| Ukraine-Gespräche: US-Delegation und Selenskyj im Kanzleramt |
| 14.12.2025 17:10:00 |
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat
sich mit einer US-Delegation im Kanzleramt zu Gesprächen über einen
Waffenstillstand im russischen Krieg gegen sein Land getroffen.
Kanzler Friedrich Merz (CDU) zog sich nach Informationen der
Deutschen Presse-Agentur aus Regierungskreisen nach einer kurzen
Begrüßung zurück aus den Verhandlungen im Kleinen Kabinettssaal.
Der außen- und sicherheitspolitische Berater von Merz, Günter
Sautter, blieb demnach als eine Art Moderator im Raum. Merz hatte
die vom Sondergesandten Steve Witkoff und dem Schwiegersohn von
US-Präsident Donald Trump, Jared Kushner, angeführte US-Delegation
am Nachmittag am Kanzleramt empfangen. Wenige Minuten später traf
Selenskyj ein. Merz empfing den ukrainischen Präsidenten herzlich
und umarmte ihn.
Zu Selenskyjs Delegation zählten Ex-Verteidigungsminister Rustem
Umjerow und Generalstabschef Andrij Hnatow. Umjerow ist Selenskyjs
Chefunterhändler sowie Sekretär des Rates für Nationale Sicherheit
und Verteidigung der Ukraine. Es wurde erwartet, dass die Beratungen
in Berlin bis in den späten Abend andauern könnten. Selenskyj will
mit Witkoff vor allem seine letzten Vorschläge zum Friedensplan von
Trump erörtern.
Wirtschaftsgespräche und Treffen mit Europäern
Unklar blieb zunächst weiterhin, ob und wenn ja in welchem Rahmen
die Beratungen der US-Vertreter mit den Ukrainern am Montag
fortgesetzt werden. Dies hänge stark von den aktuell laufenden
Gesprächen ab, hieß es aus Regierungskreisen. Am Montag wollten Merz
und Selenskyj am Nachmittag bei deutsch-ukrainischen
Wirtschaftsgesprächen auftreten. Für Montagabend hatte Merz
europäische Staats- und Regierungschefs in Kanzleramt eingeladen, um
über den Stand der Gespräche zu beraten. Aus Moskau blickt man
negativ auf die Beratungen in Berlin.
Die US-Delegation hatte am Vormittag zunächst Gespräche in einem
Berliner Hotel geführt. Der ukrainische Unterhändler Umjerow fuhr
gemeinsam mit Sautter zu dem Hotel, in dem zuvor die US-Delegation
abgestiegen war.
Gespräche zunächst auf Beraterebene
Geplant war, dass die zwischen Vertretern der USA und der Ukraine
geführten Gespräche über ein Ende des russischen Angriffskriegs
zunächst mit europäischer Beteiligung auf Beraterebene fortgesetzt
werden - unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Nicht öffentlich
bekannt ist bislang, welche konkreten Vorschläge aktuell auf dem
Tisch liegen.
Selenskyj will bei seinem Treffen in Berlin mit Witkoff vor allem
seine letzten Vorschläge zum Friedensplan von Präsident Donald Trump
erörtern. Er habe bisher keine US-Reaktion auf seine jüngsten
Änderungsvorschläge erhalten, antwortete Selenskyj laut ukrainischen
Medien auf Fragen von Journalisten. Vorab hatte Selenskyj erklärt,
dass er die Ukraine in einer starken Verhandlungsposition sehe.
Selenskyj: Plan muss gerecht und effektiv sein
Ein Friedensplan werde nicht so aussehen, dass er allen gefalle,
meinte Selenskyj. Es gebe Kompromissvorschläge. "Das Allerwichtigste
ist, dass der Plan möglichst gerecht ist, vor allem für die Ukraine.
Das Wichtigste ist, dass er effektiv ist", sagte er. Weil nicht alle
eine Mitgliedschaft der Ukraine in der Nato unterstützten, gebe es
einen Kompromissvorschlag für Sicherheitsgarantien des Landes vor
neuen russischen Angriffen. Details nannte er nicht.
Nach Berlin kam auch der amerikanische Vier-Sterne-General Alexus
Grynkewich. Nach Angaben seines Sprechers reiste der
Oberbefehlshaber der Nato-Streitkräfte in Europa als ranghoher
Vertreter des US-Militärs an, um den US-Verhandlern militärischen
Rat zu geben - im Rahmen von Präsident Trumps Bemühungen um Frieden.
Anfang Dezember hatte sich Witkoff mit Russlands Präsident Wladimir
Putin getroffen. Putin zeigte sich danach zwar weiterhin zu
Verhandlungen bereit, betonte aber, dass Russland auf dem
Schlachtfeld die strategische Initiative habe - und seine
Kriegsziele auch mit militärischer Gewalt durchsetzen könne, falls
eine diplomatische Einigung scheitern sollte.
Kreml schaut negativ auf Berliner Treffen
Russland blickt eher argwöhnisch auf die Verhandlungen. Die Beiträge
der Europäer und der Ukraine zum Friedensplan von US-Präsident
Donald Trump würden "wohl kaum konstruktiv sein", wie der
außenpolitische Berater von Kremlchef Wladimir Putin, Juri Uschakow,
vor Beginn der Gespräche in Berlin dem russischen Staatsfernsehen
sagte.
"Darin liegt das Problem", sagte Uschakow. Zugleich lobte er, dass
die US-Seite die russische Position verstehe. Uschakow machte
deutlich, dass Russland vor allem nicht von seinen
Territorialforderungen für eine friedliche Lösung des Konflikts
abrücke. Moskau verlangt, dass Kiew seine Truppen auch aus jenen
Gebieten im umkämpften Industriegebiet Donbass abzieht, die Russland
bisher nicht erobern konnte und die von der Ukraine weiter
kontrolliert werden.
Kreml: Amerikaner verstehen russische Position
Russland lehne Änderungen an den Punkten zu Gebietsfragen ab, sagte
Uschakow. "Die Frage der Gebiete wurde insgesamt in Moskau aktiv
diskutiert. Die Amerikaner kennen nicht nur unsere Position, sondern
verstehen sie auch", sagte Uschakow, der unter anderem mit Witkoff
und Putin etwa fünf Stunden über Trumps Friedensplan gesprochen
hatte.
Die US-Regierung hatte auf Betreiben von Präsident Donald Trump im
November einen Friedensplan vorgelegt, über den seitdem in
verschiedenen Runden verhandelt wurde. Trump fordert von der
Ukraine, einem Friedensabkommen zuzustimmen. Er sieht das von
westlicher Unterstützung abhängige Land militärisch im Nachteil
gegenüber dem Angreifer Russland.
Was nach den Konsultationen zwischen den Ukrainern und Europäern nun
in dem Plan stehe, sei Russland bisher nicht bekannt, sagte
Uschakow. "Es wird wohl kaum etwas Gutes sein", meinte er. Seine
jetzt veröffentlichten Äußerungen waren bereits am Freitag
aufgezeichnet worden./bk/DP/he
AXC0020 2025-12-14/17:10
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Autor: - dpa-AFX
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