| ROUNDUP/Militärtruppe für die Ukraine: Pistorius noch vorsichtig |
| 16.12.2025 13:59:00 |
Verteidigungsminister Boris Pistorius hat sich
zurückhaltend zu Aufgaben einer möglichen europäischen
Ukraine-Truppe geäußert. Er finde den Vorschlag im Kern gut, jedoch
gebe es viele offene Fragen, machte der SPD-Politiker in Berlin
deutlich.
In einer zum Abschluss der Ukraine-Gespräche in Berlin
verabschiedeten gemeinsamen Erklärung heißt es, eine von Europa
geführte und den USA unterstützte Truppe solle die ukrainischen
Streitkräfte unterstützen und die Sicherheit des Luftraums und der
Meere gewährleisten. Dies solle "auch durch Operationen innerhalb
der Ukraine" geschehen.
Das von den Europäern unterbreitete Angebot sei ein Bekenntnis zur
Mitverantwortung. "Wenn (der russische Präsident Wladimir) Putin
sagt, wohin er die Reise gehen will, dann werden wir weiter sehen,
woraus das im Einzelnen bestehen kann", sagte Pistorius. Offen sei
in der Frage einer deutschen Beteiligung ein mögliches Mandat des
Bundestags und "unter wessen Kommando findet eigentlich was, wo und
in welchem Rahmen statt", sagte er.
Pistorius und sein britischer Amtskollege John Healey leiteten im
Anschluss eine virtuelle Sitzung der Ukraine Defence Contact Group
(UDCG), in der mehr als 50 Nationen Militärhilfe für die Ukraine
organisieren.
Healey sprach mit Blick auf die Berlin-Gespräche von einem
wesentlichen Moment in dem Krieg und Signalen des Fortschritts in
den Friedensgesprächen. Er bereite die britischen Streitkräfte vor,
"so dass wir einsatzbereit sind, wenn es Frieden gibt - mit Truppen
am Boden und Jets in der Luft". Allerdings lasse Putin seine
brutalen Angriffe auf die Ukraine fortsetzen. In den vergangenen
beiden Monaten seien 20.000 Drohnen und Raketen auf die Ukraine
abgefeuert worden.
Kreml kommentiert keine Medienberichte über Gespräche
Der Kreml bekräftigte unterdessen seine Ablehnung einer Waffenruhe
im Ukraine-Krieg und wies damit einen Vorstoß von Bundeskanzler
Friedrich Merz zurück. "Wir wollen Frieden, wir wollen keine
Waffenruhe", in der die Ukraine Atem schöpfen und sich auf die
Fortsetzung des Kriegs vorbereiten könne, sagte Kremlsprecher Dmitri
Peskow russischen Agenturen zufolge zur Idee einer
Weihnachtswaffenruhe. Russland wolle den Krieg beenden und seine
Ziele erreichen.
Merz hatte Kremlchef Putin am Montag zu einer Waffenruhe in der
Ukraine über Weihnachten aufgefordert. Ukrainer, US-Amerikaner und
Europäer hatten am Sonntag und Montag in Berlin über eine
Friedenslösung für die vor fast vier Jahren von Russland
angegriffene Ukraine gesprochen.
In der am Montagabend verabschiedeten Erklärung setzen sich
europäische Staats- und Regierungschefs für eine multinationale
Truppe zur Absicherung eines Waffenstillstands in der Ukraine ein.
Russische Vertreter waren bei den Gesprächen in Berlin nicht dabei.
Moskau habe den Text über Sicherheitsgarantien für die Ukraine noch
nicht gesehen und werde keine Medienberichte dazu kommentieren,
sagte Peskow.
Europäische Truppe soll Ukraine unterstützen
Die Militärtruppe ist eine von mehreren Zusagen, die die
unterzeichnenden Staaten für den Fall abgeben, dass eine
Vereinbarung zur Beendigung des Krieges erzielt wird. Neben Merz
unterschrieben die Erklärung auch seine Kolleginnen und Kollegen aus
Frankreich, Großbritannien, Polen, Italien, Dänemark, Finnland, den
Niederlanden, Norwegen und Schweden sowie EU-Ratspräsident António
Costa und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen.
Von US-Seite gab es zu der Erklärung zunächst keine Stellungnahme.
Zuvor hatte ein hochrangiger US-Beamter gesagt, dass in einem
Sicherheitspaket auch Maßnahmen zur Überwachung und
Konfliktvermeidung vorgesehen wären, damit sich die ukrainische
Bevölkerung sicher fühle. Auf US-Bodentruppen in der Ukraine läuft
es laut dem Beamten aber nicht hinaus.
Über eine internationale Truppe zum Schutz der Ukraine wird seit
längerem diskutiert. Die USA hatten unlängst ausgeschlossen, sich an
einer solchen Truppe zu beteiligen. Trump hatte im Sommer aber
gesagt, die Vereinigten Staaten seien bereit, die Verbündeten - etwa
aus der Luft - zu unterstützen. Vor allem Frankreich und
Großbritannien dringen seit längerem auf konkrete Vorbereitungen,
Deutschland war eher zurückhaltend. Russland lehnt den Einsatz von
Truppen zur Überwachung eines Waffenstillstands kategorisch ab.
In der Erklärung der Europäer wird der Ukraine auch "anhaltende und
erhebliche Unterstützung" ihrer Streitkräfte zugesichert, die in
Friedenszeiten eine Stärke von 800.000 Soldaten haben sollten.
Das Dokument setzt den Schlusspunkt der zweitägigen Verhandlungen in
Berlin, an denen am Sonntag und Montag neben den wichtigsten
europäischen Verbündeten der Ukraine und dem ukrainischen
Präsidenten Wolodymyr Selenskyj auch eine US-Delegation unter
Führung des Sondergesandten der US-Regierung, Steve Witkoff,
teilgenommen hatte./mficn/DP/jha
AXC0129 2025-12-16/13:59
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Autor: - dpa-AFX
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