| ROUNDUP/Entscheidende Tage: Was kommt in den Ukraine-Friedensplan? |
| 13.12.2025 11:05:00 |
Das Ringen um einen Friedensplan
zwischen der Ukraine, ihren europäischen Verbündeten und den USA
geht in eine entscheidende Phase. Der US-Sondergesandte Steve
Witkoff reist am Wochenende zu Gesprächen mit dem ukrainischen
Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und Europäern nach Berlin, wie ein
hochrangiger US-Beamter der Deutschen Presse-Agentur bestätigte.
Nähere Angaben zum genauen Zeitpunkt oder dem Format der Treffen
machte er nicht.
Zuvor hatte die Bundesregierung mitgeteilt, dass sich Selenskyj am
Montag in Berlin mit Kanzler Friedrich Merz, einer Reihe
europäischer Staats- und Regierungschefs sowie den Spitzen von EU
und Nato treffen werde. Erwartet werden unter anderem Frankreichs
Präsident Emmanuel Macron und der britische Premierminister Keir
Starmer.
Trump sieht Ukraine militärisch im Nachteil
Die US-Regierung hatte auf Betreiben von Präsident Donald Trump im
November einen Friedensplan vorgelegt, über den seitdem in
verschiedenen Runden verhandelt wurde. Trump fordert von der
Ukraine, einem Friedensabkommen zuzustimmen. Er sieht das von
westlicher Unterstützung abhängige Land militärisch im Nachteil
gegenüber dem Angreifer Russland.
In den vergangenen Tagen machte Trump eine Teilnahme der USA an
neuen Gesprächen davon abhängig, dass es gute Aussichten für
wirkliche Fortschritte geben müsse. Die große Frage bleibt, wie
Russland reagieren wird, falls eine abgestimmte Position im Dreieck
USA-Ukraine-Europa gefunden werden sollte.
Die vorgeschlagene Lösung für ein Ende des seit fast vier Jahren
andauernden russischen Angriffskriegs ist bislang nur in Umrissen
bekannt. Ein Überblick:
Die Frage besetzter ukrainischer Territorien
Von dieser Diskussion ist noch am meisten an die Öffentlichkeit
gedrungen. Moskau besteht darauf, dass die ukrainische Armee jenen
Teil der Gebiete Donezk und Luhansk im östlichen Industriegebiet
Donbass räumt, den sie noch kontrolliert. Selenskyj berichtete von
einem US-Kompromissvorschlag, aus diesen Territorien eine "freie
Wirtschaftszone" zu machen, in die die russische Armee nicht
vordringen dürfe.
Der ukrainische Präsident verlangte aber, wenn seine Armee sich
zurückziehen müsse, sollten dies auch die Russen tun. Er bekräftigte
zudem, dass über Gebietsabtretungen nur das ukrainische Volk per
Referendum entscheiden könne. Juri Uschakow, außenpolitischer
Berater von Kremlchef Wladimir Putin, lehnte den Vorschlag eines
entmilitarisierten Gebiets zwar nicht gänzlich ab, sagte aber, die
russische Nationalgarde und Polizei sollten dort agieren. Die
Nationalgarde Rosgwardija ist militärisch organisiert und bewaffnet.
Für die Südukraine scheint der Vorschlag zu sein, den Frontverlauf
in den Gebieten Saporischschja und Cherson einzufrieren. Von
Russland wird gefordert, andere besetzte Teile der
Verwaltungsgebiete Sumy im Norden, Charkiw im Osten und
Dnipropetrowsk im Süden zu räumen.
Russland hat sich die Schwarzmeer-Halbinsel Krim sowie die Gebiete
Donezk, Luhansk, Saporischschja und Cherson einverleibt und fordert
die volle völkerrechtliche Anerkennung als Teil seines
Staatsgebiets. Ein Kompromiss könnte sein, dass die USA und
vielleicht auch andere Länder anerkennen, dass Moskau einen Teil der
Ukraine kontrolliert und dies nicht gewaltsam geändert werden
sollte.
Sicherheitsgarantien gegen weiteren Angriff Russlands
Für die Ukraine ist es entscheidend, dass sie von Russland nicht
erneut angegriffen wird. Der erhoffte Beitritt zur Nato als
Sicherheitsgarantie scheint derzeit unerreichbar. Ihn zu verhindern,
ist eines der russischen Kriegsziele. Aber auch die USA und andere
Nato-Länder sprechen sich dagegen aus.
