| ROUNDUP/Verdi-Chef: Viele Frauen haben nur unter 1.000 Euro Rente |
| 22.12.2025 06:00:00 |
Die Renten von Millionen Menschen in Deutschland
sind nach Einschätzung von Verdi-Chef Frank Werneke so gering, dass
die nun beschlossene Stabilisierung des Rentenniveaus für viele
nicht ausreicht. Rentnerinnen und Rentner bekämen nach einem ganzen
Arbeitsleben mit Vollzeit oft nur Renten von 1.200, 1.300 Euro,
sagte Werneke in einem Videointerview der Deutschen Presse-Agentur
in Berlin. Mit Phasen von Teilzeit seien es oft unter 1.000 Euro -
gerade bei vielen Frauen.
"Insofern ist die Stabilisierung des Rentenniveaus bis
einschließlich 2031 natürlich ein politischer Erfolg aus Sicht der
SPD, aber aus Sicht der Betroffenen ist das das Mindeste, was kommen
muss", sagte Werneke. Am 1. Januar soll nach Beschluss in Bundestag
und Bundesrat ein Gesetz der Koalition in Kraft treten, mit dem das
Absicherungsniveau der Renten bis 2031 auf 48 Prozent im Verhältnis
zum Einkommen stabil gehalten werden soll. Werneke forderte mit
Blick auf die ebenfalls eingesetzte Rentenkommission weit größere
Schritte. Das Gremium soll bis Mitte des neuen Jahrs Vorschläge für
eine umfassende Reform der Alterssicherung vorlegen.
"Bedrohlich" - Erwartungen an Rentenkommission
Die Prüfaufträge der Koalition an das Gremium seien aus der
Perspektive künftiger Rentnerinnen und Rentner überwiegend
bedrohlich, sagte Werneke. Die Koalition hatte den Vertreterinnen
und Vertretern von Union und SPD sowie der Wissenschaft in dem
Gremium eine Liste auf den Weg gegeben. Demnach sollen sie unter
anderem die Frage nach einem höheren Rentenalter prüfen.
Werneke warnte davor, dass die Renten womöglich künftig nicht mehr -
wie heute - mit den Löhnen steigen sollen. "Wenn da zum Beispiel die
Frage diskutiert werden soll in der Rentenkommission, dass die
Renten zukünftig nur noch mit der Inflation ausgeglichen werden
(...), würde das auf kürzeste Zeit dazu führen, dass das
Rentenniveau sinkt."
Viele Rentner auf Grundsicherung angewiesen
Ende 2024 lag die Altersrente im Bundesschnitt nach mindestens 35
Versicherungsjahren für Männer bei 1.892, für Frauen bei 1.459 Euro
brutto. Doch rund 8,5 Millionen Beziehende regulärer Altersrenten
bekamen vergangenes Jahr laut offizieller Statistik nur bis maximal
1.050 Euro Rente im Monat. Bei der Zahl der Empfängerinnen und
Empfänger von Grundsicherung im Alter gab es Ende 2024 mit 739.000
einen neuen Rekord.
Frauen haben es finanziell im Alter im Schnitt schwerer als Männer -
auch wenn man die private und die betriebliche Vorsorge mit ansieht.
Nach einer kürzlich von der Deutschen Rentenversicherung
präsentierten Studie stehen Frauen im Alter in Westdeutschland
derzeit jährlich durchschnittlich mehr als 13.500 Euro weniger
gesetzliche, private plus betriebliche Altersversorgung zur
Verfügung als Männern. Die Rentenlücke betrage 61 Prozent, in
Ostdeutschland wegen oft längerer Frauenerwerbsbiografien nur 24
Prozent. Viele Frauen kommen wegen Teilzeit für Kinderbetreuung auf
weniger Rente. Oft ist nur das mit Partner verfügbare
Haushaltseinkommen auskömmlich.
Was gegen Niedrigrenten helfen soll
Was könnte in der Rentenversicherung gegen niedrige Renten helfen?
Werneke hält ein sogar höheres Rentenniveau für nötig. "Das geht nur
durch Umverteilung, indem auch steuerpolitisch dafür gesorgt wird,
dass Vermögende, reiche Erbinnen und Erben, einen höheren Anteil am
Steueraufkommen übernehmen", so der Gewerkschaftschef. Er rede von
"wirklich Vermögenden und Reichen". Bei mehreren hunderttausend Euro
solle ein "angemessener Steuersatz" gelten, forderte der
Verdi-Vorsitzende.
Nach Einschätzung Wernekes ist das Gelingen einer großen
Rentenreform im kommenden Jahr völlig offen. In der beauftragten
Kommission lägen die Positionen "denkbar weit auseinandergehend".
Der Verdi-Chef forderte: Die Renten müssten mit den Einkommen
wachsen können. Werneke verlangte außerdem: "Wir brauchen eine
Verbesserung des Grundrentenniveaus, weil viele Menschen mit
gebrochenen Erwerbsbiografien, insbesondere viele Frauen, sonst so
niedrige Renten bekommen, dass dann irgendwann dieses
Rentenversicherungssystem delegitimiert wird."/bw/DP/zb
AXC0045 2025-12-22/06:00
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Autor: - dpa-AFX
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