisterin Katrin Albsteiger mit 86,5 Prozent.
Ebenfalls als Vizes bestätigt wurden Bundesforschungsministerin
Dorothee Bär, die Europapolitikerin Angelika Niebler und die frühere
bayerische Gesundheitsministerin Melanie Huml.
Söders Rede von kämpferisch bis nachdenklich
In einer ernsten und kämpferischen Rede hatte Söder seine Partei und
die demokratischen Parteien insgesamt zuvor zu einem gemeinsamen
Kampf gegen Bedrohungen aus dem In- und Ausland aufgerufen. Dabei
attackierte er speziell die AfD - und schloss jede Kooperation
erneut kategorisch aus.
"Wir werden angegriffen wie nie. Unser Wohlstandsmodell, unser
Sozialstaatsmodell, unser Demokratiemodell. Es ist Zeit, uns zu
wehren", sagte der bayerische Ministerpräsident in seiner rund
75-minütigen Grundsatzrede. "Vieles steht auf tönernen Füßen. Was
früher unbestreitbar war, das wackelt heute." Die Politik müsse die
Ängste der Menschen vor Abstieg, Altersarmut und einer unsicheren
Zukunft ernst nehmen und das Land vor Bedrohungen aus dem In- und
Ausland "anders schützen als bisher". Die CSU sei nicht bereit, das
Land den Radikalen zu überlassen.
Söder: AfD will ein anderes Land
Söder warnte dabei: "Die AfD will ein anderes Land, eine andere
Gesellschaft." Die AfD habe ein anderes Staats- und
Freiheitsverständnis. Und: "Sie wollen raus aus der Nato und am
liebsten in die Arme von Russland." Das seien Bücklinge und
Hofnarren Putins. Eine Kooperation dürfe es niemals geben: "Wir
dürfen kein Helferlein werden, wir dürfen kein Steigbügelhalter
werden." Ein AfD-Verbotsverfahren lehnte Söder weiter ab: "Das
bringt nichts." Man müsse die AfD vielmehr inhaltlich stellen.
Söder verwies in seiner Bilanz auf Erfolge der CSU in Berlin: "Wir
liefern am laufenden Band." Bei der Begrenzung der Migration oder
der Reform des Bürgergelds gelte: "Versprochen - gehalten." Zudem
habe die CSU die Ausweitung der Mütterrente in der Koalition
durchgesetzt.
An mehreren Stellen stellte sich Söder demonstrativ hinter den
Kanzler: "Gäbe es Friedrich Merz nicht, hätte Europa überhaupt keine
Stimme", sagte Söder. Und er verteidigte umstrittene Äußerungen des
Kanzlers in der Debatte über das "Stadtbild" und die Migration in
Deutschland: "Ich finde, Friedrich Merz hat recht, wenn er darüber
redet, wie es in unseren Städten aussieht." In Parks,
Hauptbahnhöfen, Schwimmbädern und auf Weihnachtsmärkten habe sich
viel verändert, und zwar nicht zum Guten. "Wer die Wahrheit leugnet,
obwohl dies die Bürgerinnen und Bürger jeden Tag sehen - so fördert
man Radikale", warnte Söder. Merz wird am Samstag zum Abschluss des
CSU-Parteitags als Gastredner in München erwartet.
Wirtschaft durch USA und China herausgefordert
Mit Blick auf die Wirtschaft klagte Söder über die schlechte Lage
mit einer gefühlt immer ernster werdenden Rezession. Das deutsche
Exportmodell sei durch die Zölle in den USA herausgefordert - ein
Land, auf dessen Freundschaft man sich früher habe verlassen können.
Zudem nutze China seine Rohstoffmacht aus und drehe den "alten Spieß
der Wirtschaftsbeziehungen um. Nicht wir exportieren immer mehr nach
China, sondern China immer mehr zu uns."
Angesichts des Ukraine-Kriegs sprach sich Söder gegen einen
Friedensvertrag zulasten der Ukraine aus. Eine Kapitulation der
Ukraine, ein zweites Münchner Abkommen, werde nicht zu Frieden
führen, argumentierte er./had/DP/jha
AXC0244 2025-12-12/19:42
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Autor: - dpa-AFX
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