| Wadephul: Keine Beteiligung an Gaza-Stabilisierungstruppe |
| 26.12.2025 15:28:00 |
Deutschland wird sich nach Angaben von
Außenminister Johann Wadephul absehbar nicht an einer
internationalen Stabilisierungstruppe (ISF) zur Umsetzung des
Gaza-Friedensplans beteiligen. Eine solche Truppe sei nicht allein
eine Vermittlungstruppe, "sondern muss im Zweifel auch ganz konkret
Sicherheit herstellen", sagte der CDU-Politiker rund zweieinhalb
Monate nach Beginn der Waffenruhe im Gazastreifen der Deutschen
Presse-Agentur in Berlin. "Dass deutsche Soldatinnen und Soldaten
dies in genau dieser Region tun, können sich viele nicht
vorstellen", fügte er hinzu.
"An den Stabilisierungskräften werden wir uns absehbar nicht
beteiligen", sagte Wadephul und ergänzte auf die Frage, ob dies auch
für Ausbildung und Organisation gelte: "Zum jetzigen Zeitpunkt
erwartet keiner von uns eine Beteiligung bei der internationalen
Stabilisierungsmission." Deutschland sei bereit, konstruktiv an den
Strukturen mitzuwirken, die in der Resolution des UN-Sicherheitsrats
enthalten sind, wie etwa einem Friedensrat. Eine offizielle
Einladung zur Mitarbeit in dem Rat habe Berlin allerdings bisher
nicht erhalten.
Die anstehende zweite Phase des 20-Punkte-Friedensplans von
US-Präsident Donald Trump sieht eine Entwaffnung der Hamas und die
Einsetzung einer internationalen Stabilisierungstruppe vor. Die
Terrororganisation lehnt es jedoch strikt ab, ihre Waffen
niederzulegen.
Wadephul für raschen Start der zweiten Phase des Friedensplans
Nachdem erste Konsultationen potenzieller Truppensteller
stattgefunden hätten, brauche es nun einen politischen Rahmen und
darin eine Sicherheitsarchitektur, die durch die
Stabilisierungskräfte und palästinensische Sicherheitskräfte gewährt
werde. "Es wäre wichtig, mit all dem sehr bald beginnen zu können",
forderte Wadephul. Er warnte: "Es darf nicht dazu kommen, dass sich
die derzeitige Teilung Gazas in einen von der israelischen Armee
kontrollierten Teil und einen zunehmend wieder von der Hamas
kontrollierten Teil dauerhaft verfestigt."
Er sei dafür, "dass Deutschland eine vermittelnde Rolle einnimmt, um
der Sicherheit Israels Rechnung zu tragen", sagte Wadephul.
Deutschland habe ein besonderes Verhältnis und eine besondere
Verantwortung für den Staat Israel, fügte er angesichts der Schoa
hinzu - der Ermordung von sechs Millionen europäischen Juden durch
die Nationalsozialisten. Die Bundesregierung leiste im Gazastreifen
umfangreiche humanitäre Hilfe und habe angekündigt, eine zentrale
Rolle beim Wiederaufbau spielen zu wollen.
Geduld bei Umsetzung des Gaza-Friedensplans notwendig
Wadephul warb um Geduld bei der Umsetzung des Friedensplans. "Auch
wenn man wünscht, dass das morgen zu Ende ist, müssen wir uns darauf
einstellen, dass das ein langwieriger Prozess bleibt." Die Hamas sei
nach wie vor politisch wie militärisch aktiv und erhole sich
vielleicht sogar. "Aktuell sind wir noch ein wirklich ganzes Stück
davon entfernt, dass ein Wiederaufbauprozess im Gazastreifen
beginnen kann."
Dennoch hoffe er, dass die von Ägypten zusammen mit Deutschland und
anderen Staaten geplante internationale Wiederaufbaukonferenz Anfang
des Jahres stattfinden könne, sagte Wadephul. Auch Deutschland sei
bereit, hier zu unterstützen. "Aber natürlich erwarten wir
insbesondere von den benachbarten Staaten aus der Golfregion, von
denen einige ja über entsprechende finanzielle Ressourcen verfügen,
dass sie sich engagieren."
Es gelange derzeit vermehrt humanitäre Hilfe in den Gazastreifen -
"aber noch nicht ausreichend", bemängelte der Minister. Es seien
mehr Grenzübergänge geöffnet und der Zugang von Jordanien aus sei
klar verbessert worden. "Insgesamt ist die Situation aber nicht
zufriedenstellend." So bräuchten die auch von Deutschland
geförderten international anerkannten Hilfsorganisationen dringend
Zugang.
Kritik an neuen israelischen Siedlungsplänen für Westjordanland
Wadephul kritisierte die Ankündigung der israelischen Regierung, 19
neue Siedlungen im Westjordanland genehmigen zu wollen. Die
Bundesregierung lehne die Anerkennung weiterer Siedlungsaußenposten
ab. Langfristig sei Israel und dessen Sicherheit am besten durch
eine Zweistaatenlösung geholfen. "Der Siedlungsausbau droht diese
Perspektive unmöglich zu machen", warnte er./bk/DP/he
AXC0033 2025-12-26/15:28
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Autor: - dpa-AFX
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