Trotzdem scheint die Rede von Sicherheitsgarantien zu sein, die der
gegenseitigen Beistandsklausel von Artikel 5 des Nato-Vertrags
gleichen. Garanten wären die USA und europäische Länder. Doch über
die Bedingungen dieses Beistands ist bislang nichts bekannt. Auch
haben die westlichen Partner der Ukraine bislang das Risiko einer
militärischen Eskalation mit Russland gescheut; die Frage ist, ob
dies bei einem weiteren Angriff anders wäre. Wenig
vertrauenerweckend ist aus ukrainischer Sicht Putins Forderung, dass
Russland selbst Garantiemacht sein sollte.
EU-Beitritt statt Nato-Truppen?
Um eine andere Überlegung der sogenannten Koalition der Willigen
unter britischer und französischer Führung ist es zuletzt still
geworden - von europäischen Sicherheitstruppen in oder dicht an der
Ukraine war quasi nichts mehr zu hören. Russland lehnt Truppen aus
Nato-Ländern in der Ukraine ohnehin strikt ab.
Wichtigster Schutz für die Ukraine dürfte daher ihre eigene, gut
bewaffnete Armee sein. Kolportiert wird eine künftige Obergrenze von
800.000 Soldaten und Soldatinnen, was zahlenmäßig in etwa den Status
quo festschreiben würde.
Eine solche Begrenzung widerspricht zwar der von allen Seiten
beteuerten Souveränität der Ukraine; auch ist von ähnlichen
Forderungen in Richtung Russlands nichts bekannt. Die ukrainische
Armee wäre aber zumindest nicht viel kleiner als derzeit und für
Friedenszeiten groß dimensioniert. Moskau hat indes stets viel
stärkere Beschränkungen gefordert, wobei die ursprünglich
diskutierte Obergrenze von 600.000 Soldaten für Kiew inakzeptabel
ist.
Zur Sicherheit der Ukraine könnte auch eine beschleunigte Aufnahme
des Landes in die Europäische Union beitragen. Die "Financial Times"
berichtete von einem angeblichen Vorstoß, das Land schon Anfang 2027
aufzunehmen. Offizielle Bestätigungen dafür gab es nicht. Für diesen
Schritt müssten die EU-Staaten mindestens ein drohendes Veto aus
Ungarn überwinden - und sich damit anfreunden, dass die EU im Osten
künftig eine sehr viel längere Grenze mit Russland hätte.
Russisches Geld als Druckmittel der EU
Ein bedeutendes europäisches Druckmittel gegen Moskau sind
eingefrorene Guthaben der russischen Zentralbank. Die EU schuf am
Freitagabend eine wichtige Grundlage, um dieses Geld für die Ukraine
zu nutzen. 25 der 27 Mitgliedstaaten stimmten dafür, eine
Rückübertragung nach Russland unbefristet zu verbieten. Auch ein
Zugriff der USA auf dieses Geld, wie in der ersten Variante des
Friedensplans vorgesehen, ist damit vom Tisch. Nur Ungarn und die
Slowakei stimmten mit Nein.
Die Rede ist von 210 Milliarden Euro in der EU, von denen 185
Milliarden Euro in Belgien lagern. Das Geld soll für langfristige
Kredite an die Ukraine genutzt werden. Russland soll es nur
zurückbekommen, wenn es nach Kriegsende Reparationen zahlt und
vollständige Wiedergutmachung leistet.
Moskau läuft gegen diese Pläne Sturm. Aber auch Belgien sieht die
Nutzung des russischen Geldes mit großer Skepsis, weil es
finanzielle Risiken und russische Vergeltungsmaßnahmen fürchtet.
Eine Lösung wollen die Staats- und Regierungschefs der EU bis zu
ihrem Gipfeltreffen kommende Woche finden.
Über Programme zum Wiederaufbau der Ukraine und Investitionen wurde
zwischen Washington und Kiew ebenfalls gesprochen, Details sind aber
nicht bekannt. Zwischen den USA und Russland ging es auch um eine
Wiederaufnahme der Wirtschaftskontakte und einen Dialog zu
strategischen Rüstungsfragen./fko/DP/zb
AXC0013 2025-12-13/11:05
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Autor: - dpa-AFX
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