| Selenskyj trifft US-Vertreter und Europäer in Berlin |
| 14.12.2025 09:56:00 |
Die zwischen Vertretern der USA und
der Ukraine geführten Gespräche über ein Ende des russischen
Angriffskriegs werden heute in Berlin mit europäischer Beteiligung
fortgesetzt. Verhandelt wird zunächst auf Beraterebene und unter
Ausschluss der Öffentlichkeit. An den Gesprächen sollen auch
deutsche Unterhändler teilnehmen. Die USA hatten zuvor angekündigt,
dass der Sondergesandte Steve Witkoff nach Berlin reisen werde. Ort
und Zeitpunkt der Beratungen wurden geheim gehalten.
Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bestätigte seine
Teilnahme an Gesprächen in Berlin. Noch ist aber offen, ob er schon
heute oder erst am Montag anreist.
Erstmals seit Bekanntwerden des umstrittenen Friedensplans der
Regierung von US-Präsident Donald Trump wurde Deutschland als
Verhandlungsort gewählt. Anfang Dezember hatte sich Witkoff etwa
fünf Stunden lang mit Russlands Präsident Wladimir Putin getroffen,
um die ursprünglich einmal 28 Punkte des Plans durchzugehen. Putin
zeigte sich danach zwar weiterhin zu Verhandlungen bereit, betonte
aber, dass Russland auf dem Schlachtfeld die strategische Initiative
habe - und seine Kriegsziele auch mit militärischer Gewalt
durchsetzen könne, falls eine diplomatische Einigung scheitern
sollte.
Russland stellt Merz als Kriegstreiber dar
Bei den Gesprächen in Berlin sind keine russischen Vertreter dabei.
Moskau beobachtet die Entwicklungen genau - vor allem mit Blick auf
die von Kanzler Friedrich Merz (CDU) vorangetriebenen Pläne einiger
EU-Staaten, in Belgien eingefrorene russische Staatsmilliarden für
die Unterstützung der Ukraine einzusetzen. Selenskyj unterstützt
diese Idee, während Russland - das den völkerrechtswidrigen Krieg im
Februar 2022 begonnen hatte - Merz angesichts der möglichen
Finanzierung weiterer Waffenlieferungen an die Ukraine
Kriegstreiberei vorwirft.
Der Kreml lehnte die jüngsten Änderungen der Europäer an dem
Friedensplan von US-Präsident Trump als inakzeptabel ab. Trump
wiederum macht Druck auf die Ukraine, einem Friedensabkommen
zuzustimmen. Er sieht das von westlicher Unterstützung abhängige
Land militärisch im Nachteil gegenüber dem Angreifer Russland und
warnt, dass die Ukraine noch mehr Territorium verlieren könne.
Putin hatte Gebietsabtretungen von den Ukrainern gefordert und dabei
auch Territorium für Russland beansprucht, das seine Armee bislang
nicht kontrolliert. Selenskyj lehnte dies ab - und verwies zuletzt
darauf, dass laut Verfassung nicht er, sondern nur das ukrainische
Volk per Referendum über derlei Territorialfragen entscheiden könne.
Selenskyj will gerechten Frieden und Sicherheitsgarantien
Der ukrainische Staatschef machte einmal mehr deutlich, dass er
keine russischen Maximalforderungen erfüllen werde, die einer
Kapitulationserklärung seines Landes gleichkämen. "Unsere
ukrainische Verhandlungsposition ist stark, weil wir unsere
Positionen an der Front, in unserer Rüstungsindustrie und in unserer
inneren Stabilität behaupten", sagte er. Russische Behauptungen zu
eroberten Gebieten und Städten in der Ukraine hatte Selenskyj immer
wieder als Lügen zurückgewiesen - wie zuletzt in Kupjansk im Gebiet
Charkiw, wo er demonstrativ mit geballter Faust für die Kamera
posierte.
"Das Wichtigste sind meine Treffen mit Vertretern von Präsident
Trump sowie Treffen mit unseren europäischen Partnern und vielen
führenden Politikern über die Grundlage des Friedens - eine
politische Vereinbarung über die Beendigung des Krieges", sagte
Selenskyj. Ukrainische Experten arbeiteten derzeit an den Details
jener Sicherheitsgarantien, die er vor einem möglichen
Friedensschluss mit Russland schriftlich fixiert sehen will.
Es gehe um einen gerechten Frieden für die Ukraine mit einer
Garantie, dass es keine weitere russische Invasion geben werden,
betonte Selenskyj. Geplant seien in Berlin auch Gespräche
ukrainischer Beamter mit Vertretern der USA und europäischer Staaten
über einen Wiederaufbau des vom Krieg zerstörten Landes. Merz will
Selenskyj am Montag zu deutsch-ukrainischen Wirtschaftsgesprächen
empfangen.
Was will Russland?
Russland besteht auf einen Frieden zu seinen Bedingungen. Zur
Vielzahl der Forderungen gehört, dass die Ukraine nie Mitglied der
Nato wird, weil sich Russland nach eigenen Angaben dadurch in seiner
Sicherheit bedroht sieht.
Vor allem aber besteht Moskau darauf, den nicht nur industriell
bedeutsamen Donbass im Osten der Ukraine - also die Gebiete Luhansk
und Donezk - komplett unter seine Kontrolle zu bekommen. Die
ukrainischen Truppen kontrollieren noch etwa 30 Prozent des Gebiets
Donezk, darunter die strategisch wichtigen Orte Slowjansk und
Kramatorsk. Bisher schloss die Führung in Kiew stets aus, ihre
Streitkräfte von dort abzuziehen.
Gebietsfrage bleibt Knackpunkt der Verhandlungen
Ein Referendum in der Ukraine über Gebietsabtretungen lehnte Putins
außenpolitischer Berater Juri Uschakow ab. Er erinnerte daran, dass
Russland den Donbass und die südlichen Regionen Cherson und
Saporischschja schon 2022 per Verfassung in sein Staatsgebiet
eingegliedert habe. International wird diese einseitige Annexion
allerdings nicht anerkannt.
Zugleich lehnte Uschakow den Vorschlag einer entmilitarisierten Zone
in der Region zwar nicht gänzlich ab, allerdings forderte er, dass
die russische Nationalgarde und Polizei dort agieren sollten. Die
Nationalgarde Rosgwardija ist militärisch organisiert und bewaffnet.
Für die Südukraine scheint der Vorschlag im Raum zu stehen, den
Frontverlauf in den Gebieten Saporischschja und Cherson
einzufrieren. Von Russland wird gefordert, andere besetzte Teile der
Verwaltungsgebiete Sumy im Norden, Charkiw im Osten und
Dnipropetrowsk im Süden zu räumen.
Russland hat sich zudem die Krim einverleibt und fordert die volle
völkerrechtliche Anerkennung der Schwarzmeer-Halbinsel als Teil
seines Staatsgebiets. Ein Kompromiss könnte sein, dass die USA und
vielleicht auch andere Länder anerkennen, dass Moskau einen Teil der
Ukraine kontrolliert und dies nicht gewaltsam geändert werden
sollte./mau/DP/zb
AXC0005 2025-12-14/09:56
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Autor: - dpa-AFX
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