| Digitalminister: KI größer als industrielle Revolution |
| 24.12.2025 15:27:00 |
Der Vormarsch Künstlicher Intelligenz (KI) wird
nach Ansicht von Bundesdigitalminister Karsten Wildberger (CDU)
größere gesellschaftliche und politische Umbrüche verursachen als
die Erfindung des Buchdrucks oder die industrielle Revolution. "Ich
glaube, dass es größer ist", sagte er im Interview der Deutschen
Presse-Agentur. "Weil es de facto die individuelle und die
kollektive Intelligenz, aus der wir unser Selbstverständnis beziehen
und die uns trotz aller technologischer Fortschritte immer
ausgezeichnet hat, herausfordert."
Wildberger verwies auf die Möglichkeit, dass KI Menschen in
bestimmten Bereichen ebenbürtig werden oder auch besser werden
könnte als Menschen. "Man wird mit dieser Technologie plötzlich
Fragestellungen, Probleme, Prozesse lösen können, wie wir es bisher
nicht kannten", sagte er. Ein guter Programmierer mit
KI-Unterstützung sei heute um einen Faktor zehn leistungsfähiger als
in der Vergangenheit ohne KI und das sei noch nicht lange her. "Das
sind gewaltige Sprünge. Das ist nicht zu unterschätzen."
Einfache künstliche Intelligenz ist längst Alltag:
* Empfehlungssysteme schlagen beim Online-Kauf Produkte auf Basis
des Kaufverhaltens vor.
* Autokorrektur, Diktierfunktion und Texterkennung auf dem
Smartphone erleichtern die Eingabe.
* Sprachassistenten wie Alexa oder Siri führen Anweisungen aus.
Alles anders seit ChatGPT
Doch spätestens seit November 2022, als der Chatroboter ChatGPT für
die breite Öffentlichkeit freigeschaltet wurde, ist KI zum Megathema
geworden. Menschen holen sich Tipps für Weihnachtsgeschenke, planen
Reiserouten, lassen KI Schriftstücke und Computerprogramme verfassen
oder Videos und Fotos erstellen. KI könnte langfristig die Medizin
revolutionieren und durch eine schnelle Auswertung unzähliger Daten
bei Prävention, Diagnostik und Therapie helfen. Aber es gibt
Befürchtungen, dass auch viele Jobs überflüssig werden, wenn KI
übernimmt.
Wildberger sieht hier zunächst das Positive: "Wir haben einen
Fachkräftemangel. Die Gesellschaft wird älter. Das wird zunehmen.
Wir können Technologien nutzen, diese unglaublich große
Herausforderung für den Arbeitsmarkt zu adressieren." Menschen
würden gebraucht, wo Maschinen in der nächsten Zukunft nicht
übernehmen könnten, sagte er und nannte das Handwerk oder den
Pflegebereich.
Minister nutzt KI, um Gedanken zu strukturieren
Dass ein Digitalminister selbst keine Berührungsängste mit KI hat,
liegt nahe. Wildberger nutzt sie nach eigenen Angaben privat, um
persönliche Gedanken zu strukturieren. "Oftmals ein, zwei Stunden am
Tag", hatte er im Interview der "Zeit" gesagt. Er verwendet demnach
die Anwendung "Claude" der Firma Anthropic: "Dein KI-Assistent für
gemeinsames Brainstorming, Gestalten und Lernen", wie es in der
Selbstbeschreibung der Anwendung heißt.
Er äußere im Zusammenspiel mit der KI seine Gedanken, oft noch etwas
unstrukturiert, und sage: "Strukturiere mir das bitte, gib mir noch
zwei, drei Ideen." Dann denke er darüber nach und spreche es noch
einmal ein. "Meistens sind das vier, fünf Schleifen."
Weniger Kreativität und Problemlösungskompetenz?
Könnte eine immer stärkere Nutzung von Künstlicher Intelligenz
Problemlösungskompetenzen beim Menschen verkümmern lassen oder zu
einem Verlust von Kreativität führen? Das müsse nicht sein, findet
Wildberger.
"Wenn ich zum Beispiel neben dem menschlichen Lehrer einen KI-Lehrer
habe, der sehr personalisiert Mathe mit mir macht, der an meinen
Antworten vielleicht erkennt, wo mein Denkfehler liegt, der auch
spielerisch motiviert, dann kann das eine große Unterstützung sein."
Es sei möglich. das eigene Potenzial so noch deutlich besser
auszuschöpfen. "Wir müssen lernen, mit diesen Maschinen anders zu
arbeiten, als wir es vielleicht jetzt in der Frühphase tun, nach dem
Motto: "Schreib mir mal einen Aufsatz!""/jr/DP/he
AXC0047 2025-12-24/15:27
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Autor: - dpa-AFX
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